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Mißglückter Denkmal wettbewer b

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Das englische „Institute of Contemporary Art“ hat vor einiger Zeit einen internationalen Wettbewerb für ein „Denkmal des unbekannten politischen Gefangenen" ausgeschrieben; ein österreichisches Subkomitee hat nunmehr aus etwa achtzig Entwürfen, die ihm von den einheimischen Bildhauern zugesandt wurden, acht herausgesucht: diese werden nach London zur endgültigen Jurierung geschickt.

Aber es ist nicht zu erwarten, daß ein Österreicher den ersten Preis in diesem Wettbewerb gewinnen wird. Denn hier war sein Ergebnis — es ist in Form von achtzig Modellen und Studien im Liechtenstein- Palais im IX. Bezirk ausgestellt — enttäuschend und fast deprimierend, wenn man bedenkt, daß das Thema menschlich bedeutungsvoll ist und für Künstler interessant sein sollte. Aber was haben sie daraus gemacht? Da gibt es „monumentale“ Gruppen zu sehen, die an Phantasien wildgewordener Bühnenbildner erinnern: „Fidelio“-Kerkerszenen in Stein und Gips. Da -sieht man Gefesselte in jedem Stil, der zwischen Michelangelo und Hanak einmal geübt wurde, Gedenkstätten, die eher einem Freilichtzirkus als einem Denkmal angemessen sind, Gruppenbilder ä la Rodin, geradewegs aus dem Panoptikum geholt...

Mit den ausgewählten Arbeiten steht's Im Grunde auch nicht viel anders: eine nicht besonders eindrucksvolle Wotruba- Studie, eine Komposition Heinz Leinfellners, immerhin der einzige Vorschlag, hinter dem unserer Meinung nach wirklich so etwas wie eine echte, nicht von Allegorien verwirrte Bildidee steht, dann ein oder zwei abstrakte Formen, die neben dem vielen Schwulst und Pomp überraschend klar und bestimmt wirken: Rudolf Hoflehner und Josef Pillhofen Aber auch das ist im Grunde noch zu wenig und wirkt eher durch den Kontrast als durch sich selbst. — Im ganzen: Verpaßte Gelegenheiten.

In den Foyers des Konzerthauses: Photographien des Amerikaners Okamoto und des Wieners Kudrnofsky; wir haben über beide Photographen und ihr Oeuvre schon mehrfach berichtet und können uns auf die Empfehlung beschränken, sie zu besichtigen. Auch für die Photographie gilt das Wort, daß sie Natur, aber gesehen durch ein Temperament sei-: beide Photographen arbeiten mit denselben technischen Mitteln, haben vielfach sogar die gleichen Themen in Auge und Linse. Aber ihre Bilder unterscheiden sich voneinander, wie sich Toulouse-Lautrec von Chirico unterscheidet. Kein unangenehmer Gedanke, daß bei einem Photo die Einstellung des Apparats und die des Photographierenden gleichermaßen wichtig sind... mal angemessen sind, Gruppenbilder ä la Rodin,

Maria Laßnig (im Art-Club) bietet das traurige Beispiel einer Begabung, die sich, aus einem vagen und sinnlosen Trotz heraus, selbst zerstört. Schade.

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