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Hinter dem Amerikaner der Sowjetsoldat...

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Fast wäre in dieser Ausgabe der „Furche“ der Brief eines Herrn Konstantin Lithoxopoulos abgedruckt worden, worin dieser unseren Lesern mitgeteilt hätte, er sei von Andreas G. Papandreou ermächtigt, mitzuteilen, dessen „Furche“-Interview vom 2. Mai sei aus den Fingern gesogen. Wir hätten uns sogar die Freiheit \ genommen, seine Ausführungen stilistisch zu bearbeiten, auf daß der Vorwurf, ein „Furche“-Mitarbeiter habe ein Interview gefälscht, wenigstens sprachlich einwandfrei an die Leser gelange. So hat schon mancher versucht, Gesagtes ungesagt zu machen und ist dabei ausgeglitten. Im gegenständlichen Fall glitt, gleichsam auf derselben Bananenschale wie Herr Papandreou, auch die „Volksstimme“ aus. Sowohl die „Furche“-Redaktion als auch die „Volksstimme“ wurde von dem eingangs erwähnten Herrn Konstantin Lithoxopoulos besucht. Was seine Vorsprache bei uns betrifft, so wollte er zunächst die Veröffentlichung eines Leserbriefes urgieren, der von einem griechischen Exilkommunisten stammte und sich auf mein angeblich gefälschtes Papandreou-Interview bezog. Der Veröffentlichung dieses Briefes stand kein Hindernis entgegen, außer der Tatsache, daß er zwei eng mit der Maschine beschriebene Seiten umfaßte.

Ich sagte zu ihm: „Wir müssen den Brief aber kürzen.“ Er sagte: „Das dürfen Sie nicht.“ Ich sagte: „Dann kürzen Sie ihn eben selbst!“

Er sagte: „Der Verfasser hat mir das nicht gestattet.“ „Dann fragen Sie ihn doch!“ sagte ich.

Er sei nicht erreichbar, antwortete er.

Wo er denn sei, wollte ich, für-witzigerweise, wissen. Lithoxopoulos machte eine ausholende Geste und sagte: „In Paris, in Rom ... irgendwo.“ Dann öffnete er seine Mappe und überreichte mir ein anderes, mit der Maschine ge- und unterschriebenes Papier, auf dem der von der „Volksstimme“ — sprachlich geschönt — zitierte Text (siehe Abbildung) zu lesen stand. Ich fragte nach dem Original. Lithoxopoulos murmelte etwas des Inhalts, daß ich dies ja nicht würde lesen können, öffnete dann aber doch neuerlich seine Mappe und zeigte mir ein weiteres Papier, wiederum mit der Maschine geschrieben und ebenso unterfertigt. Diesmal mit griechischen Lettern. Offensichtlich die griechische Version des Dementis. Ich bat um ein Schriftstück, egal ob in griechischer oder deutscher Sprache, aber mit Papandreous Unterschrift.

Nein, das könne er mir nicht zeigen, sagte der Herr Lithoxopoulos. Schließlich handle es sich dabei um eine private Korrespondenz. Da mit der Schreibmaschine unterfertigte Schriftstücke auch in weniger wichtigen Fällen üblicherweise nicht akzeptiert werden, ich aber anderseits den Vorwurf, gelogen zu haben, auf keinen Fall übergehen wollte, schlug ich Herrn Lithoxopoulos vor, die Sache auf seine Kappe zu nehmen und eine Erklärung zu dem nicht unterschriebenen Dementi zu verfassen — des Inhalts, daß er ermächtigt sei, es im Namen Papandreous weiterzugeben.

Er schrieb einige Zeilen dieses Inhalts an den oberen Rand des Papiers. Erklärung und Dementi wären in dieser Nummer abgedruckt worden, hätte uns nicht die „Volksstimme“, ebenfalls und eiligst informiert von Herrn Lithoxopoulos, die Mühe abgenommen.

Ein Herr „A. B.“ (siehe Faksimile) konnte die Tinte nicht halten und schloß ein paar „Freundlichkeiten“ an, deren Ton aus dieser Quelle freilich niemanden mehr erstaunt.

Falls das auf dem Umweg über Herrn Konstantin Lithoxopoulos nach Wien gelangte Dementi wirklich von Papandreou stammt (woran wir nicht zweifeln), gehört auch Papandreou, durchaus ein Mann, der (noch) einen Ruf zu verlieren hat, zu jenen Zeitgenossen, von denen man sich besser schriftlich unterfertigen läßt, was sie sagen. Ich hatte Glück. Herr Papandreou hatte damals wenig Zeit und empfing die Journalisten in seinem Appartement im „Inter-continental“ paarweise. Daher nahm an dem Gespräch auch der österreichische Journalist Peter Rindl teil, der bereit ist, die Richtigkeit des in der „Furche“ abgedruckten Textes zu bestätigen.

HELLMUT BUTTERWECK P. S.: Um deutlich zu machen, wie sich die von Herrn Papandreou jetzt verleugneten Sätze in den Gesamttext fügten, möchten wir abschließend eine seinerzeit aus Platzmangel nicht veröffentlichte Passage zitieren. Papandreou sagte auch: „Um Ihnen ein Bild der Lage zu geben, etwa im Stil eines LIFE-Titelblattes — Griechenland müßte dann dargestellt werden, wie es von einem amerikanischen Soldaten mit dem Bajonett niedergehalten wird, aber hinter dem amerikanischen Soldaten steht lachend der Sowjetsoldat.“

P. P. S.: Eine eventuelle Berichtigung dieses Satzes wird, unterfertigt von Herrn Papandreou, gerne auch in englischer Sprache akzeptiert.

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