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Schweizer Orchester zu Gast

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Mit ihrem aus 100 Mitgliedern bestehenden Orchester war die Stadt Zürich in Wien zu Gast, um den Dank der Wiener Bevölkerung für die Hilfe entgegenzunehmen, welche unsere Stadt von der Schweiz während der schweren Nach- kriegsjahre empfangen hat. Wir lernten ein wohldiszipliniertes Ensemble kennen, das vor kurzem seinen hundertjährigen Bestand feiern konnte und gegenwärtig von Maestro Mantegazzi geleitet wird. Neben Kompositionen von italienischen, französischen und österreichischen Meistern vermag dieses Orchester selbst so schwierige Stücke wie „Les Preludes"von Liszt zu meistern und zeichnet sich vor allem durch eine große Zahl auffallend weicher Holzblasinstrumente aus. — Daß die Schweiz — nicht nur während des Krieges — einer der wichtigsten Umschlagplätze für den Kulturaustausch der Nationen ist, wissen wir seit langem. Doch gilt es daneben, sich auch der Eigenständigkeit der künstlerischen Produktion dieses kleinen Landes bewußt zu sein. Gerade auf dem Gebiete des Musikschaffens hat die Schweiz eine Reihe Namen von europäischem Ruf aufzuweisen. Ihr entstammt der der Romantik verbundene Lyriker und Opernkomponist Othmar Schoeck, welcher die Liedtradition Schuberts und Hugo Wolfs fortführt, der der jüngeren Generation angehörende Opernkomponist Heinrich Sutermeister und die vielseitigen Komponisten Conrad Beck und Willy Burkhard. Einen der größten Erfolge während der vergangenen Jahre hatte in Wien der Westschweizer Arthur Honegger mit seinem Jean-d’Arc-Oratorium und der Liturgischen Symphonie, und auch der jüngere Frank Martin ist mit Österreichs Musikleben eng verbunden. Wir verdanken ihm die Komposition der Monologe zu Hofmannsthals „Jedermann“, die Vertonung von Rilkes „Cor- net“ und das in Salzburg zum erstenmal szenisch aufgeführte Tristan-Oratorium „Der Zaubertrank“. So spinnen sich zwischen den beiden Ländern kulturelle Fäden zu einem dichten Netz gutnachbarlicher Beziehungen zum Vorteile beider Partner.

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