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Kunst in Baden
Ärmlich, fast unwürdig ist der Saal, ungünstig das Licht, in dem neulich einheirfti-che Künstler in Baden bei Wien wieder vor die Öffentlichkeit träten. Um SO ansprediender ist das von ihnen Gebotene, das, man könnte sagen, diesen Raum mit Licht erfüllt. Bildhauer Professor Josef M ü 11 n e r hat ein ausgezeichnetes Selbstbildnis als Büste zur Schau gestellt, umrahmt von zahlreichen Entwürfen; deren Motive aus dem Wiener Volksleben interpretiert seine Meisterhand mit dem feinen Gefühl für Humor, Grazie und Stärke. Meister Müllner ist ein Sohn Badens, und er zeigte auch diesmal den Kunstfreunden seiner Vaterstadt, wieviel die Gegenwartnoch von seiner bedeutenden Schaffenskraft zu erwarten hat. — Der akademische Maler Karl Schiestl brachte diesmal fast durchwegs Tiroler Bilder; vielleicht wirkt darin geistiges Erbe seiner im 17. Jahrhundert nach Baden eingewanderten Vorfahren. Komposition,. Farbgebung und Maltechnik sind eigenartig, er malt seine eigene Note. .-Mittag“ ist das Kernstück dieser geschlossenen Serie. Wir räkeln uns mit dem Fuhrmann in der Sonne, wir atmen den Gletscherwind mit den Maultieren auf dem Weg zur Karl-Ludwig-Hütte. Die sonst herbe Darstellung — wehmütig sehen wir das der Brandkatastrophe im Herbst 1945 zum Opfer gefallene Grins — wird zart und leicht in den TierbiHern. Es sind überzeugend lebensfrische.. sauber gemalte Arbeiten. — Eine reich gegliederte Kollektion hat Karl 'chellnast vorgeführt, der in seinem sorgsamen, von einer gewissen liebevollen Hingabe erfüllten Schaffen die Züge des Jungwirth-Sehülers oft verrät. Von ihm waren zahlreiche gute Blumenstücke zu sehen, noch höher im Rang einige Stilleben. Auch einzelne seiner Landschaften sprechen an. An zwei Arbeiten sah man den ausgezeichneten Porträtisten. — Man verließ die Ausstellung, deren äußerer Rahmen „sosehr mit den ausgestellten Kunstwerken kontrastierte, mit dem tiefen Eindruck, den immer künstlerische Begabung im tapferen Kampfe gegen widrige Zeitumstände erweckt.
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