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Überlisten sie Listen?
Helmuth Schattovits, ehemaliger Präsident des Katholischen Familienverbandes, wurde auf der Wiener ÖVP- Liste für den Nationalrat an die 25. Stelle gereiht. Josef Cap, unbequemer Jungsozialist, kandidiert auf der Wiener SPÖ- Liste gar an 46. Stelle. Zwei Beispiele mit nur einer Gemeinsamkeit: Beide wurden von ihren Parteien auf aussichtslose Plätze gesetzt, beide werben um Vorzugsstimmen, um die Parteilisten zu überlisten und trotzdem in den Nationalrat gewählt zu werden.
Wie funktioniert das System eigentlich? Jeder Wähler kann auf dem amtlichen Stimmzettel nicht nur eine Parteiliste
(durch Ankreuzen, Anhaken usw.) wählen, sondern auch einen ganz bestimmten Kandidaten seiner Partei. Dazu findet sich auf dem Stimmzettel neben der Parteibezeichnung eine eigene Rubrik: „Bezeichnung eines Bewerbers durch den Wähler“. Es genügt, den Familiennamen einzutragen.
Dabei ist zu beachten: Vorzugsstimmen können ausschließlich für solche Bewerber abgegeben werden, die im Wahlkreis des Wählers kandidieren. Konkret: Für Schattovits oder Cap sind nur jene Stimmen gültig, die ihn Wien für sie abgegeben werden. Eine Nennung in einem anderen Bundesland ist gegenstandslos.
Trotzdem kann jeder für sich in seinem Wahlkreis diese bescheidenen Möglichkeiten der Persönlichkeitswahl nützen und einem Kandidaten seiner Wahlpartei den Vorzug geben.
Gültig ist eine Stimme dann, wenn eine Partei gekennzeichnet und dazu ein bevorzugter Kandidat dieser Liste geschrieben wird. Gültig ist sie auch, wenn nur ein Kandidat in die Zeile jener Partei eingetragen wird, auf deren Liste er steht.
Wird keine Partei angekreuzt und ein Bewerber in eine Zeile eingetragen, die nicht mit seiner Parteiliste ident ist, ist die Stimme überhaupt ungültig.
Umgekehrt: Ist eine Partei angekreuzt, aber ein Kandidat einer anderen Liste dazugeschrieben, gilt zwar die Stimme für die bezeichnete Partei, hingegen ist die Vorzugsstimme gegenstandslos. Das gilt auch, wenn mehrere Kandidaten dazugeschrieben werden.
Wie erfährt man, wer in den einzelnen Wahlkreisen überhaupt kandidiert? Die Kandidatenlisten der Parteien müssen in jeder Wahlzelle an sichtbarer Stelle angeschlagen sein.
Und was bewirkt man mit der Vorzugsstimme, die man als Wähler vergeben kann? Ein Kandidat zieht — unabhängig von seinem Listenplatz - dann in den Nationalrat ein, wenn er in seinem Wahlkreis so viele Vorzugsstimmen bekommt, wie für ein Grundmandat (siehe Seite 2, Stichwort) notwendig sind. Und erreicht er sie nicht? Dann bleibt trotzdem der Fingerzeig für die Parteien, daß man als Wähler mit der Vorgesetzten Liste so nicht einverstanden ist.
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