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Kirche und Josephinismus
Die „inuuaucuu in nisionam ec-slesiiasticam N. T.“ Ferdinand Stö-;ers für die Hörer der Wiener catholisch-theologischen Fakultät mthielt auf Grund der Brisanz der ßhematik soviel Zündstoff, daß in ;inem Nachhall die explosiven Erschütterungen auch im politischen Haum hörbar wurden. Sie sollte die jndigültnge Lostrennung der österreichischen Niederlande zur Folge laben. Das dm Jahre 1777 erschienene Handbuch der Kirchenge-ichichte nennt ein Kritiker des .9. Jahrhunderts, Augustin Theimer, ,eine wahre und ununterbrochene Satyre auf die Religion und die Tn-itoiitute der Kirche, wo sich der ganze Schlamm aller Verleumdungen der Protestanten und der übrigen Fein-le des Christentums gegen die katho-ische Kirche aufgehäuft vorfindet. Die Secte (i. e. Jansenisten) wußte !S dahin zu bringen, daß dieses Werk in allen bischöflichen Semirlauen eingeführt wurde.“
Das nach außen ungleiche Ringen ies Universitätsprofessors mit einem ■Cardinal konnte sich auf einen über-lus einflußreichen Anhang der jan-lenistiischen Gesinnungsfreunde, der inentschlossenen Kaiserin Maria Oheresia, zwar abstützen; aber der nit aller Vehemenz auf das Verbot les Buches drängende Kardinal Mi-pazzi führte mit Recht in seiner Reutation sein bischöfliches Hirten-, .■ehr- und Richteramt in seiner Wienerischen Erzkurchen“ ins Treten und war auch gewillt, über den Viener Nuntius Giuseppe Garampi ine Entscheidung durch Rom her-leizuführen. Bezeichnend für die jage der Kirche im absolutistischen
ouxai, suami ein lanmerraer jcs.ompro-miß am Ende des Zensurprozesses.
Das quellenmäßig hervorragend gearbeitete Werk der Wiener Kirchenhistorikerin läßt in präziser Genauigkeit ein bewegtes Kapitel österreichischer Kirchengeschichte vor uns abrollen, das in der Diskriminierung der Religion durch die Theologie bis in die „zweite Aufklärung“ des zwanzigsten Jahrhunderts hereinreicht. Die zum Großteil bisher unausgewerteten Quellen und die umfangreiche Literatur zum Jose-phinismius behindern in keiner Weise die Lesbarkeit. Wie in einem Prisma wird in dem einen Ereignis des Kampfes wieder die ganze kirchengeschichtliche Situation jener Zeit eingefangen. In spannender Weise wird die große Linie der Auseinandersetzung Rom-Josephinismus nicht nur als ein österreichisches, sondern in einem gewissen Asr,>skt beinahe europäisches Phänomen dargestellt. Schon die Distanz der Schauplätze (Wien, Löwen), mehr aber noch die Dynamik der Gegensätze zeigen die Symptomhaftigkeit des Geschehens auf. Ein großer Wurf, dieses Buch, das ebenso durch die Thematik wie durch die Akribie der bis ins Detail gehenden Forschung und interessanten Darstellung fesselt.
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