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„Junge Löwen“

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Eine verbesserte Version des Kfir-Kampfflugzeuges, von der 100 Maschinen bei der israelischen Luftwaffe bereits im Einsatz sind, wurde kürzlich den Militärattaches, einigen Flugzeugexperten und der israelischen Öffentlichkeit vorgeführt. Das geschah anläßlich des Tages der israelischen Luftwaffe, die bei dieser Gelegenheit ihr 29jähriges Bestehen feierte. Zwei kleine Flügelansätze am vorderen Teil des Rumpfes vergrößern die Manövrierfähigkeit dieses Kampfflugzeuges.

Fachkreise erfanden dafür den Ausdruck „Entenflügel“. Durch diese „Entenflügel“ kann die Maschine auf verhältnismäßig kurzen Strekken starten und landen. Die „Entenflügel“ können an allen Kfir-Flugzeugen älteren Typs angebracht werden, machen diese den russischen Mag 23 ebenbürtig. Ähnliche „Entenflügel“ hat auch die französische F-l von Dassault. In Fachkreisen wird angenommen, daß dieses verbesserte französische Flugzeug, obwohl im Preis viel teurer, der verbesserten Kfir-Maschine ebenbürtig ist, aber nicht überlegen.

Mit der Planung des neuen israelischen Kampfflugzeuges wurde Ende 1967 begonnen, nachdem die französische Regierung ein Embargo über alle Waffen, die nach Israel geliefert werden sollten, verfügt hatte. Damals produzierte die israelische Flugzeugindustrie unter französischer Lizenz Ersatz- und Bestandteile für die verschiedenen Mirage-Maschinen, die Israel von Frankreich käuflich erworben hatte. Bekanntlich wurde dann Ingenieur Alfred Frauenknecht in der Schweiz zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er angeblich Produktionspläne der Mirage 5 den Israelis hatte zukommen lassen. Jedenfalls wurde Frauenknecht jetzt, nach seiner Enthaftung, zum Jungfernflug der ersten israelischen Kampfmaschine eingeladen.

1969 war beschlossen worden, den Typ der französischen Mirage-Maschinen beizubehalten, aber statt des französischen einen amerikanischen General-Elektric J-79-17-Motor einzuhauen. Der Bau dieser Maschinen wurde damals noch so geheimgehalten, daß das Projekt in Fachkreisen „der schwarze Vorhang“ genannt wurde.

Im September 1971 konnte die erste israelische Maschine zum Testflug starten und wurde von den Israelis stolz „Nescher — Adler“ genannt. Doch nur allzusehnell stellte sich heraus, daß sich der Auspuff des Adlers zu sehr erhitzte, daß man also ein besonderes Kühlsystem einbauen mußte. Der Adler flog auch, aber er flog au langsam. Wieder wurde eine Urnkonstruktion notwendig. Als der neue Prototyp im Jahre 1972 endlich startbereit war, wurde er von den Israelis als ..Barak — Blitz“ bezeichnet. 40 solcher Barak-Maschinen wurden bereits in den Kämpfen des Jom-Kippur-Krieges eingesetzt. Zuerst sollten sie nur Patrouillenzwecken dienen. Doch als sie von „Mig 21 “-Maschinen angegriffen wurden, konnten sie etliche davon mit Schafrir-Raketen abschießen.

Als die „Mig 23“ sich immer mehr durchsetzte, produzierte Israel eine verbesserte Version, die im Jahre 1975 der Öffentlichkeit unter dem Namen „Kfir — junger Löwe“ vorgeführt wurde. Diese Maschine soll der „Mig 23“ ebenbürtig sein, vielleicht sogar überlegen. Die Kfir-Maschinen sind, außer mit israelischen Schafrir-Raketen, mit zwei 30^Millimeter-Bordkanonen ausgerüstet. Bei diesen handelt es sich um eine verbesserte Version der französischen Defa-Kanonen.

In den letzten Monaten hat Israel seinen neuen Kampfflieger durch seitenlange Anzeigen in der Fachpresse zum Kauf angeboten. Der Fachzeitschrift „Aviation Week“ zufolge waren Australien und Peru die ersten Interessenten, denen dann auch Südafrika folgte. Doch das israelische Kfir-Kampfflugzeug besitzt einen besonderen Computer, sowie Radar- und elektronische Anlagen, die in Israel entwickelt worden sind, und bisher war die israelische Regierung nicht bereit, diese Bestandteile gemeinsam mit der Kfir-Maschine zu verkaufen. Die Maschinen kamen somit nur für Länder in Betracht, die sie für den Einsatz gegen Irrfanterde und Panzer benötigten, nicht aber für den Einsatz gegen Baketenaniagen. Ein weiteres Handicap besteht darin, daß die Firma General-Electric nur eine Lizenz für die israelische Luftwaffe erteilt hat und nicht für den Weiterverkauf an andere Länder. Dadurch wäre jeder potentielle Käufer der Kfir-Ma-schinen gezwungen, die Motoren in den USA zu kaufen.

Heute arbeitet Israel bereits an der Projektierung eines verbesserten Typs der neuen Flugzeuggeneration, und bekanntlich gab es bereits Verhandlungen über den Verkauf von 24 Flugzeugen der verbesserten Kfir-Version an das österreichische Bundesheer.

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