"Lasst uns Licht sein"

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Gemeinsam durch die Liturgie! Ein Blick hinter die Kulissen des Weltgebetstages der Frauen, der am 4. März begangen wird.

Der Weltgebetstag ist die größte ökumenische Basisbewegung" und bedeutet, mehr als die Liturgie zu feiern, denn das ist nur der Höhepunkt eines ereignisreichen Jahres, der vieler Vorbereitungen bedarf. Seit nun über hundert Jahren treffen Frauen christlichen Glaubens auf der ganzen Welt zusammen, um am ersten Freitag im März gemeinsam die Liturgie zu zelebrieren.

Geschichtsträchtig

Die Wurzeln des Weltgebetstages liegen im Nordamerika des 19. Jahrhunderts, wo 1812 die Baptistin Mary Webb zum ersten öffentlichen Gebet für Frauen aufrief. Trotz großen Widerstands einiger Missionsgesellschaften wurden damals unverheiratete Missionarinnen entsandt, Frauen und Kinder in Gesundheits-, Bildungs-, und Sozialfragen zu unterstützen.

Das Anliegen ist dasselbe geblieben, nur dass heute ein Netzwerk existiert, das es ermöglicht, Frauen in über 170 Ländern der Erde zu erreichen. Seit 1957 werden auch in Österreich diese ökumenischen Gottesdienste gefeiert - durch ein enormes Engagement der Frauen am 4. März 2005 sogar an über 400 Orten. Da die Gottesdienste von Frauen geleitet werden,widerspreche es aber der Ökumene, den Weltgebetstag im Rahmen einer katholischen Messe zu begehen, meint die Vorsitzende des ökumenischen Nationalkomitees in Österreich, Elisabeth Papauschek: "Die Eucharistiefeier ist bis heute leider noch ein Zeichen der Trennung unter Christinnen und Christen."

Das internationale Komitee des Weltgebetstags befindet sich in New York und besteht aus sieben Mitarbeiterinnen, deren Aufgabe darin besteht, die Liturgie, falls dies noch nicht vom Gastgeberland geschehen ist, auf englisch, französisch und spanisch zu übersetzen und in alle Länder auszusenden.

Aufnahmekriterien

Und wie wird man Gastgeberland, und was hat das mit der Liturgie auf sich? "Gastgeberland", so Papauschek, kann im Prinzip jedes Land werden, das sich offiziell bewirbt und gute Projekte vorweisen kann, die den Ausgleich sozialer und wirtschaftlicher Ungerechtigkeit anstreben." Aber auch ohne offizielle Bewerbung hat man, wenn das internationale Komitee der Meinung ist, dass diesem oder jenem Land geholfen werden muss, die Chance, Hilfe zu bekommen. So oder so, Unterstützung erhält man in jedem Fall. Wenn nun feststeht, welches Land den "Zuschlag" bekommt, beginnt die Erstellung einer Liturgie. Diese Aufgabe obliegt dann den Frauen des nationalen Komitees im jeweiligen Gastgeberland. Dieses Jahr haben Frauen aus Polen ökumenisch eine Liturgie unter dem Motto "Lasst uns Licht sein" zusammengestellt.

Die Liturgie wird nach einer bestimmten Gottesdienstordnung verfasst, die Themen und Bibelstellen dafür stehen durch Beschluss des internationalen Komitees bereits acht bis zehn Jahre im Voraus fest.

Öku(wo)menisch

Die Frauen des Gastgeberlandes können also wählen, welches Thema am besten passt, das eigene Land zu repräsentieren. Gebete werden formuliert und Lieder geschrieben, um Nöte, Hoffnungen und Anliegen insbesondere aber die Situation der Frauen anzusprechen. Dass das bei der Vielfalt der verschiedenen Konfessionen nicht immer leicht ist, versteht sich von selbst. Trotzdem hat es bis jetzt noch keine gröberen Auseinandersetzungen gegeben, auch wenn sich hin und wieder kleinere Veränderungen im Text nicht vermeiden lassen. Die Arbeit wird von Frauen ökumenisch- "Öku(wo)menisch" fast ausschließlich auf ehrenamtlicher Basis geleistet.

Die Finanzierung der Projekte erfolgt über Kollekten und Spenden, die einzigen Einnahmequellen der Organisation. Die Förderungen belaufen sich pro Einrichtung auf bis zu 21.802 Euro für bis zu drei Jahre, wobei Förderungen für Bauvorhaben und Katastrophenhilfe ausgeschlossen sind. Im Jahr 2005 unterstützt die Weltgebetstagsbewegung Projekte in Polen, Brasilien, Kamerun und Makedonien, um nur einige zu nennen. Auch Österreich darf sich über eine großzügige Spende für das Projekt mainz (Berufsorientierte Maßnahmen und Vermittlung interkultureller Kompetenz für Migrantinnen der 2. Generation) freuen.

Projektarbeit

"Informiert Beten - betend handeln" so lautet das Motto des Weltgebetstages für Frauen, der versucht, regionale und konfessionelle Grenzen zu überwinden. Interessierte aller Religionen sind herzlich dazu eingeladen, an einem Wortgottesdienst von Frauen für Frauen teilzunehmen. Die Arbeit der Frauen auf der ganzen Welt wird ehrenamtlich geleistet.

"Schön wäre es endlich einmal eine Liturgiefeier im Wahrzeichen Wiens, dem Stephansdom abzuhalten, aber leider finden sich keine Freiwilligen, die sich der Organisation annehmen!", so Papauschek.

INFOS: www.weltgebetstag.at

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