Nicht nur Muslime suchen ihren Platz

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"Leitkultur" einerseits und der "massive Exkulturationsprozess der Kirche" finden sich als Begriffe in zwei auf einer Doppelseite vereinten Artikeln der letzten Furche. Analysiert Bischof Egon Kapellari den Dialog mit dem Islam, so beschäftigt sich der Pastoraltheologe Rainer Bucher mit der "Kirche der Frauen" und patriarchalen kirchlichen Strukturen. Hier der selbstbewusste missionarische Anspruch, dort die Warnung, nicht ins gesellschaftliche Abseits zu geraten.

Wer jetzt an Islam und "Inkulturation in Europa" denkt, dem mag auffallen: Muslime sind nicht die einzigen, die ihren Platz nach innen und außen zu definieren suchen. Gleich wer sich dabei populistisch darin sonnt, irgendwie besser als die anderen zu sein, übersieht leicht die Notwendigkeit zur Entwicklung, nimmt Stagnation in Kauf.

Im Gespräch erschließt sich oft, wie historische Erfahrungen mit dem Christentum auf den Islam projiziert werden - ob Rolle der Frau, Demokratie oder Religionsfreiheit. Das heißt nicht, dass Muslime sich unter Verweis darauf vor dem Diskurs drücken sollten. Nicht umsonst führen muslimische und christliche Frauen einen fruchtbaren Dialog, bis hinein in Strategiefragen für mehr gesellschaftliche Präsenz. Wir sitzen in einem Boot: Islamfeindlichkeit hat nicht erst seit Voltaires Muhammad-Drama viel mit Religionsfeindlichkeit zu tun. Es wäre wohl billig, sich abgrenzend jeweils als die vernünftigere Variante zu präsentieren. Viel besser, wenn gegen schwammige Wertedebatten auf sichtbare und konkrete Zusammenarbeit der Religionen (Integrationspapier; vgl. S. 2 die- ser Furche - Anm.) gesetzt wird. Im Dialog des Handelns kann sich der Anspruch der Religionen, im säkularen pluralistischen Staat gesellschaftspolitische Verantwortung zu übernehmen, am glaubwürdigsten entfalten.

Die Autorin ist Medienbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft.

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