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Feste sind Teste

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Aufmerksam wie noch nie hat die Wiener Presse die „Viennale", die VII. Internationale Festwoche des religiösen Films, verfolgt. Sie hat ihr nichts geschenkt. Und das ist gut so. Ist doch der jeweilige Standort des religiösen Filmschaffens weniger darnach zu bemessen, wie ein wohlwollendes Kirchenvolk darüber jubelt oder Klage führt, sondern darnach, wie die Welt und Umwelt darüber urteilen. Mit der erstmaligen Verleihung eines Preises für „Frage 7“ als den besten Spielfilm hat .die Jury nicht nur den besten der vorgeführten acht Filme ausgezeichnet, sondern zugleich den einzigen, der einen religiösen . Konflikt von brennender Zeitnähe riskiert hat. Diesem Kriterium kam sonst kei.ier in die Nähe, denn auch die beiden letzten, hier noch nicht gewürdigten, Frankreichs „Der Priester Leon Morin“, die Bekehrung einer jüdischen Kommunistin durch die sehr männliche Persönlichkeit eines modernen, jungen Priesters, und Amerikas „Franziskus von Assisi“, trotz allen Anläufen zu Innerlichkeit doch stark im Romanhaften und Prunkhaften steckenbleibend, drangen nicht zur Spitze vor. Die lobende Erwähnun-g des gut geratenen Österreichers „Das Wunder einer N a c h t“ ist schon angesichts der lokalen Filmsituation gerechtfertigt. Der erste Kulturfilmpreis fiel an „D a s wahre Gesicht der Therese von Lisieux“, ein Stoff, dessen heilige Zeitnähe für den Katholiken evident ist. „Kloster in unserer Zeit“ mag ihm am nächsten gekommen sein, denn rundherum gab es sonst fast nur noch die üblichen sakral-kunsthistorischen Expertisen. Spielfilm wie Kulturfilm wiesen damit deutlich und wertvoll genug eine nįehtj . JJI öbersehen.doyüaugenblrddicte Krjse des religiösen Films aus.- AmiPuWi-

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in dieser. Woche das Apollo-Theater iu. Wien füllten (Durchschnitt: 76 Prozent der verfügbaren Plätze) hielten und halten treu zur Stange. Es liegt nunmehr an den Schöpfern der Filme, dieses Vertrauen durch mehr Mut und zeitgemäßeres religiöses Empfinden nicht zu enttäuschen.

Es ist eine Geschichte für sich, warum Gottfried Reinhardts Verfilmung des Salzburger „J edermann' am letzten Abend der Festwoche nicht in deren Rahmen, also „klerikal umarmt“, sondern als weltliche Premiere Kopf an Kopf in Salzburg und Wien stattfand. Die Festwochenjury schmunzelt post festum: Es blieb ihr das Dilemma erspart, den öster-. reichischen Welturaufführungsfilm nicht bekränzen zu können... Dem Film ist überall die Hast anzumerken, mit der die an sich wertvolle Idee durchgepeitscht wurde. Erfahrungen standen dem Regisseur gar nicht wenige zur Verfügung: des Vaters Lehrgeld im „Sommernachtstraum", Oliviers Shakespeare-Filme, die Wiener Burgtheaterverfilmungen u. a. Der reisige Gottfried forcht sich nicht und warf sie samt und sonders über den Haufen. Überraschenderweise hatte er nichts eigenes zu bieten. Das Aufsprengen und Umspringen mit den attraktivsten Fremdenverkehrsörtchen Salzburgs hätte überlegter und sinnvoller geschehen müssen, Kamera und Farben operieren unklar und beziehungslos. Daß blendend gespielt wird (Walther Reyer und Paula Wessely vor allem sind über alles Lob erhaben) — das weiß die ganze Welt, dazu hätte es den Film nicht gebraucht. Filmösterreich muß sich wieder einmal ganz erfangen, um eine solche Riesenaufgabe zu bewältigen. Derzeit geht es beim besten Willen nicht. Es gerät, uns nichts. Der „Jedermann" ist kein schlechter Film. Er ist nur ein Spiegelbild der allgemeinen Malaise. Er ist ein Malheur.

Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich):.

II (Für alle): „Ein zerstreuter Professor“ — Ha (Für alle, für Kinder gewisse Vorbehalte): „Robert und Bertram" — III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Im Pazifik ist der Teufel los" — IV (Für Erwachsene): „König der Seeräuber“, „Der unheimliche Komplice", „Der Boß war schneller als Scotland Yard“ — IV b (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Barbara“ — V (Abzuraten): „Speisekarte der Liebe“, „Susanne" — sehenswert.

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