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Friedrich Engel-Janosi - 80 Jahre

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Niemand, der diese Nachricht liest, wird sie für glaubhaft halten. Der lebhafte Geist und das lebhafte Temperament, sein Humor und Esprit verleihen dem Jubilar eine unverwelkliche Atmosphäre von Jugend. Dennoch, die Dokumente bezeugen es, daß Friedrich Engel-Janosi am 18. Februar 1893 in Wien geboren wurde. Der Lebenslauf des Jubilars ist nicht kurz erzählt. Seine vielen Stationen sind gleichzeitig ein Ausdruck eines Bekenntnisses, von dem der Jubilar zeit seines Lebens beseelt war. Ein Leben lang bekannte sich der Autor in einer ewigen Liebe zu dem wahren Österreich, zu einem echten Humanismus, zu einem tiefen Glauben. Die wissenschaftliche Laufbahn, die er ergriff und der er mit Hingabe diente, war immer nur ein Mittel, um seinem Bekenntnis immer wieder neue Formen zu verleihen. Wer sich zu solchen ewigen Werten bekannte, mußte in den vergangenen Jahrzehnten, die der Jubilar durchlebte, nur zu oft mit der Gegenwart in heftigstem Widerspruch geraten. Die Kindheit und Jugend im wohlbehüteten Elternhaus ließen allerdings .noch nicht auf die vielen Wanderjahre schließen, die dem Jubilar bevorstanden. Doch dann brach der erste Weltkrieg aus, den Prof. Engel-Janosi als Offizier eines Feldhaubitzenregiments durchlebte. Mit dem Ende des Weltkrieges brach eine Zeit heran, in der alle bisherigen Werte scheinbar ihre Daseinsberechtigung verloren. Engel-Janosi, der zunächst das Doktorat der Rechte erworben hatte, wandte sich bald auch dem Geschichtsstudium zu, erwarb auch hier das Doktorat und habilitierte sich 1929 bei Przibram mit einem Werk über Rechberg. 1935 wurde er a. o. Professor und 1937 erhielt er eine Gastprofessur in Rom. Hier überraschte ihn der Anschluß. Engel-Janosi ging in die Emigration, da ihm ein Leben unter der neuen Barbarei unerträglich schien. Cambridge, Baltimore und schließlich die katholische Universität in Washington waren seine Wirkungsstätten während der Emigration und auch noch viele Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Denn erst 1959 konnte er an die Universität Wien zurückkehren. Ein Zeichen dafür, wie undankbar Österreich gegenüber seinen treuesten Söhnen ist. Viele Arbeiten sind seiner Feder entflossen, hier sei insbesondere genannt sein großes, zweibändiges Werk über „Österreich und der Vatikan, 1846 bis 1918" sowie seine Herausgabe der „Politischen Korrespondenz der Päpste mit den österreichischen Kaisern". Mit seinem Buch „Vom Chaos zur Katastrophe — Vatikanische Gespräche 1918 bis 1938" setzte er Pius XII. ein unvergängliches Denkmal, gerade zu einer Zeit, da dieser Papst von vielen Journalisten mit verheerender Wirkung angegriffen wurde. Ein Zeichen seines Mutes zur Wahrheit, seiner Treue zur Kirche und seiner angeborenen Noblesse. Mit diesem und anderen Werken beweist er, daß er einer der großen Geschichtsschreiber der Päpste geworden ist, auf den Österreich stolz sein kann.

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