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Seggauberger Herausforderungen
Die alte Arbeitsteilung zwischen Mann im Beruf und Frau im Haushalt gilt nicht mehr. Frauen und Männer tragen für alle Lebensbereiche gemeinsam Verantwortung. Familie und Beruf müssen sich daher in vielfältigen Kombinationen - gleichzeitig oder nacheinander - in jedem Leben vereinbaren lassen. Arbeit ist nicht nur Erwerbsarbeit. Daher ist eine Neubestimmung und Aufwertung der unbezahlten Tätigkeiten in der Familie und in der ehrenamtlichen Arbeit erforderlich.
„Es ist äußerst mühsam, geschichtlich bedingte Vorurteile, die sich in gesellschaftlichen Strukturen verfestigt haben, abzubauen..." (Sozialhirtenbrief 79). Frauen sind nach dem Gesetz zwar gleichberechtigt, im konkreten Arbeitsalltag, in Kirche und Gesellschaft jedoch benachteiligt.
Wir Frauen wollen nicht länger auf die Veränderung der Männer warten, sondern selbst initiativ werden. Deshalb sehen wir folgende Heraus-For-derungen:
1. Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit
2. Mindestlohn von 10.000,- Schilling
3. Anhebung des Existenzminimums bei Lohnexekution
4. Entschuldungsmöglichkeit - vor allem für Alleinerziehende
5. Das Modell „Grundeinkommen" weiter verfolgen
6. Praxisnahe Berufsberatungsmodelle für Jugendliche und Eltern
7. Frauenvorrang bei gleicher Qualifikation
8. Förderung von betrieblichen Maßnahmen für frauengerechte Karrieren und diesbezügliche begleitene Forschungsprojekte
9. Elterngerechte Arbeitszeitmodelle
10. Kindergerechte, flächendeckende Betreuungseinrichtungen
11. Tagesmutter als Beruf
12. Rechtsanspruch auf Kinderbetreuungsbeihilfe, insbesondere für Alleinerziehende
13. Gesetzliche Regelung für die Beteiligung an Sonderausgaben für den alimentationspflichtigen Elternteil
14. Einrechnung von Erziehungs- und Pflegezeiten für den Pensionsanspruch
15. Pensionssplitting bei Scheidung
16. Einstiegshilfen nach längerer Berufsunterbrechung und Arbeitslosigkeit
17. Finanzierung der Weiterbildung,
Spesenersatz und Versicherungsschutz für ehrenamtlich Tätige
18. Bezahlte Urlaubsvertretung für Bäuerinnen
19. Förderung von Unternehmerinnen von Klein- und Mittelbetrieben
20. Keine Freigabe der Ladenschlußzeiten
21. Gleichbehandlungsbeauftragte in jedem Bundesland und in größeren Städten
Diese Forderungen wollen zum Umdenken heraus-fordern, zum Handeln auffordern, Änderungen einfordern.
Diese Heraus-Fordeningen sind das Ergebnis der Sommerstudientagung der Katholischen Frauenbewegung Österreichs zum Thema VIEL-FACH-FRAU, die vom 8. bis 12. Juli 1991 im Bildungshaus Schloß Seggau stattfand.
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