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Oper hat Vorrang

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Wer seinerzeit beim Intendantenwechsel erwartet hatte, daß dem gesprociienen Wort nun goldene Zeiten bevorstehen, muß diese Meinung in der dritten Spielzeit entschieden revidieren. 3^ohl gab es bemühte und geglückte Sprechstückabende — „Der Prozeß” und ,ßer Talisman” —,- der Ehrgeiz aber gilt der Musik und hier im besonderen der Oper; so sind aber unter den letzten Neuinszenierungen zwei At>ende zu nennen, denen Rang be scheinigt werden darf.

Mit Verdis „Otfiello”, den Robert Filzurieser als Dirigent in sicherem Griff hatte, war wieder Spyros Evan-gelatos Gelegenheit gegeben, von der Regie her dem Werk getreu und docii auch emeuemd zu dienen, es lebendig in das Bühnenwerk seines Landsmannes Jannis Stefaneiiis zu stellen und das Geschehen so zu lenken, daß es kein opemübliches Hemmstehen ohne Besdehung, son-dem Dramatik in stärkster Aussage gab. Daß Desdemona wadi den Gatten erwartet und nicht erst aus dem Schlaf gerissen wird, war eine vertretbare Eigenwilligkeit der Regie, der in Jakob Roden ein leidenschaftlich engagierter Mohr und ein Jago mit Mephistozügen zur Verfügung standen, den der Rumäne George lonescu im „Credo” zum Höhepunkt trug. Als Desdemona bot Nelly Ailakowa, in Spiel und Stimme eine Leistung höchster Rühmung wert. Eine Auffühmng aus einem Guß, die Klagenfurt Ehre machte.

Niveau hatte auch die immer wieder in Abständen gebotene „Madame Butterfly”, der zuzuhören die Kla-genfurter nicht müde werden, wie es ja in den letzten 25 Jahren nie eine Spielzeit ohne Puccini gegeben hat. Dem unter Robert Füzwieser sauber musizierenden Orchester gesellten sich einprägsam und überzeugend die Stimmen der Solisten: In der Titelrolle die etwas massive Dorothea Weiss, die man sich in das „elastische Ensemble” Wochinz’ aus Berlin geholt hatte, zu Recht, wenn man die Leistung mißt, die eine schöne, tragische Akzente setzende, doch aucii die Innigkeit nicht verleugnende Stimme bot, zu der auch darstellerische Intensität trat. Ein Linkerton mit leuchtender Höhe war mit Georgi Tscholakow gegeben, dem der etwas unbewegliche Sharpless George lonescu klangvoll assistierte. Die Suzuki der Margit Penkova sei nicht vergessen. Der Goro Leo Deckers folgte den Anweisungen der eigenwilligen Regie {Wilfried Steiner a. G.), die ihn fast peinlich in den Vordergrund treten ließ, ansonsten aber einer gewissen „Entzauberung” der Aufführung verpflichtet war, bi welche Riditung auch das unbestreitbar schöne, in matten Farben gehaltene Bühnenbild Matthias Kraljs wies. Trotz dieser Einwände ein Abend, den man im Gedächtnis behalten wircL

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