Was sagen Prognosen und Prophetien aus?

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Prognosen sind Spekulationen, sie beeinflussen aber das Verhalten der Menschen. Prophetien haben auch erleuchtenden Charakter.

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Prognosen sind Spekulationen, sie beeinflussen aber das Verhalten der Menschen. Prophetien haben auch erleuchtenden Charakter.

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Vor der Wende zum Jahr 2000 überschütteten uns die Medien mit erschreckenden Prognosen, was zu Silvester 1999 alles passieren könne, vor allen Dingen der prognostizierte mögliche Zusammenbruch der Computer und dessen Folge für unser auf Sicherheit geplantes Leben beängstigte die Menschen. Nun - es geschah gar nichts.

Durch Prognosen lassen sich Menschen beeinflussen, und sei es nur, dass sie ihr Verhalten ändern. Eine sehr positive Konsequenz, denn auf diese Weise können oft vorangekündigte Negativentwicklungen verhindert werden. Man denke nur an die Warnung des Club of Rome, die uns aus einem der Umwelt gegenüber rücksichtslosen Dahinleben herausriss und zu einer Auseinandersetzung mit der Finalität zwang. Die Sehnsucht des Menschen nach Prognose und Prophetie ist eine sehr große, denn diese scheinen Orientierung unserer Existenz in den verschiedensten Belangen zu geben. Der erste Blick vieler junger Mütter gelte den Lebenslinien in der Handfläche des Neugeborenen, wie der Arzt und Präsident der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste, Dr. Felix Unger, beim 7. Salzburger Pfingstgespräch im ORF-Landesstudio Salzburg ausführte.

Diese Veranstaltung der oben genannten Akademie in Gemeinschaft mit dem ORF (Intendant Friedrich Urban) und den Salzburger Nachrichten (Ronald Barazon), beleuchtete das Thema "Ist das Ende vorhersehbar? - Zwischen Prognose und Prophetie" aus physikalischer, theologischer, ökonomischer, biologischer, medizinischer und journalistischer Perspektive. Den inhaltlichen Schwerpunkt der Expertenrunde, der der Wiener Astrophysiker Peter Aichelburg, der Münchner Theologe Eugen Biser, der Trendforscher Matthias Horx sowie der Wirtschaftswissenschaftler Erich Streissler angehörten, bildete bei allen Referenten die Aussage über die Labilitäten von Prognosen, da sowohl der Mensch als ausgeprägtes Geistes- und Willenswesen als auch die Wissenschaften in ihrer Entwicklung äußerst komplex seien: Prognosen fungieren als Entscheidungserleichterungen, wobei seriöse Vorhersagen immer von heutigen Gegebenheiten ausgehen.

Grobe Vereinfachungen Außerdem beruhen diese immer auf groben Vereinfachungen der Zusammenhänge und dem Erkennen der jeweils wichtigsten Einflussfaktoren, somit nur auf wissenschaftsgestütztem Fingerspitzengefühl. Die Geschichte und die Erfahrung lehren einiges, aber auch nicht sehr viel, da Gesellschaftsabläufe sich wesentlich ändern. Das Verhalten physikalischer Systeme ist relativ gut vorhersehbar, vor allen Dingen innerhalb des Planetensystems.

In den Wirtschaftswissenschaften sind laufend kurz- bis mittelfristige, aber auch sehr langfristige Prognosen etwa für die nächsten 30 bis 50 Jahre erforderlich. (Zum Beispiel muss zukünftiger Bedarf an elektrischem Strom für Zwecke einer Kraftwerksplanung klar überlegt werden.) Spekulationen und daher Prognosen sind das tägliche Brot der Ökonomie.

Gerade auch im Hinblick auf Pfingsten, so Eugen Biser, hat die ernsthafte Prophetie in der jüdisch-christlichen Theologie einen erleuchtenden Charakter. "Prophet" bedeutet, beim Wort genommen "Der anstelle eines anderen Redende". Propheten sind somit in erster Linie nicht die, meist mit zweifelhaftem Recht Zukunftsprognosen erstellen, sondern die Inspirierten, christlich gesehen, "Die vom Gottgeist erfüllten", die vor allem in der ersten Stunde des Christentums im Geist und Auftrag des erhöhten Christus zu den Gemeinden sprachen.

Die einzige Prognose, die wir von Christus kenne ist, die Vorhersage der Katastrophe Jerusalems im Jahre 70. Und diese traf zu! Eine Prognose über das Weltende lehnt Jesus ab, das kennt nur der Vater allein ...

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