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Als ich mit Msgr. Dr. König studierte

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In der bekannten englischen Wochenschrift „The Tablet“ schreibt D. J. J. Curtis unter dem Titel „Einige persönliche Eindrücke von Msgr. König“ über seine Erinnerungen an gemeinsame Studien und Sorgen mit dem heutigen Wiener Erzbischof. Wir geben seine Ausführungen anläßlich der bevorstehenden Inthronisation Erzbischof Königs in wörtlicher Uebersetzung wieder. Die „Furche“

Ich traf Monsignore König das erste Mal 1931, “als wir beide an der Gregorianischen

Universität in Rom studierten. Er war im Ger-manicum-Ungaricum zu Hause, ich im Beda-Kclleg, und da die beiden Häuser sich nahezu berührten, waren wir viel beisammen. Nachdem er mit seiner These „Die Amesha Spentas des Awesta und die Erzengel im Alten Testament“ im Jahre 1935 das Doktorat erlangt hatte, kehrte er in seine Heimatdiözese St. Pölten zurück, wo er einige Zeit als Kurat in Ybbs tätig war. Nach dem „Anschluß“ — Msgr. König war inzwischen Seelsorger der Wiener Universitätsstudenten geworden — lenkte der Eifer, mit dem er sich der Betreuung der Hochschuljugend widmete, wiederholt die handgreifliche Aufmerksamkeit der Gestapo auf ihn. Mit Erlaubnis seines Bischofs setzte er in der Folge seine Studien in Rom fort. Die Früchte seiner hervorragenden Arbeit namentlich in den biblischen und orientalischen Fächern zeigten sich in zahlreichen Beiträgen in wissenschaftlichen Zeitschriften und in der Veröffentlichung — gemeinsam mit Joseph Eberle — von „Die Bibel im Lichte der Weltliteratur und Weltgeschichte und „Das Alte Testament und die altorientalischen Religionen“. Ein Fachmann ebenso auf dem Gebiet der vergleichenden Religionswissenschaft, gab er 1952 eine dreibändige Enzyklopädie über diesen Gegenstand unter dem Titel „Christus und die Religionen der Erde“ heraus. Die meisten europäischen Sprachen sind dem neuen Erzbischof geläufig; seine Kenntnis des Russischen leistete ihm bei Verhandlungen mit den sowjetischen Besatzungsbehörden wertvolle Dienste.

Wie schon erwähnt, lernte ich den neuen Wiener Oberhirten in meinen Studienjahren kennen. Unsere damals entstandene Freundschaft führte ihn nach England, zum ersten Male, als ich noch dem Lehrkörper des St.-Johns-Seminars in Wonersh angehörte, und später, als ich Pfarrer in Haywards Heath war. Er kam wiederholt nach England und verband damit auch häufige Besuche in Irland, jede Gelegenheit wahrnehmend, um wissenschaftliche und seelsorgliche Kontakte herzustellen. Am besten erinnern sich seiner wohl die Angehörigen der Pfarrgemeinde Haywards Heath. Während der Sommermonate, die er dort verbrachte, nahm er vollen Anteil am Leben der Pfarre, besuchte die Leute in ihren Heimen, sprach im Kreise der verschiedenen Sodalitäten und zeigte ein unerschöpfliches Interesse für jedes Detail unserer Pfarradministration und der bei uns gebräuchlichen Methoden. Was auf ihn einen ganz besonderen Eindruck machte, waren die bei uns herrschenden ausgezeichneten Beziehungen zwischen den Geistlichen und den Gemeindemitgliedern; eine Folge unserer vielleicht einzigartigen Tradition von Haus-zu-Haus-Besuchen. Er wurde nie müde, uns Fragen zu stellen, und wir betrachteten ihn geradezu als eine lebendige Verkörperung der Worte des Terentius: Nil humani a me alienum puto (Nichts Menschliches ist mir fremd). Sein großes Interesse für die seelsorgliche Arbeit veranlaßte ihn zur Neuredigierung, unter Berücksichtigung der modernen pastoralen Erfordernisse, und Herausgabe der „Bemerkungen über die Seelsorge, besonders auf dem Lande“, von P. Aegidius Jais.

Seine Betrauung mit dem hohen Amte des Wiener Erzbischofs ist zweifellos auf die ruhige Stärke seiner Persönlichkeit wie auf den be-, merkenswerten Erfolg zurückzuführen, mit dem er in den ungemein schwierigen Zeiten der sowjetischen Okkupation als Bischof-Koadjutor die Verwaltung der Diözese St. Pölten besorgte. Man erinnert sich hier mit Freude daran, daß er stets zu den regelmäßigen Lesern unseres „The Tablet“ zählte, mit dessen Herausgeber und Redaktionsstab er in freundschaftlichen Beziehungen steht. Oft hat er mit Douglas Woodruff die Lage der Kirche in Europa besprochen. Es ist charakteristisch für ihn, daß er es zuwege bringt, mit seinen so zahlreichen Freunden den Kontakt aufrechtzuerhalten und daß er nicht vor der überaus umfangreichen persönlichen Korrespondenz zurückschreckt, die das erfordert. Unerschütterlicher Mut und eine ebenso unerschütterlich ruhige und gütige Art, Zielsicherheit und rastloser Arbeitseifer verbinden sich bei ihm mit einer natürlichen Einfachheit, die um so anziehender wirkt, wenn man sie der Tiefe seines Wissens und seiner Gabe, rasch den Kern eines jeden Problems zu erfassen, gegenüberstellt. Seine Freunde in England werden sich alle aufrichtig freuen über den hervorragenden Beweis des Vertrauens, den Msgr. König beim Heiligen Stuhl genießt. Von Herzen wünschen sie dem neuen Erzbischof ad multos annos.

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