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Schmieden an der Erdölwaffe

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Es ist soweit: Die Erdölländer Lateinamerikas entdecken mit ihren beträchtlichen Vorräten die,.Ölwaffe" und wenden den bisher einzeln und starr auf den Weltmarkt gerichteten Blick gemeinsam den eigenen Interessen zu. Die Überschüsse aus Venezuela, Mexiko, Ekuador und Trinidad- Tobago sollen in Zukunft zunächst den ölarmen Ländern des eigenen Kontinents und dann gezielt dem transnationalen Geschäft zugute kommen.

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Es ist soweit: Die Erdölländer Lateinamerikas entdecken mit ihren beträchtlichen Vorräten die,.Ölwaffe" und wenden den bisher einzeln und starr auf den Weltmarkt gerichteten Blick gemeinsam den eigenen Interessen zu. Die Überschüsse aus Venezuela, Mexiko, Ekuador und Trinidad- Tobago sollen in Zukunft zunächst den ölarmen Ländern des eigenen Kontinents und dann gezielt dem transnationalen Geschäft zugute kommen.

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Das Neue ist der Versuch einer gemeinsamen Energiepolitik zwischen Mexiko und Feuerland, Karibik inbegriffen: Ende 1980 trafen einander zum ersten Mal in der Geschichte des Subkontinents alle Energieminister in Bogota, Kolumbien; kurz davor zeigten Venezuela und Mexiko mit einem Rohöllieferabkommen zugunsten ölarmer Länder Mittelamerikas und der Karibik den Gesinnungswandel.

Die lateinamerikanische Energieorganisation Olade (Organizaciön Lati- noamericana de Energia), bisher - weil kaum gebraucht - leicht verschlafen in Quito, Ekuador, residierend, wacht zum Koordinator der Energieüberschüsse und -defizite auf. Mitte 1981 soll der Entwurf eines kontinentweiten Energienutzungsplanes vorliegen.

Was der oft diskutierten, aber bisher nie versuchten Einigkeit neuen Reiz verleiht, sind die jüngsten Schätzungen über Ölreserven. In Mexiko sollen die ungehobenen Vorräte denen des Nahen Ostens entsprechen, dazu kommen Schwerölseen unter dem Urwaldboden des venezolanischen Orinokobeckens und unberührtes schwarzes Gold auf Feuerland und südlich davon im antarktischen Bereich.

Der Ausgleich daheim wäre keine Schwierigkeit. Nur Brasilien, das bis-

„Ein Trumpf im Blatt neuer lateinamerikanischer Einigkeit, der aber nur gemeinsam ausgespielt werden kann “

her aus Ubersee kaufen mußte, ist ein ins Gewicht fallender Energiedefizitstaat. Peru, Bolivien, Argentinien und Kolumbien sind Selbstversorger oder Fast-Selbstversorger. Die Defizite der verbleibenden Staaten wären angesichts der Vorräte leicht aufzufüllen.

Der große verbleibende Energieüberschuß, so die Olade-Philosophie, wird koordiniert und zu eigenen Bedingungen auf den Weltmarkt gepumpt. Gemeinsam.

Noch sind die Optionen - öl nach Japan, Europa oder den USA - offen. Offen ist auch, ob sich das Konzept gemeinsamer Aktion verwirklichen läßt. Begriffen hat das von den potentiellen Käufern bisher nur der große Bruder im Norden. US-Präsident Ronald Reagans Blitztreff mit dem mexikanischen Präsidenten Jose Lopez Portillo noch vor Amtsantritt am 5. Jänner 1981 zeugt davon.

Ob es den neuen US-Administrato- ren gelingen wird, sich bilateral den mexikanischen Energiequell zu er

schließen, hängt nicht zuletzt vom kommenden Präsidenten von Mexiko ab: Favorit für 1982 ist derzeit der eher US-freundliche Chef des staatlichen Erdölkonzerns Pemex, Jorge Diaz Ser- rano.

Geht es nach den kühlen Olade-

Rechnern, wird es solche Seitensprünge nicht geben. Der Argentinier Carlos J. Moneta führt in einer Studie aus, daß die Energievorräte Lateinamerikas und Kanadas so groß sind, daß sie die Vereinigten Staaten in den neunziger Jahren zumindest im militärischen Bereich

von den arabischen Ölfeldern (um die sich dann die Europäer und Japaner balgen müßten) unabhängig machen könnten. - Ein Trumpf im Blatt neuer lateinamerikanischer Einigkeit, der aber nur gemeinsam ausgespielt werden kann.

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