Pipeline-Marker - 4000 Pfähle markieren die Strecke der unterirdisch verlegten TAL-Pipeline von Triest bis Ingolstadt. Auf jedem Pfahl befinden sich die genaue Kilometerzahl und eine Telefonnummer für Notfälle. - © Wolfgang Machreich

Am Puls der Ölschlagader

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Der Fast-Blackout der europäischen Stromversorgung vor zwei Wochen erinnerte an die Verletzlichkeit der Energieversorgungssicherheit. Ohne die Transalpine Pipeline gingen beim Rohölnachschub die Lichter aus.

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Der Fast-Blackout der europäischen Stromversorgung vor zwei Wochen erinnerte an die Verletzlichkeit der Energieversorgungssicherheit. Ohne die Transalpine Pipeline gingen beim Rohölnachschub die Lichter aus.

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Wenn an diesem Kitzbühel-Wochenende Sicherheit an vorderste Stelle gestellt wird, sprechen die Verantwortlichen der Skirennen über die Eindämmung der Corona-Gefahren oder die Schutzeinrichtungen für die Abfahrtsläufer auf ihrer Schussfahrt den Hahnenkamm hinunter. Dass ein durch den Hahnenkammberg verlegtes sieben Kilometer langes Stahlrohr mit gut einem Meter Durchmesser erst überhaupt diesen Skizirkus und generell den wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Rummel in unseren Breiten ermöglicht und die Versorgungssicherheit mit dem dafür notwendigen Rohölnachschub garantiert, daran denkt nicht nur an solchen skiverrückten Tagen in Kitzbühel und anderswo niemand.

Der Vergleich mit dem menschlichen Körper drängt sich auf: Auch dort sind die lebenswichtigsten Organe unter der Oberfläche verborgen und meist vergessen – bis es zu Komplikationen oder Ausfällen kommt.

Für die Transalpine Ölleitung (TAL), eine der Hauptschlagadern der europäischen Wirtschaft, gilt dasselbe: Seit 1967 pumpt sie das Lebenselixier fossiler Energiegewinnung und erdölbasierter Veredelungsindustrie von Süden nach Norden. Im Hahnenkamm-Tunnel der TAL-Pipeline ist das Rohöl bereits 270 Kilometer weit unterwegs. Befüllungspunkt der Leitung ist der Seehafen in der Bucht von Muggia bei Triest. Weitere knapp 200 Kilometer von Kitzbühel entfernt mündet die TAL-Hauptleitung in das Tanklager bei Ingolstadt. Dort übernehmen Anschluss-Pipelines den Auftrag, beliefern fünf Raffinerien in Deutschland und zwei in Tschechien und decken damit 100 Prozent des Rohölbedarfs von Bayern und Baden-Württemberg, das sind 40 Prozent des deutschen Bedarfs sowie 50 Prozent der Rohölmengen der Tschechischen Republik. Durch eine Pipeline Abzweigung bei Kötschach-Mauthen (Kärnten) in die Raffinerie nach Wien-Schwechat fließen 90 Prozent des österreichischen Bedarfs an Rohöl. Insgesamt transportiert die TAL pro Jahr über 41 Millionen Tonnen Öl, aufgrund der Corona-Bremse lag der Durchsatz im vergangenen Jahr ein wenig darunter.

Grüne Pipeline

„Wir alle brauchen das Rohöl, unser Lebensstil braucht das Rohöl“, bringt Alessio Lilli, General Manager der TAL, die Bedeutung seiner Pipeline auf den Punkt. Lilli ist gebürtiger Römer, er verstehe sich aber als Europäer, sagt er, was ihm als Manager eines grenzüberschreitend tätigen Unternehmens zugutekomme: „Ohne den Willen zur Zusammenarbeit würde es unsere Pipeline nicht geben, ohne unsere tägliche grenzüberschreitende Zusammenarbeit könnten wir nicht existieren“, sagt Lilli, und gefragt nach der wichtigsten Notwendigkeit im Pipeline-Geschäft antwortet er mit einem Wort: „Vertrauen.“

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