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„Kleine Zeitung” Steiermark auf Lichtsatz umgestellt

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Als erste österreichische Tageszeitung hat im März 1980 die im Styria-Verlag Graz erscheinende „Kleine Zeitung” die Satzproduktion erfolgreich auf Lichtsatz umgestellt, nachdem im Hause Styria schon zwei Jahre zuvor sämtliche Wochen-, Halbmonats- und Monatszeitschriften (rund 50 Periodika) sowie die gesamte Buchproduktion (jährlich zirka 80 Titel) auf Fotosatz umgestellt worden waren. Der Start ins Lichtzeitalter in Graz, der zweitgrößten Stadt Österreichs, vollzog sich, ohne daß man davon viel Aufhebens gemacht hätte. Nach vollendeter Installation der neuen Anlagen begann man zunächst die Beilagen der „Kleinen Zeitung” (Samstag Extra, Sonntags-Journal, Freizeit-Journal etc.) in den Lichtsatz zu übernehmen. Vor dem Start mit dem Hauptblatt produzierte man dann zweimal die Montagfrüh-Ausgaben „Grazer Montag” und „Kärntner Montag” zur Gänze im Lichtsatz. Am 11. April schließlich wurde dann erstmalig die täglich erscheinende „Kleine Zeitung” über das Lichtsatzsystem erfaßt. Eine durchdachte Hard-und Software sowie gründliche Planung des Projekts und umfangreiche Umschulung der gesamten Mannschaft waren die Voraussetzung dafür, daß der Umstieg ins Lichtzeitalter im Hause Styria praktisch pannenfrei über die Bühne ging. Wenige Wochen noch stand die gesamte Bleisetzanlage in betriebsbereitem Zustand, ohne daß man auch nur ein einziges Mal Gebrauch hätte machen müssen. Inzwischen ist der Lichtsatz bei Styria in Graz als für Österreich richtungweisendes Objekt zur Alltagsroutine geworden. Bereits wenige Monate zuvor wurde die in Kärnten erscheinende Teilauflage der „Kleinen Zeitung” (sie wird dort als Subauftrag in der Druckerei „Carinthia” in Klagenfurt produziert) auf Lichtsatz umgestellt. In Klagenfurt produziert man mit dem System Comtec/Aps 5, also mit einem Processrechner. In Graz ging man einen anderen Weg:

Bei Styria entschloß man sich nach gründlichen Systemstudien der Projektgruppe zur weltweit erstmalig realisierten Kombination Siemens (EDV) und Laser-comp (Monotype-Lichtsetzmaschinen). Man bewältigt das gesamte Satzaufkommen des Hauses: Merkantiles, Werksatz, Zeitungssatz, und nutzt das für einen sicheren Betrieb unerläßliche EDV-back-up voll für die kommerzielle EDV, die durch die Vielschichtigkeit der Styria-Unternehmungen (Druckereien, Zeitungsverlag, Buchverlag, Buchhandlungen u. a. m.) umfangreiche Aufgaben zu bewältigen hat.

Die auflagengrößte Bundesländerzeitung Österreichs, die „Kleine Zeitung” (Halbberliner-Format, bis zu 144 Seiten Umfang) kann sich nun von der Texterfassung bis zum Expedit der modernsten Produktionsmethoden bedienen:

• Texterfassung über Siemens-Terminals oder IBM-Schreibmaschinen (Typoskripte über ECRM-Lesemaschinen und Lochstreifenleser on line ins System).

• Korrektur über Siemens-Terminals bzw. Kleinanzeigen-Korrekturbeleg über Zeilendrucker.

• Satzprogramm: Siemens „Cosy” bzw. Modifikation des Hauses Styria.

• Satzausgabe über Lichtsetzmaschinen von Monotype, Typ „Lasercomp” (Lichtquelle Laserstrahl), die mit einem V-24-Datenübertragungsprocessor an die Siemens-EDV angeschlossen'sind. Sämtliche Schriften und Zeichen sind auf einer 80-Megabyte-Platte im direkten Zugriff, Schriftgrößen bis zu 256 Punkt. Jede gewünschte Sonderschrift oder Zeichenbelegung kann mit Floppy discs zusätzlich eingespielt werden. Die Ausgabe (45 cm Rollen- bzw. 93'/i Cicero Formatbreite) erfolgt wahlweise auf Papier oder Film, wbbei negativ oder positiv, seitenrichtig oder seitenverkehrt ausgegeben werden kann, wie immer dies in der Weiterverarbeitung erwünscht ist. Der hohe Programmkomfort ermöglicht die Ausgabe komplett umbrochener Artikel (mit Titel, Vorspann, verschieden hohen Spalten oder variierenden Spaltenbreiten und eventuellen Linieneinfassungen), ebenso gestaltete Rahmeninserate (einschließlich der Linienrahmen in jeder beliebigen Stärke bis hin zum kompliziertesten „Freßinserat”) und die rubrizierte Ausgabe von bis zu täglich 3000 Kleinanzeigen über ein perfektes Sortierprogramm. Zu den weiteren Vorteilen der Lasercomp zählt das Styria-Team noch die für einen eventuellen Ausfall beider EDV-Zentraleinheiten die Betriebssicherheit entscheidend erhöhende Möglichkeit, sowohl on line als auch off line (lochbandgesteuert) produzieren zu können, weiters das leichte Handling der nahezu wartungsfreien Maschinen. Die nur mit dem Laserstrahl mögliche Intensität der Schwärzung entbehrt auch aller Sorgen in bezug auf gleichmäßige Qualität: Densitometrieren und Ausdecken sind hier überflüssig!

• Film-Entwicklung über Ilford-Maschi-nen der Type Lüth-Superspeed.

• Bilder (Raster und Strich) werden auf der Laserstrahlkamera „Autokon” hergestellt und in die Seitenmontage eingebracht!

• Farbbilder im 16seitigen TV-Magazin (für die Wochenendausgabe) werden über Laserscanner (DC300 der Firma Hell, Kiel) in Lithos für das Rollenoffsetverfahren umgewandelt.

• Seitenmontage für die Zeitung ausschließlich mit Papierfilm. Durch den hohen Programm- und Korrekturkomfort wird praktisch nichts gestrippt.

• Druckform. Die Seitenmohtagen werden über eine Ganzseitenkamera (Tageslichtkamera Klimsch Autovertikal 1:1 S) geschickt, die on line mit einer Filmentwicklungsmaschine (PakolithL) verbunden ist. Die Film-Negative gehen von hier via Rohrpost zur Letterflex-Anlage (zweifaches Liquidsystem der Type Letterflex 135/E), mit welcher die Fotopolymerplatten für die Spannsättel der Hochdruck-Rotation produziert werden.

• Druckverfahren: Die tägliche „Kleine Zeitung” wird auf einer Hochdruck-Rotationsmaschine der Type Courier 30 von Koenig&Bauer gedruckt (25.000 Exemplare/h in Einfachproduktion bis zu 128 Seiten bzw. 50.000 Exemplare/h in Zweifachproduktion bis zu 64 Seiten), und zwar von auf Spannsätteln aufgebrachten Fotopolymerplatten (Letterflex). Das TV-Magazin (16 bis 32 Seiten, 4farbig) wird auf einer Offset-Rotation der Type Com-pacta von Koenig&Bauer gedruckt (25.000 Exemplare/h).

# Expedit. Ferag-Anlage mit Einstecktrommel Rotasteck, womit bis zu drei vorpalettierte Produkte gleichzeitig zusammengeführt werden können.

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