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Digital In Arbeit

Fortschritt und Dynamik

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Es dürfte kaum ein namhaftes Verlagshaus geben, in dem man nicht zur Zeit Überlegungen über die zukünftige Entwicklung hinsichtlich des Marktes wie auch der neuen Technologien innerhalb des graphischen Gewerbes anstellt. Medienpolitisch ist in besonderer Weise angesichts der Entwicklung der neuen elektronischen Medien Wachsamkeit erforderlich.

Der Verleger von Buch und Zeitung muß immer von der grundsätzlich für ihn gegebenen dreifachen Aufgabenstellung ausgehen. Dies ist zunächst die geistig-publizistische Komponente, dann die unternehmerisch-wirtschaftliche Gestion und nicht zuletzt das Schritthalten mit den zukunftsweisenden technischen Entwicklungen. Diese drei Bereiche bilden untrennbar für den Publizisten eine - dies Bild sei gestattet - „Trinität“ für sein Wirken.

Nicht nur der konkurrenzmäßige und wachsend kostenmäßige Druck ist intensiv zu beachten, sondern auch die gesellschafts- und medienpolitischen Entwicklungen. Neben der besonderen Faszination, die vom alles beherrschenden Femseh-Me- dium ausgeht, muß es einen zeitgemäßen und zukunftsweisenden Le- bensraum für das geschriebene Wort geben. Nur so ist es möglich, daß tieferes Wissen und tiefere Einsichten in die Zusammenhänge des öffentlichen Lebens dem Menschen vermittelt werden können.

Der Verleger wird Sorge tragen müssen, daß die sehr aktuell drohenden Lenkungsmechanismen durch öffentlich-rechtliche Hörfunk- und TV-Anstalten nicht überwuchern und das Informations- und Meinungsbedürfnis des Staatsbürgers übermächtig bestimmen. Mit Recht müssen daher auch die Verleger grundsätzlich einen Zugang zu den weiteren Auffächerungsmöglichkeiten im elektronischen Medienbereich verlangen. Hier geht es nicht nur um Marktsicherung und Marktbehauptung, sondern vielmehr noch um das Grundrecht der Meinungsfreiheit für das gesellschaftliche Ganze.

Allzu leichthin wird unser westliches, freies Gesellschaftssystem und seine Wirtschaftsverfassung heftiger Kritik unterzogen. Unbestreitbare Tatsache aber ist es, daß gerade dieses System echte Partizipation breitester Kreise an materiellem Wohlstand, aber auch geistig-politischer Mitbestimmung schafft.

Für den Informations- und Meinungsbereich hat ein privat wirtschaftliches Verlegertum daher größte Bedeutung. Im Zusammenwirken mit dem freien Journalisten hat sein Beitrag zur Verbreitung von Wort und Schrift eine unverzichtbare Rolle. Ein freies privates Verlagswesen dient nachweislich am ehesten der Gesellschaft durch die naturgegebene Meinungsvielfalt. Indro Mon-tanelli, der bekannte italienische Publizist, sagt mit Recht:

„Die echte Pressefreiheit ist in dem Augenblick beendet, in dem die Zeitungen aufgehört haben, rentable Wirtschaftsunternehmungen zu sein.“

Der Medienunternehmer steht auch noch in einer anderen Beziehung vor einer gänzlich neuen Situation. Die Perfektionierung und die rasante Entwicklung, die elektronischen Möglichkeiten der Druck- und Satztechnologie, haben das Bleizeitalter ein für allemal abgelöst. Eine technische Revolution, die größte seit Gutenberg, ist im vollen Gange. Damit steht auch das Haus STYRIA, vom dem hier die Rede sein soll, vor einer entscheidenden Wende.

Unter großem Einsatz von Investitionsmitteln ist sie auf dem Gebiet der neuen Satztechnologie zum Teil schon vollzogen, zum Teil steht sie, was vor allem den Zeitungsbereich betrifft, noch bevor. Mehrere Phasen sind hier noch zu sehen. Eine sehr entscheidende Phase war die Umstellung vom Buchdruck auf Offsetdruck. Seit Jahren wurde im Grazer Verlagshaus diese Entwicklung eingeleitet. Nunmehr ist die Aufstellung und Inbetriebnahme einer hochmodernen Rollen-Offsetmaschine die vorläufig letzte Konsequenz. Personalpolitisch betrachtet, war dies von großer Bedeutung: mit dieser Umstellung wurde den Buchdruckern praktisch ihre berufliche Zukunft gesichert.

In der Entwicklung des neuen Fo- tosatz-Systems hat das Haus mit seinen eigenen Kräften und für seine Arbeitnehmer ein umfassendes Umschulungsprogramm durchgeführt. Diese Ausbüdungstätigkeit sichert damit auch die Arbeitsplätze, indem sie die Mitarbeiter auf die Zukunft, die schon begonnen hat, geistig, funktional und praktikabel vorbereitet. Für das Gesamtuntemehmen STYRIA bedeutet diese Umstellung nicht mehr und nicht weniger, als daß damit auch der Zugang zu einem zusätzlichen und anspruchsvolleren Markt erschlossen werden kann.

In dieser Phase, die die Umstellung von Blei- auf Fotosatz (Monophoto 2000) zum Ziel hat und in der erreichten Endphase die U mrüstung auf den Lichtsatz (Laser-Comp), ist in diesen Wochen ein entscheidendes Ziel erreicht worden. Auf dem Fotosatz- Sektor war bislang nur eine begrenzte Anzahl von Schriften speicherbar, der Belichtungsgeschwindigkeit waren Grenzen gesetzt, der Programmsektor also war eingeengt. Der Lichtsatz hingegen bietet die Speicherung einer weit größeren Anzahl von Schriften, besitzt nur wenige bewegliche Teile und zudem eine hohe Belichtungsgeschwindigkeit. Die Entscheidung der Texterfassung der Tageszeitung - und nur für die Texterfassung - ist im vorigen Jahr gefallen. Dieser entsprechend, führte die Anschaffung des Lasercomp-Sy- stems zu einer neuen, ungeahnten Leistungsfähigkeit unseres Hauses.

Grundsätzlich soll abschließend festgestellt werden, daß bei allen wirtschaftlichen Überlegungen und geplanten Investitionen für ein aus verlegerischer und graphischer Tradition gewachsenes Haus, das dem Buch- und dem Zeitungswesen dient, stets drei Interessensbereiche gesehen werden müssen: die Entwicklung des Unternehmens selbst, dann der Erwartungsbereich seiner Mitarbeiter und endlich, aber nicht zuletzt, der Interessensbereich des geistig zu versorgenden Publikums, aber auch der geschäftlichen Kunden.

Alle drei Bereiche sind in Einklang zu bringen: keineswegs ein neues Problem. Aber ein Problem, das angesichts der wachsenden Bedeutung der Gesamtheit der Massenmedien für den Menschen neue Herausforderungen von umfassender Verantwortungskapazität mit sich bringt.

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