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Der „Messias“ von Malawi

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Am 6. Juli ist das vormalige britische Protektoratsgebiet Njassaland unter seinem neuen Namen Malawi als 36. afrikanischer Staat unabhängig geworden. Am 24. Oktober wird ihm sein westlicher Nachbar und früherer Partner innerhalb der Zentralafrikanischen Föderation, die am 31. Dezember des Vorjahres zu bestehen aufgehört hat, Nordrhodesien, gleichfalls unter einem neuen Namen — Zambia — als 37. Staat Afrikas folgen. Die zeitliche Abfolge dieser Ereignisse entspricht auch der Entwicklung, da der offene Kampf gegen die Zentralafrikanische Föderation, die 1953 begründet worden war und sieben bis neun Jahre später ihre endgültige Verfassung erhalten sollte, 1958 in Njassaland begonnen hatte.

Ein armes Land

Der neue Staat, der sich entlang des südlichsten der großen ostafrikanischen Seen erstreckt und eine Landfläche von rund

95.0 Quadratkilometer umfaßt, ist mit rund 4,000.000 Einwohnern (1963) ein für afrikanische Verhältnisse dichtbevölkertes Gebiet. Dies war übrigens gleichfalls wesentlich mehr, als die letzte Zählung vor zehn Jahren, die noch nicht 3,000.000 Einwohner ergeben hatte, erwarten ließ, wie auch anderswo in Afrika. Im Licht dieser Fehleinschätzung wird der Charakter auch anderer Zahlen ein wenig problematisch, hat aber zumindest informativen Wert: So soll die Anzahl der protestan tischen Christen 1955 um 531.000 betragen haben, von denen sich

368.0 zur presbyterianischen „Church of Central Africa“ bekannten. Die Anzahl der Katholiken betrug 481.000 (1958). Islamisch ist hauptsächlich die Völkerschaft der Yao, deren Stammesverwandte im angrenzenden, portugiesischen Ostafrika leben, und deren Anteil an der Bevölkerung Njassalands auf 14 Prozent geschätzt worden ist. Die nichtafrikanische Bevölkerung, achttausend Europäer und 11.000 Araber und Inder, ist wenig zahlreich, hatte aber das moderne Wirtschaftsleben des Landes weitgehend in Händen. Unter den einheimischen Völkerschaften sind die Nyanja (sprich: Njandscha) die bei weitem größte.

Njassaland muß als armes Land gelten. Für den Export produziert es lediglich Tee, Tabak, Erdnüsse, Baumwollsaat und Tungöl und verfügt über keine Bodenschätze wie etwa Rhodesien. Vier Fünftel seiner Bevölkerung betreiben Landwirtschaft und Fischfang für den Eigenbedarf mit den traditionellen, primitiven Methoden. Von großer wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung ist der Umstand, daß mehr als 150.000 Njassaländer als Wanderarbeiter in den Bergwerken und auf den Plantagen Rhodesiens, zum geringeren Teil auch Südafrikas arbeiten und den Großteil ihres Verdienstes heimsenden — für die Masse der Bevölkerung bisher der weitaus wichtigste Zweig der modernen Geldwirtschaft.

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