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Ungarische Waffen für Hanoi

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Wie alle osteuropäischen Staaten, muß sich auch Ungarn am „Kampf um den Vietnam-Frieden“ mit Waffenlieferungen, Medikamenten, Konserven und beträchtlichen Geldspenden beteiligen. Die Lieferungen — wie auch die aus der CSSR — werden mit Donauschiffen nach Odessa transportiert, das als Sammel-und Nachschubhafen für Nordvietnam dient.

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Wie alle osteuropäischen Staaten, muß sich auch Ungarn am „Kampf um den Vietnam-Frieden“ mit Waffenlieferungen, Medikamenten, Konserven und beträchtlichen Geldspenden beteiligen. Die Lieferungen — wie auch die aus der CSSR — werden mit Donauschiffen nach Odessa transportiert, das als Sammel-und Nachschubhafen für Nordvietnam dient.

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In den letzten Tagen des Jänners weilte eine ungarische Militärdelegation in Hanoi, unter der Leitung des Generalleutnants Käroly Csemi, der bekanntlich Erster Stellvertreter des ungarischen Verteidigungsministers ist, um sozusagen auf dem Kriegsschauplatz über die Wünsche der Nordvietnamesen zu verhandeln. Csemi ist nebenbei Chef des ungarischen Generalstabs, und alle derartigen operativen Maßnahmen gehören in seine Kompetenz.

Csemi wurde vom Verteidigungsminister und Oberkommandierenden der „Volksarmee“, General Vo Ngu-yen Giap, dem Generalstabschef Generaloberst Van Tien Dung und später vom Ministerpräsidenten Pham Van Dong empfangen. Natürlich haben weder die ungarischen noch die nordvietnamesischen Nachrichtenmedien konkrete Einzelheiten über den Inhalt der Verhandlungen veröffentlicht. Es ging ja um wichtige Kriegsgüter, Waffen, Medikamente, Geräte und andere Ausrüstungen, die zur Fortsetzung des

„Kampfes um den Vietnamfrieden“ notwendig sind.

Budapest geizte niemals — wohl auf russischen Druck — mit der großzügigen Unterstützung Hanois. Zuletzt besuchte eine nordvietnamesische Wirtschaftsdelegation unter der Führung von Le Thanh Nghi Anfang November 1969 Budapest und konnte ein Abkommen über Militär- und Wirtschaftshilfe unterzeichnen. Die Nordvietnamesen verzinsen fleißig die Freundschaft der ungarischen Genossen. Im Dezember 1969 kam eine nordvietnamesische Regierungsund Parteidelegation unter der Leitung dies Politbüromitglieds Hoan Van Hoang auf Einladung des ungarischen Zentralkomitees nach Ungarn. Diese Gruppe war unterwegs aus Tirana nach Hause und hatte an den 25-Jahre-Festivitäten in Albanien teilgenommen. Bei dieser Gelegenheit wurde ebenfalls eine lange Wunschliste den Ungarn ausgehändigt.

Nebenbei ist es sehr interessant, zu beobachten, wie sorgfältig die Nord-

vietnamesen bemüht sind, eine absolut neutrale Position innerhalb des Weltkommunismus einzunehmen und sich an der chinesisch-russischen Kontroverse in keiner Weise zu beteiligen. Derzeit laufen die Vorbereitungen anläßlich des 40. Gründungsjahres der VKP auf vollen Touren. 31 Slogans wurden in Hanoi ausgegeben, die einen Balanceakt auf dem hochpolitischen Seil zwischen den zwei Polen: Peking und Moskau darstellen. Hanoi will die Hilfe der Chinesen und der Russen nicht verscherzen. Die Waage der Dankbarkeit scheint dennoch kaum merklich zu Moskau zu neigen. Der Slogan 22 ist ein wahres Kurio-sum und er enthält eine „warme Grußadresse an das amerikanische Volk“ dafür, daß es von der US-Regierung die Einstellung des Krieges und die Zurückziehung der Truppen verlangt.

Im Slogan 23 werden die Völker von Kambodscha, Laos und Vietnam aufgefordert, sich „gegen den gemeinsamen Feind zu vereinigen und sich gegenseitig zu unterstützen“. Auch die „arabischen Völker“ liegen der nordvietnamesischen KP-Führung am Herzen, denen trotz der schwierigen Lage Hanois ideologi-gische Seelenstärkung versprochen wird — „in ihrem gerechten Kampf gegen die israelischen Aggressoren, diesen Gefolgsmännern der US-Imperialisten“.

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