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Jeder Mißtrauensvorschuß ist berechtigt. Daß sich der zweitgrößte deutsche Medienkonzern jetzt so intensiv an den beiden größten österreichischen Tageszeitungen beteiligt, ist ein Alarmsignal. Als im November des Vorjahres 45 Prozent der Anteile der „£ronen-Zeitung“ an die WAZ-Gruppe verkauft wurden, fand das der Stellvertretende Chefredakteur des .^Kurier“, Gerfried Sperl, in einem Kommentar in der „Wochenpost“ „unheimlich“. Und zwar „wegen möglicher Pressekonzentrationen und etwaiger Auswirkungen auf die Politik“.

Jetzt ist der WAZ-Konzem zu 45 Prozent auch am .^Kurier“ beteiligt (siehe Seite 4).

Wie sich's für richtige Exponenten der Massenkommunikation gehört, schweigen sich die Verantwortlichen aus, und wenn sie reden, dann betonen sie, daß sie Biedermänner seien und keine Brandstifter: Es gehe nur ums Wirtschaftliche. Sie wollen alle nur Geld verdienen — und das hat mit dem Inhalt einer Zeitung nichts, aber auch schon gar nichts zu tun. Wer wüßte denn das nicht.

Bekanntlich ist ja Wien der Nabel unserer kleinen österreichischen Welt, und in Wien und Niederösterreich haben „Zronen-Zeitung“ und „Zurier“ jetzt schon 80 Prozent Leseranteil. Unsere Politiker haben allzu lange geschwiegen. Wer würde es sich denn gerne mit dieser konzentrierten Macht der öffentlichen Meinung verderben?

15 Jahre ist es jetzt her, da war eine Kapitalverflechtung zwischen „Zurier“ und „Kronen-Zeitung“ schon geplant. Damals sprach man von einer „Elefantenhoch-zeit“, und damals konnte dieser demokratiebedrohende Akt noch einmal verhindert werden. Damals sollte Kurt Falk der Partner sein, und vielleicht sollte diesmal Kurt Falk als Partner verhindert werden. Denn Falk, der von Hans Dichand aus der „Kro-nen-Zeitung“ gekauft wurde, hat jetzt sehr viel Geld. Es hieß, er interessiere sich wieder einmal für den „Zurier“. Da schlug der nunmehrige Dichand-Partner WAZ neuerlich zu...

Damals fanden sich die Chefredakteure aller Bundesländerzeitungen zusammen, um der Bedrohung zu begegnen, damals fanden sich um Styria-Generaldi-rektor Hanns Sassmann Einzelpersonen und Gruppen, die bereit waren, eine solche Fusion zu verhindern.

Diesmal wurde von den Haupteigentümern des .Kurier“ mehr verkauft als nur ein Anteil.

Es werde kein Stein auf dem anderen bleiben in der österreichischen Presselandschaft. Das sagte Hans Dichand. Und der kennt seinen bisherigen Partner Kurt Falk.

Der hat jetzt etwazweiMil-liarden Schilling zuviel.

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