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Organspende vom Mikromechaniker

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Für den technischen Fortschritt scheint es kaum mehr Grenzen zu geben. Die Nachbildung etwa von menschlichen Organen, so war auf dem internationalen Kongreß „Feinwerktechnik 1992" vor kurzem in Wien zu hören, ist durchaus keine „science fiction" mehr.

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Für den technischen Fortschritt scheint es kaum mehr Grenzen zu geben. Die Nachbildung etwa von menschlichen Organen, so war auf dem internationalen Kongreß „Feinwerktechnik 1992" vor kurzem in Wien zu hören, ist durchaus keine „science fiction" mehr.

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Die Feinwerktechnik, ursprünglich aus der Goldschmiedekunst und der Uhrenindustrie entstanden, hat sich heute zur Mikrosystemtechnik und Mechatronik entwickelt. Mikro ist die Zauberformel: Auf einer Fläche von mikroskopischer Kleinheit (der eines Haarquerschnittes) ist es heute möglich, ein ganzes System von mikromechanischen Bauelementen zu installieren.

Kleinste Messinstrumente, Telekommunikation, Datenverarbeitung, Büromaschinen aller Art, Laserdisks, die gesamte Automobilelektronik, das alles sind Produkte der immer weiter entwickelten Feinwerktechnik. Voraussetzung dafür ist die Konstruktion immer kleinerer Bauteile und deren Kombination mit elektronischen und elektrotechnischen Elementen.

„Der künftige Trend liegt in der Entwicklung von Systemen aus diesen Bauteilen und Funktionsgruppen", kündigt Helmut Detter, Vorstand des Instituts für Feinwerktechnik an der Wiener Technischen Universität weitere Möglichkeiten an. Diese Mikrosysteme, so erwartet man, werden vor allem in der Medizintechnik Anwendung finden.

Schon jetzt messen implantierte Sonden mit einem Durchmesser von weniger als einem Millimeter chemische Vorgänge und Daten im Körperinneren. Elektrische Impulse werden an bestimmte Organe wie Herz, Muskeln oder Nerven weitergegeben und erhalten so deren Funktion aufrecht. Winzige eingepflanzte Pumpen versorgen den Körper mit Nährstoffen oder Medikamenten. All das ist heute schon fast Routine.

Jetzt wagt man sich einen Schritt weiter, an die Entwicklung künstlicher Organe: Synthetische Stoffe, die vom Körper nicht abgestoßen werden, stehen ja bereits zur Verfügung. Schon vor Jahren wurde in Wien der Versuch unternommen, aus naturnahem Material ein künstliches Herz zu entwickeln.

„Was ist eine Niere? Im Grunde nur ein Spezialfilter, den man durchaus mikromechanisch nachbauen kann", zeigt Detter eine Zukunftsvision auf, „oder das menschliche Auge: Ein sehr kompliziertes System. Auch in diesem Fall ist eine Nachbildung möglich. An ihr wird übrigens auf internationaler Ebene derzeit gearbeitet."

Voraussetzung für die Verwirklichung dieser kühnen Projekte ist allerdings eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Doch gerade das, so war in den Diskussionen immer wieder zu hören, ist schwer zu verwirklichen. Den Japanern gelinge es besser als den Europäern. Deshalb seien sie oft eine Nasenlänge voraus. In Wien soll noch heuer mit dem Bau eines Mikrostrukturzentrums begonnen werden, das sowohl für Österreich als auch auf internationaler Ebene zu einem Umschlagplatz von neuen Technologien und Know how werden soll.

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