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Aufwertung für Vertreter bei Vereinten Nationen
Während die bilateralen diplomatischen Beziehungen des Heüigen Stuhles zu den Staaten zu den ältesten der Welt gehören, ist der Vatikan erst relativ spät in die multüaterale Diplomatie der Vereinten Nationen eingestiegen, nachdem es mit dem Völkerbund überhaupt keine ständigen Beziehungen gegeben hatte. Der Posten eines Ständigen Beobachters am Hauptsitz der UN in New York wurde 1964, jener beim Europäischen Büro der UN in Genf 1967 eingerichtet, sind also Schöpfungen des Pontifikats Pauls VI.
Im Gegensatz zu den Staaten, die den Posten in New York als einen der wichtigsten ihrer Diplomatie betrachten, bewertete der Vatikan bisher die Posten in New York und Genf offenbar nur als „drittklassig”. Während selbst die kleinste Nuntiatur mit einem Missionschef im Botschafterrang besetzt ist, der den Titel (Pro-)Nuntius führt und die erzbischöfliche Würde besitzt, entsandte der Heilige Stuhl zu den internationalen Organisationen Auditoren oder Nuntiaturräte ohne bischöfliche Würde; so auch in New York und Genf.
Man kann nicht behaupten, daß diese ihre Funktion schlechter erfüllt hätten, weil sie keine Erzbischöfe gewesen sind. (Auch Wien hat seit Jahren ausgezeichnete Vertreter des Vatikans bei der IAEO und der UNIDO im Rang von Nuntiaturräten.) Aber auf diplomatischem Parkett, wo die Form oft noch inhaltliche Bedeutung hat, konnte der bescheidene Rang der vatikanischen Vertretung doch als mangelndes Interesse oder Verständnis des Heiligen Stuhls für die Belange der UN und ihrer Spezialorganisationen gewertet werden. Unerfreulich war auch, daß die Ernennung eines älteren vatikanischen Diplomaten auf einen dieser Posten, da nicht mit der Erhebung zur erzbischöflichen Würde verbunden, (meist zu Unrecht) als „Verbannung” gedeutet werden konnte, während jüngere Diplomaten von diesen Posten weg- und in die bilaterale Diplomatie strebten, die ihnen Aussicht auf Ernennung zum Nuntius und damit die Bischofsweihe verhieß. Dies schlug wiederum zum Nachteü der vatikanischen multilateralen Diplomatie aus, die weit mehr als die bilaterale der Kontinuität langjähriger Amtsdauer am gleichen Ort bedarf. - Durch die Ernennung des bisherigen Pro-Nuntius im Irak, Erzbischof Rupp, zum vatikanischen Vertreter in Genf und durch die Erhebung des Vertreters in New York, Msgr. Chelis, zum Erzbischof hat das Staatssekretariat in Rom nun einen starken Akzent zugunsten der Tätigkeit der und in den Vereinten Nationen gesetzt. Besonders erfreut die Berücksichtigung Msgr. Chelis, eines langjährigen Mitarbeiters des vatikanischen „Außenministers” Erzbischof Casaroli und hervorragenden Ostexperten. Es ist durchaus möglich, daß sich mit diesem formellen Schritt des Heüigen Stuhls auch neue sachliche vatikanische Initiativen verbinden. Immerhin sind die UN in den letzten Jahren immermehr zum Zentrum für die Behandlung aller wichtigen Fragen, etwa des Nord-Süd-Kon- flikts, aber auch für Abrüstung und Menschenrechte geworden.
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