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Waffen für Erde, Wasser und Luft

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Herakliits Wort vom „Kriege als dem Vater aller Dinge“ hat sich vor unseren Augen im Staate Israel bewiesen. Schon seine Geburt — auf Grund des Beschlusses der Vereinten Nationen vom November 1947, das damalige Palästina nach Ablauf des britischen Völkerbundmandates zwischen Araber und Juden zu teilen — stand im Zeichen des Krieges: Die Araber waren mit diesem Beschluß nicht einverstanden, überfielen die jüdischen Siedlungen im Land — und der Tag der offiziellen Ausrufung der Unabhängigkeit des Staates Israel, der 14. Mai 1948, brachte den konzentrischen Angriff der Armeen der arabischen Nachbarstaaten. Waffen besitzen war somit von Anbeginn für Israel eine Lebensfrage:Der Bezug von Waffen eine der wich* tigsten Aufgaben seiner Unterhändler im Ausland, wobei auch sogleich mit Eigenproduktion begonnen wurde, mögen es auch zunächst nur einfache Flinten und Handgranaten gewesen sein. Auch bei der großen militärischen Zusammenarbeit mit Frankreich, welche die ersten neunzehn Jahre des Bestehens des Staates Israel kennzeichnete — was sich in der Rüstung auf eine nahezu vollkommene Einstellung auf französisches Material für Erde, Wasser und Luft ausdrückte —, wurde immer auch an die Notwendigkeit gedacht, Waffen selber herstellen zu können: Die israelische Wäf f ehindüstrie schuf — wenn auch, nicht in allzu ausgedehnter Produktion — einige spezielle hochqualifizierte Waffen, von denen die USI-Maschinenpistole legendären Ruf erwarb und sogar zu einem israelischen Exportartikel geworden ist, mit dem die Deutsche Bundeswehr und Teile der niederländischen Armee ausgerüstet worden sind.

Ohne daß viel davon gesprochen wurde, hat Israel jedenfalls auch eine imposante Munitionserzeugung aufgebaut, die von den kleinsten Patronen bis zu den 500-kg-Bomben der Luftwaffe reicht. Besten Rufes erfreuen sich in der strategischen Fachwelt die israelischen Bazookas (Raketenwerfer), die Mörser verschiedenster Kaliber, die Panzerabwehrwaffen und Minen, die hervorragend präzisen elektronischen Geräte u. a. m.

Die Änderung der de Gaulle'schen Politik gegenüber Israel anläßlich des Sechstagekriegs vom Juni 1967, die sich zunächst in der Nichtlieferung von 50 bestellten und bereits zum Teil bezahlten Mirage-Kampf-flugzeugen an Israel auswirkte, erforderte von Israel, alles, in die Wege zu leiten, um auch in der Kampfflugzeugproduktion leistungsfähig zu werden. Ein Novum war die Flugzeugindustrie für Israel auch in diesem Moment nicht mehr: Besaß es doch das Unternehmen „Bedek“, das aus einer kleinen Flugzeugreparaturwerkstatt entstanden, schon vor Jahren unter französischer Lizenz den Düsentrainer „Fouga-Magister“, dann — mit Import von Patenten und technischen Einrichtungen einer amerikanischen, am ursprünglichen Ort liquidierten Firma — das Düsenflugzeug „Jet-Commander“ herstellte, später ein Transportflugzeug „Arawa“, das auf Kurzflächen wie Straßen und Wiesen zu landen vermag. Den bisherigen Höhepunkt der israelischen Flugzeugeigenproduktion bildet die Eröffnung eines Werkes für Bestand- und Ersatzteile von Turbinen für diverse kleine Flugzeugtypen in der Entwicklungsstadt Beth Schemesch in unmittelbarer Nähe von Jerusalem. Die Eröffnung wurde von dem Pariser Industriellen Josef Shidlovski vorgenommen, der an dem neuen israelischen Unternehmen finanziell zur Hälfte beteiligt ist. Das neue Werk wird, was angesichts des nunmehrigen Totalembargos seitens de Gaulle-Frankreichs von höchster Bedeutung ist, in zwei Jahren bereits vollständige Triebwerke produzieren, ,vor allem für Helikopter der israelischen Luftwaffe, Typ Super Perlon, wie sie Israel bei seinem Vergeltungsschlag auf den Beiruter Flughafen verwendet hat.

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