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Zwei Ehemalige — die Zukünftigen

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Manche glauben, daß Argentiniens Schicksal zwischen den beiden abgesetzten Präsidenten entschieden wird. Dr. Arturo F r o n-d i z i, der immer noch als Gefangener der Generäle auf der Insel Martin Garcia sitzt, aber in gleicher Eigenschaft demnächst auf ein Gut bei Buenos Aires gebracht werden soll, hat erklärt, daß nur eine „Nationale Volksfront“ Argentinien zu einer verfassungsmäßigen Normalität zurückführen könne.

Zwei „neoperonistische“ Parteien

Die Offiziere hatten vor wenigen Tagen die Regierung des argentinischen Präsidenten Dr. Guido gezwungen, das neue Staatssicherheitsgesetz anzuwenden und politische Akte der Peronisten zu verbieten. Nach dem neuen Parteienstatut — nach dem im Juni gewählt werden soll — sind Parteien, die aus dem Ausland dirigiert werden, nicht zugelassen. Ebenso darf der Name Perön oder sein Bild weder direkt noch indirekt in der Propaganda verwendet werden.

Parteien, die 90 Prozent der zugelassenen Wählerschaft repräsentieren, fordern in einer gemeinsamen Erklärung die Änderung des Statuts. Sie wollen — nachdem das Verhältniswahlrecht neu eingeführt ist — die Peronisten mit ihren 30 bis 40 Prozent der Stimmen nicht ächten, also ausschließen, sondern gemeinsam überstimmen.

Das Wahlgericht hat zwei „neoperonistische Parteien“, „Union Populär“ und „Conservador Populär“, zugelassen. Der frühere Präsident der peronisrischen Partei, Alejandro L e I o i r, und der frühere peronisrische Innenminister Oscar A1 b r i e u haben eine neue „Partei der sozialen Gerechtigkeit“ (Partido de la Justicia Social) begründet, während die Parteigänger des früheren Präsidenten des Generals Pedro Eugenio Aramburu für dessen „Einheitskandidatur“ (?) ebenfalls eine neue Partei, „Union dei Pueblo Argentino“ (UDELPA), ins Leben gerufen haben.

Peronismus ohne Peron?

Der „starke Mann“ des Moments, der Kriegsminister General Rattenbach, hat das politische Klima Argentiniens über Nacht geändert. Er hat eine Rede gehalten, nach der er zwischen dem aus dem Heer ausgestoßenen General Perön, den er scharf ablehne, und der „Weltanschauung“ des „Justicialismo“ (Peröns sozialpolitisches Programm), die er achte, unterscheide. Diese neue Formel, „Peronismus ohne Perön“, wird in politischen Kreisen in Buenos Aires theoretisch und kindlich genannt.

Jedenfalls sind die Peronisten, wie Dr. Mattera in Punta dei Este erklärte, nicht bereit, „mit einer Zwangsjacke“ in die Wahlen zu gehen.

Die Parteien wollen sich mit den Peronisten verbünden. Diese verzichten nicht auf die Rückkehr Perdns. So scheint man von der Alternative, „Wählen mit oder ohne Peronisten“, zu der „Rückkehr Peröns oder Militärdiktatur“ zu gelangen.

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