Leck im Gender Mainstream

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Kinder brauchen ihre Mutter. Sie stellt die erste Bezugsperson des Kindes dar. Die frühe Mutter-Kind-Beziehung ist die Grundlage für die Ausbildung eines "Urvertrauens", für die Beziehungs- und Liebesfähigkeit und die Sozialisation des Menschen. Eine emotional sichere, ungestörte Mutter-Kind-Bindung ist von höchster Bedeutung für die Entwicklung des Kindes. Die Beziehung zur Mutter wie auch die Ablösung von der Mutterfixierung im Laufe des Reifungsprozesses wirken vorbildhaft für die Gestaltung von Beziehungen im späteren Leben. Das ist der Stand des Wissens der modernen Psychologie, das bestätigen alle Erfahrungen. Alles andere sind Notlösungen einer wesenhaft unvollkommenen Welt.

Die Förderung guter Mutter-Kind-Beziehungen bis ins Jugendalter müsste so gesehen politisch höchste Priorität haben und - weil Mütter immer Frauen sind - auch Kernpunkt jeder glaubwürdigen Gender-Mainstreaming-Politik sein. Diese aber scheint berufungsmäßiges Muttersein eher als Störfaktor für die Emanzipation der Frauen zu sehen denn als Basisarbeit für eine menschenwürdige Gesellschaft. Warum sonst haben alle Initiativen nur das Ziel, "Job mit Karriere" für Frauen zu fördern? Keine Aussage gibt es - weder in der Theorie noch in den einschlägigen Programmen -, dass das, was Mütter und Hausfrauen in der langen Vergangenheit zum Gedeihen der Welt beitrugen und noch heute beitragen, als wertvolle Leistung anzuerkennen sei. Man hat den Eindruck, dass es diese Frauen gar nicht mehr geben dürfte. Gender Mainstreaming kann aber nur dann glaubwürdig sein, wenn Müttern "ohne Job und Karriere" die gleiche Anerkennung und Unterstützung zuteil wird wie jenen Frauen, die sich im Berufsleben verwirklichen wollen.

Der Autor ist Wissenschaftlicher Direktor der Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz.

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