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Erlebnis-Klub-Austria

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Die Beiselust der Österreicher blieb in der vergangenen Saison ungebrochen. Das liebste Urlaubsland ist weiterhin Österreich. Fast ein Drittel der Urlauber blieb 1996 im eigenen Land. Spitzenreiter unter den inländischen Beisezielen war Kärnten, so die Ergebnisse der kürzlich präsentierten deutsch-österreichischen Tourismusanalyse. Nummer eins bei den ausländischen Urlaubszielen ist Italien. An der zweiten Stelle rangiert Griechenland.

Zum Beiseverhalten der Deutschen fällt dem Hamburger Freizeitforscher Horst W. Opaschowski auf, „daß Westdeutsche nach wie vor Spanien, Italien und Österreich als Top-Beiseziele favorisieren, während für Ostdeutsche nur Österreich eincSpit-zenstellung einnimmt. Griechenland ist für die Ostdeutschen ebenso gefragt wie Ungarn oder Tschechien."

„Ab in die Sonne", ist auch 1997 die Devise - und zwar nach Italien, Griechenland und Spanien. Nur jeder fünfte Österreicher will aber heuer Urlaub im eigenen Land machen.

Österreich und Deutschland haben das gemeinsame Problem sinkender Gästezahlen. Das macht der Touristikbranche schwer zu schaffen. Dazu kommen die staatlichen Sparpakete, die die Ausgabenfreudigkeit in Sachen Urlaubsreise spürbar dämpfen.

Der Österreich-Tourismus wird dadurch doppelt beeinträchtigt, denn zwei Drittel der Urlaubsgäste kommt traditionell aus Deutschland. Der österreichischen Tourismusbranche boten sich bisher als Erklärung für das

Ausbleiben der Deutschen laut Opaschowski drei Gründe:

■ billige Flugpreise und.Pauschalreiseangebote;

■ schlechtes Wetter und Wetterunsicherheit;

■ leere Urlaubskassen.

Um dem Tourismusschwund entgegenzuwirken, rät der Freizeitforscher: „Das Urlaubsland Österreich braucht ein neues Attraktivitätsprofil. Die regionalen Tourismusorganisationen müssen unter der Koordination der Österreichwerbung touristische Spezifika kreieren, die es anderswo nicht gibt. Etwas Eigenes, Österreich-Spezifisches."

Eine Hauptantriebskraft für Bei-sende stellt das Kontrasterleben dar. Im Urlaub soll alles ganz anders sein als zu Hause. Je reiseerfahrener die Urlauber werden, desto größere Ansprüche stellen sie an die Kontrast-Kulisse des Beiseziels.

Im Konkurrenzkampf mit preiswerten ausländischen Beisezielen, die Exotik, die Sonne und ein Entfliehen aus dem Alltag in eine andere Umgebung versprechen, haben Österreich und Deutschland kaum Chancen, verlorenes Terrain wiederzugewinnen.

Was ist also zu tun? -

■ Die Ferienorte müssen in Architektur und Ambiente eine Gegenwelt zum Alltag ausstrahlen. Der Urlauber will das Original-Gefühl: soviel Ursprünglichkeit wie möglich, soviel Kulisse wie nötig.

■ Der Urlauber will etwas erleben. Langeweile hat keinen Platz.

„Die künftigen Marketingstrategien des österreichischen Fremdenverkehrs müssen Erlebnisphilosophien gleichen", so Opaschowski. „Der Bei-semarkt muß zum Erlebnismarkt, die Gastronomie zur Gastrosophie werden. Am Ende steht ein neues Pro-' dukt: Das Beiseland Österreich als Erlebnisland."

Ob dies wirklich wünschenswert ist, oder ob die letzten österreichtreuen Urlauber damit verscheucht werden, bleibt eine offene Fragestellung, die derzeit laut diskutiert wird. Österreich als Erlebnis-Klub-Austria - eine Utopie oder bald Bealität?

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