Erst beim Abfassen der Steuererklärung kommt man drauf, wie viel Geld man sparen würde, wenn man gar keines hätte.“ Diese Einsicht verdankt die Menschheit dem 1971 verstorbenen französischen Schauspieler und Komiker Fernandel, der es in der Rolle des Dorfpfarrers Don Camillo zu Weltruhm brachte. Er beschreibt damit nicht nur ein Luxusproblem hochversteuerter Mitmenschen, sondern im Umkehrschluss gleich auch die zeitlose Tatsache, dass Steuersenkungen zuallererst jene begünstigen, die davor mehr zu bezahlen hatten. Die von der Bundesregierung bereits im vergangenen Jahr umgesetzte
Auf das Vorzeichen kommt es an: Der Staatshaushalt für das Budget jahr 2018 weist erstmals seit Jahrzehnten einen Nettoüberschuss aus. Trotz beträchtlicher Ausgabensteigerungen für Soziales, Gesundheit, Pensionen und Verwaltung steht unter dem Strich letztendlich eine "schwarze Null" in Höhe von immerhin 426 Millionen Euro. Dieser Achtungserfolg verdankt sich allerdings nicht nur einem disziplinierten Budgetvollzug, sondern vor allem auch außergewöhnlich hohen Steuereinnahmen, die dank guter Konjunktur und kalter Progression üppiger ausfielen als erwartet.Dazu kommen zwei entlastende
Klimafragen stellen sich nicht nur, wenn es um Wetterprognosen geht. Im übertragenen Sinn beschäftigen sie uns auch, wenn sich das Wirtschaftsklima ändert und die ökonomische Großwetterlage Anlass zur Sorge gibt. Als sich im Herbst der Horizont an den Börsen verdüsterte, konnten die teils heftigen Kursverluste noch als überfällige Korrektur nach einer langen Schönwetterphase interpretiert werden. Mittlerweile zeigen sich jedoch auch ganz reale Gewitterwolken. Schon korrigieren die Weltbank-Ökonomen ihre bis vor Kurzem noch deutlich optimistischeren Prognosen nach
Wenn von Venezuela die Rede war, fiel uns dazu viele Jahre hindurch vor allem "El Sistema" ein, jenes Netzwerk von Chören und Jugendorchestern, mit dessen Hilfe viele tausend Kinder aus der (Bildungs-)Armut herausgeführt werden konnten. Die besten von ihnen fanden begeisterte Zuhörer in allen wichtigen Konzertsälen der Welt. Unter ihrem Stardirigenten Gustavo Dudamel waren sie auch in Österreich oft zu Gast.Einst zählte das Land mit den größten Ölreserven der Welt zu den Vorzeigestaaten Mittelamerikas. Seit jedoch Hugo Chávez vor zwei Jahrzehnten an die Macht kam und mit
Robert Menasse, Autor des preisgekrönten EU-Romans "Die Hauptstadt", ist nicht nur Dichter, sondern auch homo politicus. Im November letzten Jahres, anlässlich des 100-jährigen Gedenkens an das Ende des Ersten Weltkrieges, initiierte er eine zur Kunstaktion überhöhte Kampagne für eine künftige "Europäische Republik". An zahlreichen Schauplätzen verkündeten damals Kunstschaffende sein Manifest für ein Europa, das einst nicht mehr aus Nationalstaaten, sondern nur noch aus Regionen bestehen soll.Bald darauf wurde er dabei ertappt, Walter Hallstein, den allerersten
Technologien, die herkömmliche Produktionsabläufe obsolet machen, werden als disruptiv bezeichnet. Die Geschichte des Aufbrechens gewohnter Wertschöpfungsketten reicht von der Dampfmaschine über die ersten Rechenmaschinen bis herauf zu den neuesten Digitaltechniken -und sie wird ständig neu geschrieben. Diesen Vorgang nannte der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter einst "Schöpferische Zerstörung".Das Erinnerungsjahr 2018 hat uns nun eindrücklich vor Augen geführt, dass es auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen immer wieder disruptiv zugeht. Denn der Blick zurück in die
Dumm gelaufen. Ohne die irrtümlich öffentlich gewordene SMS-Nachricht des Vizekanzlers hätte sich kaum jemand für die Reform der Österreichischen Finanzmarktaufsicht interessiert. So aber erfuhren wir unfreiwillig von gravierenden Ängsten des freiheitlichen Parteiobmanns -nein, nicht etwa um die Stabilität des Finanzsystems, sondern um ausreichenden Einfluss seiner Fraktion im künftigen Direktorium der Nationalbank. Für den Fall der Konzentration der Aufsichtsagenden des Bankensystems bei der schon bisher dafür mitzuständigen Finanzmarktaufsicht (FMA) befürchtete er eine
"Projekt Mitteleuropa": So nannten Erhard Busek und Emil Brix 1986
ihre viel beachtete Streitschrift. Eine Ostöffnung und mehrere EU-
Erweiterungen später überprüfen nun die beiden Autoren unter dem
Titel "Mitteleuropa revisited", was aus diesem Projekt geworden ist.
Seit 2011 steht Christine Lagarde an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF). Unter ihrer souveränen Führung leistete diese nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete globale Zentralbank entscheidende Beiträge zur Überwindung der Eurokrise. Aus den Reihen der für den Währungsfonds tätigen Ökonomen gehen immer wieder Wirtschaftsnobelpreisträger hervor, wie zuletzt vor wenigen Wochen der US-Amerikaner Paul Romer und vor ihm schon 2001 Joseph Stiglitz.Vor Kurzem traten nun die IWF-Experten mit einem neuen Thema an die Öffentlichkeit, von dem sie vielleicht insgeheim hoffen,
Wenn unentwirrbare Problemknäuel den Zugang zu praktikablen Auswegen versperren, polarisieren sich Diskussionen über den richtigen Lösungsansatz. Das gilt umso mehr, wenn die Sachlage auch eine moralische Bewertung notwendig macht. Besteht nämlich Uneinigkeit über das, was nach den Geboten der Menschlichkeit zu geschehen hat, dann wird bei konträren Sichtweisen aus Enttäuschung rasch Verbitterung. Am Ende stehen einander dann die Lager der Rechthabenden immer unversöhnlicher gegenüber.In besonderer Weise trifft das auf die Folgeprobleme der Flüchtlingswelle des Jahres 2015 zu. Sie
An einer als "Öffentliche Konsultation zur Sommerzeitregelung" bezeichneten EU-weiten Befragung beteiligten sich zwischen Anfang Juli und Mitte August dieses Jahres nicht weniger als 4,6 Millionen EU-Bürgerinnen und -Bürger - aber auch nicht mehr als 0,9 Prozent der gesamten EU-Bevölkerung. Noch vor endgültiger Auswertung der Ergebnisse scheint festzustehen, dass eine klare Mehrheit für die Abschaffung der zweimal jährlich stattfindenden Zeitumstellung plädiert, die in den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts aus Gründen der Energieersparnis eingeführt wurde.Während deren
Stephan Schulmeister hat mit seinem Buch "Der Weg zur Prosperität"
ein Plädoyer für eine anteilnehmende Ökonomie verfasst -und ein Werk
gegen eine "Mainstream-Wissenschaft", die die systemischen Ursachen
der Krise von 2008 weitgehend ignoriert. Eine Kritik.
In einem Rechtsstaat muss es regelgebunden zugehen: Gleiches Recht für alle, ohne Ansehen der Person. Andererseits: weder dem Rechtsstaat und schon gar nicht der Gerechtigkeit ist gedient, wenn wir uns selbst in besonders berücksichtigungswürdigen Ausnahmefällen auf regelhafte Grundsätze zurückziehen und uns damit gleich auch die Auseinandersetzung mit Einzelschicksalen ersparen. Das kann mit dem Grundsatz "Ohne Ansehen der Person" jedenfalls nicht gemeint sein!Warum diese weit ausholende Einleitung? Ganz einfach, weil mir das Problem der Abschiebung von Lehrlingen, die als Flüchtlinge
Schweigen mag im Einzelfall politisch klug sein - gefährlich wird es
aber, wenn dieses Schweigen als Zustimmung zu zweifelhaften Haltungen
verstanden werden kann.
Die theatralischen Drohgebärden des US-Präsidenten und seine durchschaubare Taktik, entgegen aller diplomatischen Gepflogenheiten immer gleich zum groben Keil zu greifen, zeitigen im wahrsten Sinn des Wortes durchschlagende Erfolge. Am Ende des letztwöchigen NATO-Gipfels, an dessen Beginn aggressive Tiraden gegen die deutsche Bundeskanzlerin und Austrittsdrohungen der USA aus dem Militärbündnis standen, verpflichteten sich alle Teilnehmerstaaten gehorsam zur zügigen Aufstockung ihrer Militärbudgets auf zwei Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung -eine Zielgröße, auf die man sich
Ach, Europa! Nur zwölf Jahre liegt der letzte EU-Vorsitz Österreichs zurück - und wie anders waren in dieser doch gar nicht so fernen Zeit die Vorzeichen, unter denen er stattfand!Die ungetrübte Aufbruchsstimmung bei der Auftaktveranstaltung "Sound of Europe", die am 250. Geburtstag Mozarts im Jänner 2006 in Salzburg über die Bühne ging, ist mir noch in guter Erinnerung. Unter dem Vorsitz von Bundeskanzler Schüssel berieten Europas Politiker damals mit Repräsentanten der Wissenschaft, Wirtschaft und Kunst im Zeichen eines noch ungebrochenen Erweiterungsoptimismus über Zukunftsfragen.
Angesichts einer offen europafeindlichen Politik der über die dominierende Weltwährung verfügenden USA ist die Absicherung des Euro wichtiger denn je zuvor.Vor siebzig Jahren, am 20. Juni 1948, beendete die Einführung der D-Mark das Elend der Bezugsschein-Wirtschaft im Nachkriegsdeutschland. In alten Reichsmark gehaltenes Geldvermögen wurde damals praktisch wertlos, stattdessen gab es für jeden Haushalt 40 DM in neuen Scheinen. Diese waren zunächst in den USA gedruckt worden, bevor im selben Jahr die neu gegründete Deutsche Bundesbank währungspolitische Eigenverantwortung übernehmen
Umfragen lassen eine klare Mehrheit von Nein-Stimmen gegen das 'Vollgeld' erwarten -und das ist gut so. Dennoch ist die Abstimmung auch ein Zeichen für berechtigte Ängste.In wenigen Tagen findet über Betreiben der "Vollgeld-Initiative" in der Schweiz eine Volksabstimmung statt, die das hochkomplexe Thema "Geldschöpfung" ins Scheinwerferlicht des öffentlichen Interesses rückt. Würde umgesetzt, was die Initiatoren anstreben, käme das einer Revolution des Geldwesens gleich. Im Kern geht es darum, dass in Zukunft alle Spareinlagen zur Gänze Notenbankgeld darstellen sollen. Die Anleger
Dass Italien den Erfordernissen des Euro nie ganz gewachsen war, weil es sich an die Praxis ständiger Abwertungen gewöhnt hatte, wurde die ganzen Jahre über völlig verdrängt.Die äußersten Ränder des politischen Spektrums Italiens haben also doch noch einen gemeinsamen Nenner gefunden. Fundamentale Gegensätze der aus völlig konträren weltanschaulichen Biotopen stammenden Verhandlungspartner wurden so lange zurechtgebogen, bis schließlich die ausgeprägte Europaskepsis beider Lager zur einigenden Klammer wurde. Darin spiegelt sich eine durchaus verbreitete Stimmung in der
Kaum drei Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer scheint in meinungsbildenden Kreisen in Vergessenheit zu geraten, was die Marx'sche Doktrin in der Praxis angerichtet hat.Was für eine Ironie der Geschichte: Anlässlich der zweihundertsten Wiederkehr seines Geburtstags enthüllte man in Trier eine überlebensgroße Karl-Marx-Statue. Die Heimatstadt des geistigen Vaters des Kommunismus verdankt das bronzene Jubiläumsgeschenk ausgerechnet jener Volksrepublik China, deren Staatschef unter Berufung auf Marx eine absolutistische Mischform von Diktatur und Kapitalismus vorantreibt. Außer vereinzelten
"Die Schweizer 'Konzernverantwortungs-Initiative' zielt auf eine Sorgfaltspflicht von Unternehmen auch in jenen Ländern, die Menschenrechte nicht ausreichend schützen."Zu den zahlreichen geschichtlichen Ereignissen, derer wir heuer wegen eines auf "8" endenden Entstehungsjahres gedenken, gehört auch die 1948 von den Vereinten Nationen verabschiedete Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Ihr zentraler Satz -"Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren" - hat nichts an Strahlkraft und Brisanz verloren.Wer allerdings nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gehofft hatte,
"Derartige Erfolgsgeschichten lassen sich nur dort erzählen, wo funktionierende Märkte für Wagniskapital in Form von Beteiligungen oder Börsengängen Räume dafür bieten."Nicht weniger als zwölf Ehrendoktorate - u. a. von Graz und Prag - wurden einst Nikola Tesla verliehen. Der geniale Erfinder, 1856 in der Donaumonarchie auf dem Gebiet des heutigen Kroatien geboren und 1943 in New York verstorben, durchlebte im Laufe seiner Karriere alle Höhen und Tiefen eines schöpferischen Lebens, mit fulminanten Erfolgen und ebenso kapitalen Abstürzen. Eine Büste im Bostoner Massachusetts
Aus areligiöser Correctness entstünden im wahrsten Sinn des Wortes wert-freie Wirklichkeiten ohne jeden Rückhalt in Glaubens-Gewissheiten.In diesen vorösterlichen Tagen fiel mir eine Anekdote ein, von der vor einigen Jahren André Heller im Rahmen einer abendlichen Diskussionsrunde erzählte. Schon als junger Mensch im Jesuitengymnasium hatte er mit dem Abbild des Gekreuzigten als dem zentralen Symbol des Christentums gehadert. Deshalb soll er einmal anlässlich einer Unterredung an Kardinal König die Frage gestellt haben, ob es nicht ein weit hoffnungsfroheres Zeichen wäre, den
Die unversöhnlichen Lager versuchten ihre Rettungsvisionen um fast jeden Preis durchzusetzen: zur höheren Ehre Gottes oder der Arbeiterklasse oder der deutschen Nation.Politische Gedenkjahre lassen uns bisher unbekannte Seiten im Buch der Geschichte entdecken. Neue Erkenntnisse fördern die Überwindung allzu simpler Sichtweisen historischer Ereignisse und öffnen den Blick auf größere Zusammenhänge. So weicht der seit der Waldheim-Affäre geführte Kampf gegen den "Mythos" von Österreich als erstem Opfer von Hitlers brutaler Machtpolitik mittlerweile einer differenzierteren
Mit seiner konservativen Budgetpolitik schuf Finanzminister Stephan Koren (1968-1970) jedenfalls alle Voraussetzungen für die nachfolgende Ära budgetärer Großzügigkeit."Die ganze Geschichte" nennt Yanis Varoufakis sein packendes Buch mit dokumentarischen Erinnerungen an jenes erste Halbjahr 2015, in dem er als griechischer Kurzzeit-Finanzminister gegen die Troika von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds ankämpfte. Mit seiner so rasanten wie provokanten Solofahrt durch die Wirrnisse der Eurokratie kam der exzellente Ökonom und passionierte
Nun muss aus dem permanenten Schutzschirm ESM ein eigenständiger Europäischer Währungsfonds werden, der im Zusammenspiel mit der EZB für Finanzmarktstabilität sorgt.Wenn Sie verstanden haben, was ich meine, muss ich mich falsch ausgedrückt haben." Dieses rhetorische Eingeständnis, in seiner Funktion als Herr des Geldes eigentlich nur verschlüsselt reden zu dürfen, wird Alan Greenspan, dem früheren Präsidenten der amerikanischen Notenbank FED, zugeschrieben. In der Tat wäre es in dem von Erwartungen geprägten, globalen Finanzwesen mitunter kontraproduktiv, zu Entscheidungen über
"Sollte es zu verbindlichen Volksabstimmungen kommen, werden wir jedenfalls ein intensives bildungs-und medienpolitisches Begleitprogramm brauchen."Social Media erleichtern unsere Kommunikation -sie bringen jedoch überall dort, wo sie traditionelle Medien ablösen, auch massive Nachteile mit sich. Denn der Chance, sich leichter Gehör zu verschaffen und im Netz Verbündete zu finden, steht die Gefahr gegenüber, dass wichtige Wahrheiten in all der Kurzatmigkeit des Informationsaustausches verloren gehen.Der öffentliche Raum ist heute weiter aufgespannt und zugleich engmaschiger denn je
"Dass Cerberus in all seiner kapitalistischen Eigennützigkeit der BAWAG dazu verholfen hat, wie Phönix aus der Asche zu steigen, steht heute schon zweifelsfrei fest."Heuschrecken und Finanzhaie sind so etwas wie die Wappentiere des Investment-Bankings im Allgemeinen und amerikanischer Beteiligungsgesellschaften im Besonderen. Dass ausgerechnet einem Vertreter dieser Zunft mit dem anspielungsreichen Firmennamen Cerberus das Verdienst zukommen würde, die ehemalige Gewerkschaftsbank BAWAG saniert zu haben, gehört zu den (Wirtschafts-)Geschichten, die sich nicht erfinden lassen. Das 1924 von
Gesamteuropäische Einigungen werden schon dadurch erschwert, dass es innerhalb der EU selbst genügend Steueroasen gibt, die am skandalösen Status quo festhalten wollen.Nach den "Panama Papers" nun also die "Paradise Papers": Wieder hat ein internationales Journalisten-Konsortium Dokumente ans Licht gebracht, mit denen sich systematische Umgehungen von steuerlichen Verpflichtungen durch vermögende Private und internationale Großunternehmen nachweisen lassen. Auch der Name jenes Wolfgang Flöttl ist dabei aufgetaucht, für dessen milliardenschwere Verlustgeschäfte sich im seinerzeitigen
Jede Chance für Neues. Aber allzu originell sollte das Prozedere der Regierungsbildung auch wieder nicht sein. Schließlich geht es um die kommenden fünf Jahre unseres Landes.Warum nur wird der Prozess der Neubildung einer Regierung immer wieder so aufgesetzt, als käme man von einem anderen Stern? Muss es wirklich "Sicherheit, Ordnung und Heimatschutz" heißen, worum sich einer von fünf "Clustern" in den soeben anlaufenden Regierungsverhandlungen bemüht - hätte nicht "Innere und Äußere Sicherheit" als Überschrift ausgereicht? Gibt es einen Grund, warum Umwelt und Landwirtschaft unter
Die lange genug aufgeschobene Europa-Diskussion kommt nach der deutschen Wahl wieder in Schwung. Das Gipfeltreffen der Staatschefs im estnischen Tallinn signalisierte zumindest die gute Absicht, verloren gegangenes Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der EU zurückzuerobern. Erfreulicherweise gibt der quer durch Europa spürbare wirtschaftliche Aufschwung den notwendigen Rückenwind. Nachdem es allzu lange im Gerede war, kommt Europa endlich wieder ins Gespräch.Die Unions-Idee ist noch immer attraktiv - aber ihre Ausstrahlung hat unter den Folgen der Finanz-und Euro-Krise Krise gelitten.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die politische und wirtschaftliche Zuversicht schon einmal so hoch, dass sich genügend Käufer für Anleihen mit sehr langen Laufzeiten fanden. Auf einen eindrücklichen Beleg dafür stieß ich schon während meiner Studienzeit in einer auf einem Flohmarkt erworbenen Wiener Wochenzeitung aus 1894. Man empfahl dort wortreich den Ankauf dreiprozentiger Schuldtitel der soeben verstaatlichten Südbahn-Gesellschaft. Die Verzinsung wurde als ausreichend angesehen, um den Nachteil auszugleichen, dass der Käufer - so die wörtliche Formulierung von anno dazumal
Die Historiker und Publizisten Thomas Köhler und Christian Mertens
haben sich zu ihrem 50. Geburtstag selbst ein Geschenk gemacht und
stellen eine Auswahl ihrer besten Texte - darunter nicht wenige aus
der FURCHE - in einem Sammelband erneut zur Diskussion.
Dass die Folgeschäden des Hurrikans Harvey zu einem Umdenken des US-Präsidenten in Sachen Klimawandel beitragen, ist zu bezweifeln. Einige seiner größten Geldgeber aus der texanischen Erdöl-und Erdgasindustrie haben ja schon bisher dafür gesorgt, dass Umweltthemen ganz unten auf der politischen Agenda stehen, auch wenn Klimaforscher seit längerem vor der Häufung von "Jahrhundertfluten" gewarnt haben.Die Lobby der Leugner des Klimawandels ist mächtig. Sie finanziert nicht nur jene Lehrstühle, Think Tanks und Vorfeldorganisationen, die daran mitgewirkt haben, dass der amtierende
Reichlich kryptisch, was man da so hört und liest über Bitcoin: eine angebliche Währung, die doch nichts anderes ist als eine künstliche digitale Rechengröße. Der technisch durchaus innovative Abwicklungsmodus dieses dezentralen Zahlungssystems -die "Blockchain" - stützt sich auf einen Algorithmus, dessen Erfinder bis heute anonym geblieben ist. Ebenso anonym lieben es die Nutzer, wird doch Bitcoin vornehmlich von Leuten eingesetzt, die ihre Zahlungen aus guten oder weniger guten Gründen geheim zu halten versuchen. Aber kann man damit nicht auch schnelles Geld machen? Immerhin hat sich
Janet Yellen, Präsidentin der US-Notenbank, sorgte kürzlich für mediale Aufmerksamkeit, als sie zehn Jahre nach Beginn der Turbulenzen vom Sommer 2007 den Ausbruch einer neuerlichen großen Finanzkrise "zu unseren Lebzeiten" ausschloss. Die Reaktionen auf ihre Prognose waren überwiegend skeptisch - und das hat gute Gründe.Zum einen sind Notenbanker selbst dann, wenn sie es besser wüssten, zu beruhigenden Sätzen verpflichtet, um das Vertrauen in die Stabilität der Finanzmärkte nicht zu gefährden. Zum anderen geraten sie mit ihren Standard-Theorien seit der Finanzkrise in fundamentale
Ich bleibe davon überzeugt, dass es uns nicht erspart bleiben kann,
bewusster für jene Werte-Allianz einzustehen, auf der das
erfolgreiche "westliche" Modell beruht.
Kürzlich erst schockierte der große Physiker Stephen Hawkings mit seiner Empfehlung an uns Erdbewohner, in spätestens 100 Jahren für die dann angeblich unaufschiebbare Auswanderung auf einen anderen Planeten gerüstet zu sein. Angesichts der Absurdität und vollkommenen Realitätsferne dieser interplanetaren Migrationsphantasie kann man vermuten, dass es ihm weniger um die wissenschaftliche Wahrheit ging als vor allem darum, die Bewohner des Raumschiffs Erde zu einer Umkehr im Denken und Handeln zu bewegen. Nun gibt es in der Tat dringenden Lernund Handlungsbedarf in allen wesentlichen
Während des Versuchs, Eintrittskarten für ein Museum auf elektronischem Weg vorzubestellen, leuchtete mir jüngst am Bildschirm meines Notebooks die überraschende Aufforderung entgegen, durch Ankreuzen des Satzes "I'm not a robot" mein Menschsein zu bestätigen. Nur kurz war ich verunsichert - dann klickte ich entschlossen meine Zustimmung. Erst nachdem mir das System diese digitale Selbst-Behauptung abgenommen hatte, ließ sich der Zahlungsvorgang abschließen. Ich war erleichtert. Was wäre wohl geschehen, hätte man -oder vielmehr: es - mir nicht geglaubt?Gedankenspiele rund um eine
Auf seiner Torkel-Tour durch den weltpolitischen Porzellanladen gefiel es dem amtierenden US-Präsidenten, anlässlich seines ersten Europa-Besuches den fatalen Satz "Germany is bad, very bad" fallen zu lassen. Dankenswerterweise hat Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel darauf so souverän nicht reagiert, dass die aggressive Wortwahl mittlerweile beinahe schon wieder vergessen ist.Und doch: welch ein Kontrast zu jenem Amerika, das vor ziemlich genau 70 Jahren mit dem "European Recovery Program"(ERP) ein bis heute einzigartiges politisches Konzept zum europäischen Wiederaufbau in die Welt
Fünfzig Tage nach Ostern nun also Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, der Inspiration und geistigen Erneuerung. Die orthodoxen Kirchen feiern zu diesem Anlass auch die Dreifaltigkeit. In der Moskauer Tretjakow-Galerie kann man bewundern, wie der große Ikonenmaler Andrej Rublow in seiner zu Anfang des 15. Jahrhunderts entstandenen Darstellung der so rätselhaften Trinität mehr darüber sagt, als sich in Worten erklären lässt. Unter anderem davon wollte ich nach Rückkehr von einer Entdeckungsreise in die Hauptstadt Russlands in dieser Kolumne eigentlich erzählen.Dann aber kamen mir
Wird es Kern und Kurz gelingen, auf gegenseitige Abwertungen zu
verzichten und sich auf eine faktenbasierte Auseinandersetzung über
taugliche Lösungswege einzulassen?
So durchwachsen dieser spätwinterliche April auch gewesen sein mag -der Konjunktur-Frühling ist nicht aufzuhalten. Auch wenn sich im Rückblick sämtliche Aufwärtsprognosen der Wirtschaftsforscher der vergangenen Jahre als zu optimistisch erwiesen haben: diesmal wollen wir ihnen glauben, dass die Wachstumsschwäche überwunden ist. Und, ja, das ist eine gute Nachricht! Denn wenn auch längst unbestritten ist, dass die Veränderung des Bruttosozialproduktes, die wir in Wachstumsraten abbilden, keine allein seligmachende Messzahl sein kann, dient sie doch als Anhaltspunkt, an dem sich der
Ein halbes Jahrhundert: was nach einer gefühlten Ewigkeit klingt, liegt doch "nur" 50 Jahre zurück. Das geradezu anarchische Gitarren-Intro des Jimi Hendrix zu "Hey Joe" ebenso wie jene "Walküre" im fantastisch zeitlosen Bühnenbild des Günther Schneider-Siemssen, die ich bei den ersten Osterfestspielen erleben durfte. "Baujahr 1967" nennt der Kultursender Ö1 seine spannende Erinnerungsleiste an diese Zeit des Aufbruchs.Auch in meinem Salzburger Gymnasium tat sich damals Unerhörtes. Ein neuer Religionslehrer brachte Teile der Eltern- und Lehrerschaft gegen sich auf, weil er uns mit einer
Unbequeme Wahrheiten kann man entweder zur Kenntnis nehmen oder verdrängen. Eine dritte Möglichkeit ist, sie einfach für unwahr zu erklären. Das funktioniert allerdings nicht auf dem Weg einer sachlichen Widerlegung durch anders geartete Fakten. Viel verlässlicher wirkt die Diskreditierung derer, die sie verbreiten.Wie das geht, führt uns ein auch in Ökologie-Fragen wild um sich twitternder US-Präsident vor. Das Problem des menschengemachten Klimawandels sei, so behauptet er, nichts als eine Erfindung Chinas, das sich damit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem durch
Handle stets sachgerecht, menschengerecht und gesellschaftsgerecht." Diesen zeitlos gültigen Imperativ klugen Wirtschaftens verdanken wir dem Sozialethiker, Universitätslehrer und Jesuiten Johannes Schasching. Anlässlich seines 100. Geburtstages ehrte ihn die Katholische Sozialakademie mit einem Symposium, bei dem deutlich wurde, wie lebendig das Lebenswerk des erst vor vier Jahren verstorbenen Doyens der katholischen Soziallehre nach-und weiterwirkt.Als Zeitzeuge und Mitgestalter des Konzils prägte er die Sozialenzykliken Johannes Pauls II. entscheidend mit. Auch der 1990 von den
Eine der vielen Fragen, über die sich Ökonomen nicht einig werden können, ist die nach den Folgen des Vordringens von Robotern und der Digitalisierung für die Beschäftigung. Während die einen steigende Arbeitslosigkeit erwarten, sehen andere nur einen weiteren jener Technologiesprünge, die zwar zunächst Verluste von Arbeitsplätzen in traditionellen Tätigkeiten nach sich ziehen, dafür aber in anderen, bisher unbekannten Bereichen ganz neue Erwerbsmöglichkeiten eröffnen.Die Sorge, dass unserer Gesellschaft die Arbeit ausgehen könnte, begleitet uns jedenfalls, seit es technischen
Es war keine unbeschwerte Geburtstagsfeier, zu der Jens Weidmann, Chef der Deutschen Bundesbank, anlässlich des 25. Jubiläums der Unterzeichnung des Vertrages von Maastricht eingeladen hatte. Befürworter und Gegner der europäischen Währungsunion trafen zusammen, um Zwischenbilanz zu ziehen: Was hat funktioniert, welche der seinerzeitigen Warnungen waren berechtigt, wo soll die Reise hingehen?Die Grundthese der Skeptiker von damals: Erst wenn Volkswirtschaften in Bezug auf ihre Wettbewerbsfähigkeit einander weitgehend angeglichen haben, kann eine Gemeinschaftswährung als krönender
Um dem permanenten Informationsgewitter rund um den irrlichternden US-Präsidenten und den vielen, so besorgniserregenden Krisenherden zu entfliehen, gönnte ich mir kürzlich den Besuch einer Tagung der Europäischen Akademie über Quantenphysik und Philosophie im tiefwinterlichen Salzburg. Ich wollte mir Ablenkung verschaffen, indem ich als absoluter Naturwissenschafts-Laie in eine Wissensmaterie eintauche, die mit all dem nichts zu tun hat und es nur selten in die Schlagzeilen schafft, obwohl sie von fundamentaler Bedeutung für die Gestalt der Welt und unser tägliches Leben
Der neue Präsident unserer westlichen Welt hat in seiner bestürzend inhaltsleeren Antrittsrede das, was man die internationale Gemeinschaft nennt, gar nicht erst erwähnt. Die mehrfach wiederholte Beschwörungsformel "America first" signalisiert den Abtausch der aufgeklärten, weltpolitischen Führungsrolle der USA gegen einen unverhohlenen globalen Allmachtsanspruch. Sieben Jahrzehnte einer unverbrüchlichen Nachkriegsverbundenheit wären damit Vergangenheit, die transatlantische Partnerschaft verkümmert zu einem Zweckbündnis. Dumm nur, dass die EU darauf nicht vorbereitet ist, sondern
Erlerne zuerst Dein Handwerk. Es wird Dich nicht davon abhalten, ein Genie zu sein." Diese bedenkenswerte Weisheit wird dem französischen Maler Eugène Delacroix zugeschrieben. Sie dient als Leitmotiv einer aktuellen Ausstellung im Wiener MAK zum Thema "Handwerk".Gerade die mit Digitalisierung vertraute Generation scheint ja eine neue Vorliebe für liebevoll in Kleinserie erzeugte Produkte zu entwickeln - vom "Craft Beer" über allerlei Designerstücke aus den Sechzigerjahren bis zum wiederbelebten "Do it yourself" in Gestalt des aus den USA importierten "Maker Movement". Diesem Interesse
Das österreichische "Wort des Jahres" war heuer so gar nicht nach meinem Geschmack. Noch im Vorjahr landete die "Willkommenskultur" auf dem ersten Platz - diesmal jedoch fiel die Wahl auf das semantische Ungetüm "Bundespräsidentenstichwahlwiederholungsverschiebung". Wie erleichternd, dass das trotzdem gut ausgegangen ist!In England und Deutschland hat es "postfaktisch" als internationales Wort des Jahres aufs Podest geschafft. Dieser Begriff, den wir vor einem Jahr noch kaum gekannt haben, hat eine semantische Blitzkarriere hingelegt. Er steht für die in Zeiten wuchernder Internet-Medien
Seit einigen Monaten hat sich die Kapitalflucht aus Italien in andere
europäische Länder beschleunigt - ein Zeichen des Misstrauens in den
Verbleib Italiens in der Eurozone.
Der Trump-Sieg zwingt uns jedenfalls dazu, selbstbewusste Wege
überall dort einzuschlagen, wo wir andernfalls in noch mehr
dauerhafte Abhängigkeit geraten würden.
Seit vorgesehen ist, dass im Sanierungsfall alle Gläubiger zur Schur
gebeten werden, sinkt das Vertrauen in eine derart schwach
kapitalisierte Bank beinahe so rasch wie der Börsenkurs.
Es ist wohl vernünftig, CETA zu unterschreiben und TTIP zurück an den
Start zu schicken. Es hätte jedenfalls wenig Sinn, den Sack zu
schlagen, wenn der Esel gemeint ist.
Das Eis der Zivilisation ist noch nicht so dünn wie in den
Dreißigerjahren. Umso vordringlicher wären ernsthafte Anstrengungen,
das politische System gründlich zu erneuern.
Mit seiner legendären Studie über "Die Grenzen des Wachstums" legte das im "Club of Rome" versammelte Forscherteam rund um Dennis Meadows 1972 den Grundstein für eine neue Sicht der Welt. Seine Simulationsmodelle schärften den Blick für globale Entwicklungspfade und lieferten reichlich Munition für die gerade im Entstehen begriffene Umweltbewegung. Über 30 Millionen verkaufte Exemplare machten das Werk zum globalen Bestseller.In den Folgejahren setzte es viel Kritik an dem Versuch, aus der linearen Fortschreibung von Entwicklungen unverrückbare Trends abzuleiten. Als trotz
In jüngster Zeit scheinen die Vorreiter der Re-Nationalisierung einen Etappensieg nach dem anderen einzufahren. Sie punkten mit dem Versprechen, die innerhalb weniger Jahre vom Hoffnungsprojekt zum Feindbild gewordene Globalisierung zu bekämpfen. Wohl selten hat sich ein politisches Leitbild so rasch verbraucht.Zwar ertönten schon bald nach dem Fall der Mauer 1989 und der nachfolgenden Öffnung ehemaliger Planwirtschaften für Demokratie und Marktwirtschaft erste Warnrufe vor den Folgen einer "Globalisierungsfalle" - so der Titel eines damaligen Bestsellers. Dennoch blieb die Vision eines
Mit Ende dieser Woche erscheint vorläufig zum letzten Mal das Wirtschaftsblatt, die einzige ausschließlich Wirtschaftsthemen gewidmete Tageszeitung Österreichs. Eine verkaufte Auflage von über 20.000 Exemplaren reichte wegen der sinkenden Inseratenerlöse nicht fürs Überleben. Die Styria Media Group - sie ist auch Eigentümerin der FURCHE - sah sich deshalb zur Schließung gezwungen.Als das Wirtschaftsblatt 1995 im Jahr des österreichischen EU-Beitritts gegründet wurde, herrschte Aufbruchsstimmung. Die Ostöffnung war vollzogen, die Zugehörigkeit zum Binnenmarkt wirkte beflügelnd,
In den letzten Wochen war wieder viel von der Verfasstheit der europäischen Banken die Rede. Berichte über die prekäre Lage der italienischen Monte dei Paschi di Siena - diese 1472 gegründete, älteste Bank der Welt trug im europäischen Banken-Stresstest das Schlusslicht davon - erweckten den Eindruck, es handle sich wieder einmal um Sonderprobleme südlicher "Peripheriestaaten". Dieser Eindruck täuscht jedoch. Auch in Euro-Kernländern sind Großbanken mit Eigenkapitalproblemen zu Hause. Verheddert im regulatorischen Gestrüpp einer fehlgeleiteten Regulierung geraten sie gegenüber dem
Anlässlich der Präsentation eines Buches über die bewegte Geschichte einer der ältesten Unternehmerfamilien Österreichs war ich eingeladen, einige Gedanken über Familienunternehmen beizusteuern. So deutlich wie nie zuvor wurde mir dabei bewusst, wie entscheidend die besondere Rolle dieses Unternehmenstypus für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist. Weil jedoch unser wirtschaftliches Weltbild in den Medien, in der Politik wie in der Wissenschaft durch die Orientierung am Kapitalmarkt- und Börsengeschehen geprägt ist, bleiben Familienunternehmen, in denen der ganz große Teil der
Wir können nicht mehr nicht-wissen, was sich auf der Welt tut. Damit
so umzugehen, dass man weder zum Ignoranten noch wahnsinnig wird,
erweist sich als Lebenskunst.
Kaum jemand - nicht einmal die angeblich so treffsicheren Buchmacher - rechnete mit diesem Ausgang des Brexit-Votums. Wir wissen jetzt: ein stolzes Parlament, das mit großer Mehrheit für den Verbleib in der Europäischen Union eintritt, kann durch den knappen Ausgang einer von innenpolitischen Motiven überlagerten Volksabstimmung "overruled" werden. Was daran so demokratisch sein soll, erschließt sich mir nicht. Boris Johnson, einer der beiden Männer mit auffälliger Haartracht, die das politische Geschehen dieses Jahres prägen, kann es uns nun auch nicht mehr erklären. Er hat sich vor
Im goldenen Tesla, dem teuren Symbol digitalisierter Elektromobilität, absolvierte der Schweizer Unternehmer und Philanthrop Daniel Häni seine Werbetournee für ein Ja zum bedingungslosen Grundeinkommen. Über den Ausgang der Volksabstimmung machte er sich keine Illusionen. Er darf als Erfolg verbuchen, dass man über seine Vision weltweit diskutiert.Die gar nicht so neue Idee - erste Anfänge gehen auf Thomas Morus' "Utopia" zurück - hat mit der rasant fortschreitenden Digitalisierung und Roboterisierung menschlicher Arbeit Rückenwind bekommen. Wenn die herkömmliche Vollzeitarbeit knapp
Das war knapp. Nur einige Tausend Stimmen haben darüber entschieden, wie wir international wahrgenommen werden. Medienvertreter aus der halben Welt waren angereist, um die erste Wahl eines rechtspopulistischen Staatsoberhauptes in Europa zu kommentieren. Einige konnten ihre Enttäuschung darüber kaum unterdrücken, dass das Resultat zunächst offen blieb. Als dann klar wurde, dass doch Van der Bellen gewonnen hatte, fühlten sich nicht wenige um die erwartete Sensation betrogen. Wie leicht doch die Reputation eines ganzen Landes zum Spielball halbinformierter Beobachter wird!Die
Wie merkwürdig ruhig es doch um das Thema Mehrheitswahlrecht geworden ist! Immer wenn sich die Koalitionsparteien wieder einmal in gegenseitiger Blockade übten, hatte in den vergangenen Jahren - dem Vorbild Englands folgend - die Idee Hochkonjunktur, jeweils einer der beiden traditionellen Volksparteien des linken und rechten Wählerspektrums die Chance auf Bildung einer handlungsfähigen, weil nicht auf Parteienkompromisse angewiesenen Regierung zu geben. Davon ist allerdings aus nachvollziehbaren Gründen nichts mehr zu hören, seit sich die Wählerlandkarte zusehends blau einfärbt. Die
Erstmals seit Langem sind 2015 die Staatsschulden in der Eurozone gesunken. Das klingt nach einer guten Nachricht. Bei näherem Hinsehen zeigt sich allerdings, dass der Rückgang der Verschuldung von 92,0 % 2014 auf nunmehr 90,7 % praktisch ausschließlich dem deutschen Budgetüberschuss zu verdanken ist. Von einer EU-weiten Trendwende kann daher keine Rede sein. Auch andere europäische Durchschnittswerte haben nur geringe Aussagekraft. Am Beispiel der Inflationsrate: Wenn Belgien gerade eine Preissteigerung von 1,6 %aufweist und Spanien einen Rückgang von 1 %, Deutschland hingegen eine
Dass in Österreichs Schulen alles, was man über Wirtschaft lernt, noch immer mit Geografie in ein gemeinsames Fach gezwängt wird, lässt sich auch am Namen der Lehrbücher ablesen. Eines davon heißt "Geospots". Es wird für den Unterricht in der 7. und 8. Klasse Gymnasium eingesetzt und sorgt nun für unerwartete Aufregung.Ein Kapitel, in dem Attac-Mitbegründer Christian Felber als Vertreter einer der großen ökonomischen Denkschulen in einer Reihe mit John Maynard Keynes, Karl Marx, Milton Friedman und Friedrich August Hayek genannt wird, hatte eine Petition von zunächst 27 und
Die Beobachtung des US-Wahlkampfes legt den Schluss nahe, dass Europa
sowohl außen- als auch handelspolitisch wesentlich eigenständiger
agieren muss als bisher.
Noch selten interessierte sich eine breite Öffentlichkeit so sehr für Notenbankpolitik wie nach Bekanntgabe des jüngsten Maßnahmenpaketes der EZB. Wer allzu stark im Gespräch ist, läuft allerdings auch Gefahr, ins Gerede zu kommen.Während es Präsident Mario Draghi im Sommer 2012 noch gelungen war, als Notarzt des europäischen Finanzsystems den Patienten Euro mit unkonventionellen Therapien vor dem Kollaps zu bewahren, stieß die vor gut einem Jahr begonnene Politik des großvolumigen Ankaufs von Staatsanleihen von Beginn an auf viel Skepsis. Das in den USA unter anderen
Ach Europa! Dieser Seufzer mit Rufzeichen steht für die wachsende Sorge darüber, dass Brüssel zusehends in argumentativen Parallelwelten agiert. Man nimmt in wesentlichen Politikfeldern unangenehme Wirklichkeiten oder eigene Versäumnisse nicht zur Kenntnis und verhindert damit sachgerechte Lösungen.Ein besonders augenfälliges Beispiel dafür ist die bis zuletzt aufrecht erhaltene Fiktion einer gesamteuropäischen "Flüchtlingsquote". Bekanntlich konnten von 160.000 davon erfassten Asylsuchenden bis heute keine Tausend untergebracht werden, weil zahlreiche EU-Staaten ihre Mitwirkung
Sind die heftigen Einbrüche der Aktienkurse an den Weltbörsen seit Jahresbeginn Vorzeichen der nächsten Finanzkrise oder handelt es sich um einen behebbaren Störfall? Dass es auf diese Frage keine eindeutige Antwort gibt, zeigt, wie weit wir von einer nachhaltigen Sanierung des globalen Finanzsystems noch entfernt sind.Die Kurskorrekturen hatten zunächst durchaus reale Auslöser: Sie reichen von der Unsicherheit über die Entwicklung in China über Konjunkturkrisen in ehemaligen Hoffnungsmärkten wie Russland oder Brasilien bis zu der höchst angespannten geopolitischen Lage. Das
In der Kürze liegt manchmal nicht nur Würze, sondern auch der Keim von Missverständnissen. In meiner letzten Kolumne schrieb ich über zwei sehr gegensätzliche sozialistische Wirtschaftsmodelle: die trotz massiver demokratiepolitischer Defizite ökonomisch erfolgreiche "kommunistische Marktwirtschaft" Chinas und - im Kontrast dazu - den gescheiterten Realsozialismus des Hugo Chavez und seines autoritären Nachfolgers Maduro in Venezuela. Ich sehe beide Modelle sehr kritisch, verhehle aber nicht, dass ich im Zweifel ganz eindeutig dem chinesischen vor dem südamerikanischen Weg den Vorzug
Der Start ins Börsenjahr fiel mehr als holprig aus. Kaum waren die Silvesterraketen verglüht, taumelten die chinesischen Aktienkurse talwärts und rissen gleich auch Europas Bewertungen mit nach unten. Allein der deutsche Aktienindex DAX büßte elf Prozent ein. Diese wohl überfällige Korrektur überzogener Kursspitzen ändert jedoch nichts an der wachsenden Bedeutung der chinesischen Volkswirtschaft.Das wirtschaftsgeschichtlich einzigartige Großexperiment einer forcierten Marktwirtschaft unter kommunistischen Vorzeichen macht das Land auch bei gedämpfteren Wachstumsraten von immer noch
Am Beginn des europapolitischen Schicksalsjahres 2016 bietet die Union ein zerrissenes Bild. Die Kommission als zentrales Regierungsinstrument wirkt zusehends machtloser. Die seit der Finanzkrise praktizierte Verlagerung von Entscheidungen in improvisierte Ratstreffen von Regierungschefs und Fachministern ist spätestens seit der Flüchtlingskrise zum Normalzustand geworden. Dies erhöht das Gewicht nationaler Standpunkte, zumal in einem Umfeld von Wahlgängen, die zusehends von rechten und linken EU-Gegnern geprägt werden. Bei den nächsten Wahlen zum Europaparlament - nur gut, dass sie erst
In der Zeit zwischen Weihnachten und "Dreikönig" lässt der sonst so dicht getaktete Kalender unverhofft mehr Raum für Nachdenklichkeit. So als dürften wir die Lebensuhr zurückstellen, beginnen wir wieder bei Eins zu zählen und adjustieren unser Navigationssystem. Mitten in unserem nach allen Richtungen vermessenen, ökonomischen und technischen Regeln folgenden Lebensalltag erwacht um die Jahreswende unser Interesse am Schöpfungsgeschehen und der ewigen Frage danach, warum es uns gibt und wohin wir gehen.Die aktuellen Antworten der Naturwissenschaft fasst die aus Salzburg stammende, in
Wenn auch die jüngste Tagung der G20-Staaten im zur Hochsicherheitszone aufgerüsteten türkischen Antalya von den Terroranschlägen in Paris überschattet war - die im Vorfeld auf Expertenebene vorbereiteten wirtschaftlichen Kernthemen blieben dennoch auf der Tagesordnung.In der Schlüsselfrage nach mehr Steuergerechtigkeit geht man nach vielen mühsamen Trippelschritten nun endlich konsequent vor: Durch erhöhte Transparenz und verbindliche Meldepflichten soll die Schein-Verlagerung von Geschäftsaktivitäten in Briefkastenfirmen auf Steuerinseln gestoppt werden. Das so einfache wie
Die Finanzkrise hat Schutzschirme notwendig gemacht, die gegen
strenge Auflagen gewährt werden. Dieser Notfallplan hat nun in vier
von fünf Ländern funktioniert.
Vor zehn Jahren wurde das Konzept der 'privilegierten Partnerschaft',
das von Angela Merkel als Alternative zu einem EU-Beitritt der Türkei
entwickelt worden war, niedergestimmt.
Wie schlau: eine Spezialsoftware erkennt, ob das Diesel-Fahrzeug auf dem Prüfstand steht und verhilft zu wunderbaren Emissionswerten, die über den Schadstoffausstoß im Echtbetrieb hinwegtäuschen. Jahrelang hat sich dieser technische Trick bewährt. Seine Anwendung kam ins Standardrepertoire immer neuer Bauserien, quer durch den Konzern. Zuletzt dachten sich die Entwicklungsabteilungen wohl nicht mehr viel dabei.Was jedoch vor einem Jahrzehnt noch als grenzwertiges Regel-Vergehen eingeordnet worden wäre, gilt heute schlicht als Betrug. Eine durch die Finanzkrise sensibilisierte
Im unkontrollierten Ansturm unzähliger (weil nicht gezählter) Flüchtlinge unterliegen wir oft drastischen Gefühlsschwankungen zwischen Mitleid und Angst. Auch viele von denen, die so beherzt helfen, oft bis an den Rand der Erschöpfung, ob beruflich oder als Teil von Hilfsorganisationen, stellen zwischendurch die Frage nach dem Ausgang der Dinge. Die Überforderung des politischen Systems verstärkt die Machtlosigkeit der einzelnen.Nachdem der Vertrag von Maastricht über die Begrenzung der Staatsschulden durch die Folgen der Finanzkrise ausgehebelt wurde, kippen nun in der
Mitten in den heißen August tagen verdarb ein mittlerer Börsen-Crash den Anlegern auf den internationalen Kapitalmärkten die Ferienlaune. Kurseinbrüche in China von mehr als 20 Prozent machten den Anfang, New York und Frankfurt folgten nach. Die Abwertung des chinesischen Yuan um etwa zehn Prozent wurde als Zeichen von Wachstumsschwäche interpretiert und führte zu Panikverkäufen.Nachdem die chinesische Regierung im vergangenen Jahr alles getan hatte, um Aktienbesitz der breiten Bevölkerung zu popularisieren und die Kurse beinahe ums Doppelte nach oben getrieben hatte, wollte das Regime
Während meines Studiums verfasste ich eine Zeit lang Gedichte, darunter auch eines, das den Waffenhandel kritisierte. Es wurde in der Literaturzeitschrift Pestsäule veröffentlicht und enthielt - wie es damals Mode war, in Kleinschreibung - den Satz: "auch im waffenhandel bestimmt die nachfrage den preis. verblutungszeit ist blütezeit." Daran musste ich bei den sommerlichen Meldungen über Terror und kriegerische Konflikte denken, blüht doch das Waffengeschäft heute wieder wie selten zuvor - oder besser: es "boomt", wie sich das für ein Bombengeschäft gehört.Das weltweite Volumen des
Rufe nach einer 'echten' Fiskalunion können im Moment nicht
überzeugen. Zu groß ist die Angst vor dem Abrutschen in eine nicht
mehr kontrollierbare 'Schuldenunion'.
Verfangen im Labyrinth der Maßnahmenpakete, hin- und hergerissen zwischen den Interessen der eigenen Wähler und denen eines gesamteuropäischen Ausgleichs, auf den hektischen Gipfeln der zunehmenden Ratlosigkeit bemüht, vor der Geschichte nicht als Spielverderber dazustehen, umringt von twitternden Wegelagerern: so erleben wir Europas politische Entscheidungsträger in diesen schicksalhaften Tagen.Wie sehr die Griechenland-Irrfahrt selbst Finanzmarktprofis überfordert, lässt sich an der lichtvollen Zeile ablesen, mit der eine führende internationale Großbank ihren aktuellen Bericht
Krise ist ein produktiver Zustand - man muss ihr nur den Geschmack der Katastrophe nehmen", meinte einst der Schweizer Schriftsteller Max Frisch. Vielleicht hatte er Recht. Oder doch nicht? Ein Blick auf die aktuelle Situation rund um die griechischeuropäischen Wirrnisse zeigt, wie schwer eine eindeutige Antwort fällt.Als vor drei Jahren das gesamte Euro-System an der Kippe stand, war es eine richtige Entscheidung, Zeit zu kaufen. Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank, versicherte damals, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Gemeinschaftswährung zu retten. Sein
Wir haben uns längst daran gewöhnt, dass die Bedeutung von Münzen und Scheinen im praktischen Alltag abnimmt und Buchgeld am Konto so viel gilt wie Bargeld. Schon seit Jahrzehnten werden Löhne nicht mehr im "Lohnsackerl" ausgezahlt, sondern auf Gehaltskonten überwiesen. Neben den Kredit-und Bankomatkarten verdrängen mobile Bezahlsysteme auch an der Supermarktkasse das Kramen nach Kleingeld. In den USA sollen neuerdings sogar Bettler dazu übergehen, kein Bares mehr anzunehmen -sie bitten stattdessen um elektronische Anweisung der milden Gabe per Smartphone.Es würde uns deshalb
Immer mehr Jugendliche ohne abgeschlossene Ausbildung finden keinen Job und kippen noch vor ihrem 20. Lebensjahr in die bedarfsorientierte Mindestsicherung. Sobald sie als nicht mehr vermittelbar gelten, zahlt man ihnen dann zwar den Lebensunterhalt - die Teilnahme am Leben der anderen aber bleibt ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit auf Dauer verschlossen. Es droht soziale Isolation in Randgruppen oder das Abdriften in Suchtverhalten und dessen Folge-Kriminalität.Als Gegenmittel wird das Nachholen von Schul-und Lehrabschlüssen gefördert, zusätzliche Abhilfe soll die geplante
Mit unbeugsamer Konsequenz verfolgt EZB-Präsident Mario Draghi die angekündigten Ankäufe von Staatsanleihen aus den Beständen von Geschäftsbanken. Da sich Notenbanken bekanntlich bei niemandem verschulden müssen, schaffen sie mit jedem dieser Ankäufe neues Geld. Dieses soll, geht es nach dem Erfinder, über Kreditgewährung an Unternehmen und Haushalte den Weg in die dadurch neu belebte Realwirtschaft finden. Tut es aber nicht.Die europäische Variante der lockeren Geldpolitik ("Quantitative Easing") verfestigt wohl eine wirtschaftshistorisch einzigartige Periode extrem niedriger
Zugegeben, es ist ungemein praktisch. Die Schriftgröße kann variiert, die Schriftart gewechselt, der "Mann ohne Eigenschaften" gespeichert und das Ganze in die linke Sakkotasche gesteckt werden: Deshalb benütze auch ich neuerdings ein E-Book.Dennoch werde ich wohl nie ganz auf "echte" Bücher verzichten wollen. Man kann in ihnen nämlich nicht nur blättern und querlesen, es fehlt ihnen auch die glatte Zeitlosigkeit eines Datenspeichers. Sie bleiben an die Zeit gebunden, in der wir sie gekauft, gelesen oder einfach für später im Billy-Regal zwischengebunkert haben. Manche heben sich auf,
Seit Ausbruch der Finanzkrise haben wir gelernt, mit dem Paradoxen zu leben. Wir sehen uns gezwungen, weit außerhalb der vertrauten Norm liegende Entwicklungen -wie Negativzinsen für Erspartes - in das Erklärungsmuster einer neuen Normalität einzuordnen. Je mehr wir das aber tun, desto deutlicher wird, dass wir von einer solchen Normalität noch meilenweit entfernt sind. Die systemische Unwucht im gestörten Zusammenspiel von Real-und Finanzwirtschaft sorgt dafür, dass sich nach jedem Etappenerfolg der Krisenbekämpfung neue Fronten auftun, die uns vor immer neue Fragen stellen.Nach dem
Wie kann Europa wieder zu Wachstum finden, ohne sich am Schuldenabbau
vorbei zu schwindeln? Wie kommen wir ohne neue Geldschwemme zu
höherer Beschäftigung?
Schon wieder ist etwas passiert, von dem mit der Weisheit des Rückblicks gesegnete Finanzwelt-Erklärer behaupten, sie hätten es schon vorher gewusst, obwohl sie es uns erst heute sagen. Lange wehrte sich die Schweizer Notenbank gegen eine überschießende Aufwertung, indem sie den Kurs zum Euro bei einem Gegenwert von 1,20 Franken fixierte. Als aber der Euro seit vergangenem Sommer gegenüber dem US-Dollar nachgab und die Franken-Nachfrage wieder anstieg, kollabierte diese Strategie. Entgegen allen Ankündigungen erfolgte das Wendemanöver völlig überstürzt. In der sogleich einsetzenden
Seit wenigen Tagen ist auch Litauen Mitglied der Eurozone. Ihr gehören nun schon 19 von 28 EU-Staaten an. Alle drei baltischen Staaten haben in den vergangenen Jahren erfolgreiche Anstrengungen zur Anpassung ihrer Kostenstrukturen unternommen. In puncto Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung zählen sie mittlerweile zu den Klassenbesten. Es ist aber keineswegs sicher, ob Euroland an der nächsten Jahreswende noch immer bei 19 Mitgliedern halten wird. Denn bis dahin wird sich entschieden haben, ob Griechenland noch dabei ist - oder ob bis dahin jener Ausstieg ("Grexit“) Realität geworden
Wann werden jene endlich ernst genommen, die ihre nicht länger
verdrängbaren Wahrheiten zu Pensionsreform oder Wettbewerbsfähigkeit
seit Jahren in den Wind reden?
Geht 's noch tiefer? Ganze 0,7 Prozent kosteten zuletzt zehnjährige deutsche Bundesanleihen, während sich die gesamteuropäische Inflationsrate mit 0,3 Prozent dem Wendepunkt ins deflationäre Minus nähert. Zugleich testet der deutsche Aktienindex seine Höchstmarke. Die größte europäische Volkswirtschaft ist auch realwirtschaftlich in guter Verfassung, während die Konjunktur in Frankreich und Italien lahmt. Deutliche Signale der Erholung kommen hingegen von Irland, Portugal und Griechenland. Auch die Beschäftigungslage ist von Land zu Land höchst unterschiedlich. Bei