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Wahlschlacht am Pußtarand
Der Wahlkampf für die Landtagswahlen am 24. März 1968 ist im Burgenland bereits in seiner ganzen Schärfe entbrannt. Hatte man noch kurz vor Weihnachten in beiden Regierungsparteien davon gesprochen, daß es gelingen werde, den Wahlkampf auf einige Wodien vor dem .Wahltermin zu beschränken, so hat sich diese Situation innerhalb von wenigen Tagen total geändert. Jedenfalls löste die Nachricht vom Scheitern der Budgetverhandlungen unter den Beamten des Landhauses und in der Öffentlichkeit größte Überraschung aus. In der Weihnachtsnummer beider Landesorgane der Regierungsparteien konnte man neben den gemeinsamen Weihnachtswünschen der Regierungsmitglieder der SPÖ und ÖVP zugleich auch schwere gegenseitige Vorwürfe wegen des Scheitems der Budgetverhandlungen lesen.
Die „Schuldenpolitik“ der Landesregierung
Als Gründe für das Scheitern der Budgetverhandlungen wird von der ÖVP unter anderem die sogenannte Schuldenpolitik der Regierung und von der SPÖ die durch die Nähe des Landtagswahltermins bedingte
Negativrolle des ÖVP-Landtagsklubs angegeben. Es ist sehr schwer, den sachlichen Kern der Argumente beider Parteien herauszufinden, weil schon seit einem Jahr im Burgenland Wahlstimmung herrscht und dadurch die propagandistisch bedingte Formulierung der sachlichen Formulierung vorgezogen wird. Man darf nicht vergessen, daß die ÖVP vom Jahre 1945 bis zum Jahre 1964 ununterbrochen den Landeshauptmann und den Landtagspräsidenten stellte. Es ist verständlich, daß sie sich während der letzten vier Jahre sehr schwer tat, sich in die Rolle des zweiten Regierungspartners hineinzufinden.
Daher sprach man In ÖVP-Kreisen ständig von einer „Zufallsmehrheit“. Der geringe Stimmenvorsprung, den die SPÖ bei den letzten Landtagswahlen erzielte, so erklärten ÖVP- Funktionäre, gebe ihnen ein Recht, von einer Zufallsmehrheit zu sprechen und auf eine Änderung dieser Zufallsmehrhedt bei den nächsten Landtagswahlen hinzuarbeiten. Die Erfolge der ÖVP im Burgenland bei den letzten Nationalratswahlen gaben diesen Bestrebungen neuen Auftrieb. Die ÖVP wußte auch, daß sie in der nächsten Zukunft kaum die Chance haben wird, Mahrheits- partei im Lande zu werden, wenn ähr dies nicht bei dien Landtags- Wahlen im März 1968 gelingt.
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