John_Paul_II._in_Munich_01 - © commons.wikimedia.org (Red Cross Unit München-Nord 3 Harthof/Hasenbergl)

Neue Johannes Paul II.-Biografie: Unbestrittene Verdienste und deren Kehrseiten

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Die Biografie des "Papstes, der aus dem Osten kam" aus der Werkstatt der "Südddeutschen Zeitung" bürgt für einen deutschen Blick auf den den "Jahrhundertpapst".

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Die Biografie des "Papstes, der aus dem Osten kam" aus der Werkstatt der "Südddeutschen Zeitung" bürgt für einen deutschen Blick auf den den "Jahrhundertpapst".

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Der 100. Geburtstag von Karol Wojtyła ist auch Anlass für eine neue Johannes-Paul-II.-Biografie aus dem Umfeld der Süddeutschen Zeitung. Matthias Drobinski, seit bald einem Vierteljahrhundert Religionsjournalist bei dieser Zeitung, und deren langjähriger Osteuropa-Korrespondent Thomas Urban, nähern sich dem „Papst, der aus dem Osten kam“ (so der Untertitel des Buches) in gewohnter publizistischer Qualität. Aber auch der weltanschauliche Blick auf den „Jahrhundertpapst“ ist von Anfang an klar: So unbestritten die Verdienste dieses Pontifikats sind in Bezug auf die Überwindung des Ost-West-Konflikts bis zum Fall der Berliner Mauer und die Verortung des Papsttums als eine kraftvolle Stimme der Christenheit in der globalisierten Welt, so kritisch ist die innerkirchliche Erstarrung und auch die Vollbremsung beim durchs II. Vatikanum angestoßenen Aufbruch in der katholischen Kirche, die dieser Papst gleichfalls hinlegte.

Die Autoren schlagen sich aber weder auf die Seite derer, die in Johannes Paul II. den Revolutionierer der Weltordnung und gleichzeitigen Bewahrer der Kirche sehen, noch machen sie sich zum Sprachrohr derer, die im polnischen Papst vor allem den Reaktionär sehen, der innerkatholisch die Uhren zurückzudrehen suchte und vorwiegend (erz-)konservative Strömungen beförderte.

Ein seriöses Lebensbild

Aber es ist schon klar, dass der liberale Katholikenblick aus Deutschland auf eine Gestalt wie Karol Wojtyła nicht für eine Hagiografie taugt. Dieser befleißigen sich Drobinski und Urban denn auch nicht. Aber sie haben solide Informationen zusammengetragen, die es ermöglichen, das schillern dieser Persönlichkeit nachvollziehen zu können. Wer das Pontifikat Johannes Pauls II. miterlebt hat, wird von dieser Biografie kaum Neues erfahren. Aber die kompakte Einordnung in die Zeitläufte ruft viele Erinnerungen wach – und lässt auch einiges Geheimnisvolle neu verstehen – etwa die Rolle des damaligen Erzbischofs von Krakau beim „Pillenverbot“ in Papst Pauls VI. Enzyklika Humanae Vitae 1968.

Aber auch hier reden die Autoren keiner Verschwörungstheorie das Wort, sondern bleiben ebenso nüchtern wie bei der hochproblematischen Rolle dieses Papstes, als am Ende des Pontifikats die katholischen Missbrauchsskandale aufbrachen. Ein seriöses Lebensbild, in einem guten Lesefluss geschrieben – gerade so, wie man es sich von exzellenten Journalisten erwarten darf.

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