6676095-1961_22_15.jpg
Digital In Arbeit

Ballade

Werbung
Werbung
Werbung

In dem, was die Literatur Ballade nennt,, hat der Film bisher wenig Eigenes geleistet. Die ursprünglich tänzerische, später episch-lyrische Grundform der Ballade scheint dem Realismus des Films nicht zu liegen. Zu den Ausnahmen ist der jüngste russische Film „Ballade vom Soldaten" zu zählen. Ohne sich von der herbsten Wirklichkeit und Gegenwart mehr als durch die irgendwie stenographische Form der Erzählung zu entfernen, schwebt über dem Ganzen doch der Hauch ewiger lyrischer Poesie. Der unbekannte junge Soldat, der seinen kurzen Tapferkeitsurlaub (sehr modern und „westlich“: er war durch Angst tapfer!) auf der hindernisreichen Heimreise in Diensten an den Menschen, an einem zum Invaliden geschossenen, verzweifelten Kameraden, an einer beschämten Ehebrecherin im Hinterland und — in Liebe und Verzicht — an einem bezaubernden Mädchen so sehr und so lange verwendet, daß er die eigene Mutter nur noch für Augenblicke in die Arme schließen kann, ist eine rührende Gestalt, ein dichterisches Gleichnis (zur „Bürgschaft“!) von außerordentlicher Schönheit. Vieles an diesem stillen, großen Film überrascht, was wir fürs erste „unrussisch“ zu nennen versucht sind, doch ist da bei den geringen Kenntnissen, die wir vom heutigen russischen Film haben, Vorsicht am Platze. Wir erinnern uns an den Regisseur Grigori Tsclhuchrai („Der letzte Schuß“!) und merken uns die Namen der sympathischen jungen Darsteller Wladimir Iwaschow und Shanna Prochorenko. Das österreichische Prädikat „Wertvoll“ ist schon für die hervorragende lyrische Photographie, noch mehr für die wunderbare menschliche Haltung des Films mehr als verdient. (Ab 7. Juni in der Wiener Urania.)

F i 1 m s c h a u (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich): II a (Für alle; für Kinder gewisse Vorbehalte): „Windjammer“‘, „Auf schrägem Kurs“ — III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Eichmann und das Dritte

Reich“", „Die Ballade vom Soldaten“ , „Jazz an einem Sommerabend“ , „Robin Hood, der schwarze Kavalier“, „Jagd auf Eichmann“, „Junge Leute brauchen Liebe“

— IV (Für Erwachsene): „Die Unbefriedigte“, „Atlantis, der verlorene Kontinent“, „Das wilde Land“ — IV a (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Ach, Egon!“

— V (Abzuraten): „Liebe ist mein Geschäft“, „Schwarzer Kies", „Schlag 12 in’ London“, „Die Nacht vor dem Gelübde“. — = sehenswert, = empfehlenswert.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung