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Bis 2050 um vier Grad wärmer

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Der schwedische Chemiker Svante Arrhenius beschrieb bereits um 1890 den Treibhauseffekt, ohne den es kein Leben auf der Erde geben würde. Er erkannte, daß das CO2 in der Luft als Wärmefalle wirkt, weil es das kurzwellige Sonnenlicht ungehindert zum Erdboden durchläßt, gleichzeitig jedoch die langwellige Rückstrahlung von der Erdoberfläche zurückhält.,

Der Treibhauseffekt, besser wäre Glashauseffekt, auch wenn die Atmosphäre nach oben zu „offen" ist, besteht also im wesentlichen darin, daß die langwellige Abstrahlung von bestimmten Gasen (Spurengase, Kohlendioxid) und Wasserdampf absorbiert und in der Folge wieder emittiert wird. Ein großer Teil der Energie gelangt dadurch erneut als langwellige Gegenstrahlung zur Erdoberfläche zurück.

Die Wirksamkeit der verschiedenen Spurengase, die insgesamt nur rund 0,04 Volumsprozent der Atmosphäre ausmachen, bei der Erhöhung des Treibhauseffektes ist abhängig von * deren molekularer Struktur. Setzt man die Wirksamkeit des weitaus häufigsten co0-m0-leküls mit eins gleich, so sindMet-han 32mal, Lachgas 250mal, Ozon 1.000- bis 2.000mal und FCKWs (siehe Furche 46/1995) 10.000- bis 20.000mal so wirksam.

Ein ungestörter Energieumsatz in der Atmosphäre ist an eine Luftschichte mit relativer Konstanz des Gasgehalts gebunden. Nur diese Konstanz des Treibhauseffektes sichert den Fortbestand der typischen Lebensgemeinschaften der Erde. Eine Abänderung des Treibhauseffektes muß zwangsläufig zu Veränderungen des Klimas und damit der Klimazonen sowie der durch sie geprägten Lebensgemeinschaften führen.

So bewirkte der Treibhauseffekt um 1900, daß die Erdoberfläche eine durchschnittliche Temperatur von plus 15 Grad Celsius erreichte. Ohne Gegenstrahlung der Atmosphäre wäre die Temperatur bei minus 17 Grad Celsius gelegen, also um 32 Grad tiefer.

In den letzten hundert Jahren ist die mittlere Temperatur der Erdoberfläche durch den Verbleib eines Teils der vom Menschen freigesetzten Spurengase in der Atmosphäre auf etwa plus 15,7 Grad Celsius angestiegen. In den letzten 18.000 Jahren gab es kein Jahrhundert mit einem vergleichbar raschen Temperatur- beziehungsweise C02-Anstieg. Und das, obwohl die Globalstrahlung vermutlich infolge der Verlagerung der Erdachse derzeit um 0,5 Watt pro Quadratmeter jährlich abnimmt. In den letzten 160.000 Jahren gab es niemals einen so hohen 002-Gehalt in der Atmosphäre wie derzeit, 300 ppm (300 Teile auf eine Million) wurden nie überschritten, dies läßt sich unter anderem aus antarktischen Eisbohrkernen ermitteln. Heute liegt der Q^-Gehalt bei rund 355 bis 360 ppm.

Eine gleiche Steigerungsrate, wie gegenwärtig vorausgesetzt, würde einen COn-Gehalt im Jahr 2050 von zirka 800 ppm bedeuten - ein Wert, der vor 2,5 bis zwölf Millionen Jahren, als die globale Temperatur um durchschnittlich vier Grad wärmer war, herrschte.

Univ. Prof. Dr. Werner Katzmann ist Sachbearbeiter am Österreichischen Bundesinstitut in Wien, sein Beitrag ein Auszug aus „Wege zur Umweltsicherung in Europa" (Club Niederösterreich 4J199S).

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