Professionalität gefragt - <strong>Medien und Europa</strong><br />
Golli Marboe (Mi.) diskutiert mit der Europa-Chefin der „Deutschen Welle“, Adelheid Feike (li.), und Otmar Lahodynsky von der Vereinigung Europäischer Journalisten (re.). - © Inspiris Film

Professionalität gefragt

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Die nächste Ausgabe von „Content – Das Medienmagazin“ auf „Radio Klassik Stephansdom“ widmet sich am Vorabend der Europawahlen Fragen der Medien in Europa.

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Die nächste Ausgabe von „Content – Das Medienmagazin“ auf „Radio Klassik Stephansdom“ widmet sich am Vorabend der Europawahlen Fragen der Medien in Europa.

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Europa ist am Vorabend der Wahlen zum Europäischen Parlament auch Thema des Medienmagazins „Content“, das auf Radio Klassik Stephansdom am 26. Mai on air geht. In dieser Ausgabe von „Content“, das von Inspiris Film und dem Verein zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs mit den Medien (VsUM) entwickelt wurde, diskutieren unter der Leitung von VsUM-Obmann Golli Marboe die Leiterin der Europa-Redaktion der Deutschen Welle, Adelheid Feike, und Profil-Journalist Otmar Lahodynsky,
Vereinigung Europäischer Journalisten (Association of European Journalists – AEJ).


Die Deutsche Welle sendet in 30 Sprachen, und zwar in unterschiedlichen Ausspielwegen: Im linearen Fernsehen gibt es einen spanischen, einen arabischen, einen englischsprachigen und einen deutschen Fernsehkanal. Neben diesen vier Fernsehsprachen sendet die Deutsche Welle in 26 weiteren Sprachen, die online und über soziale Medien verbreitet werden. Die Deutsche Welle ist zwar auch ein öffentlich-rechtlicher Sender, wird aber anders als die anderen Sender (ARD, ZDF …) nicht über Gebühren,
sondern aus Budgetmitteln finanziert.


Für Adelheid Feike, die Europa-Chefin der Deutschen Welle, ist die Rolle von professionellen Journalisten „wichtiger als je zuvor: Dass wir eben als Profis unterscheiden, dass wir sagen: Ich zitiere und dieser Mensch hat das und das gesagt. Und nicht: Das ist meine Meinung.“ Der Journalist sei ja derjenige, der den Zuschauer durch den Informationsdschungel geleite, so Feike weiter: „Er ist sozusagen der ‚trus­ted guide‘, also der Mensch, der dem Nutzer ermöglicht, dann hinterher seine Meinung zu bilden.“ Heute entstünden aber Relevanzen durch ganz andere Zusammenhänge – durch Zufälle, Algorithmen usw.: „Und dann muss der professionelle Journalist wieder helfen, das zu sortieren.“ Der Profi, so Feike, frage dann etwa. „Ist das wirklich so, dass die EU eine neue Richtlinie verfasst, damit alle Schnee­männer in Zukunft braun sein müssen?“

Rechtspopulistische Parteien, versuchen, die sozialen Medien auszunützen; Alltagsfaschismus ist im Netz leider allgegenwärtig. (Otmar Lahodynsky)

Für den Wiener Europa-Journalisten Otmar Lahodynsky ist auch das Gleichgewicht zwischen Journalisten gegenüber den Politikern ins Rutschen gekommen: „Es gibt Politiker – auch in Österreich –, die Heerscharen von Pressesprechern und auch für Social Media beschäftigen.“ Die FPÖ zum Beispiel habe einen eigenen Online-TV-Kanal und auch eigene Internet-Seiten, wo sie ihre Themen spiele. Die FPÖ, so Lahodynskys Beobachtung, sei nicht mehr so interessiert, „sogenannten klassischen Medien Interviews zu geben. Sie sagen: Wir erreichen unsere Wähler direkt; wer weiß was diese Journalisten aus unseren tollen Themen machen.“ Hier konstatiert Lahodynsky ein Ungleichgewicht, in dem die Journalisten speziell von Qualitätsmedien in die Defensive geraten seien: „Die rechtspopulistischen Parteien, linkspopulistische gibt es ja nicht zu viele in Europa, versuchen, die sozialen Medien auszunützen; der Alltagsfaschismus ist im Netz leider allgegenwärtig.“


Für Adelheid Feike ist der Qualitätsjournalimsus verstärkt gefordert, Themen zu setzen: „Den Menschen geht es darum, dass sie über die Runden kommen. Sie brauchen Mindestlöhne oder einen vernünftigen öffentlichen Nahverkehr, oder es geht um die Sicherheit von Nahrungsmitteln oder um Klimawandel.“ Hier die Themen zu setzen, sei, so Feike, eigentlich die heilige Pflicht des Journalisten: „Wir interviewen viel zu häufig Leute zu Themen, zu denen sie nichts zu sagen haben.“ Die Europa-Chefin der Deutschen Welle plädiert, dass sich die Journalisten an der Nase packen und fragen: „Ist das jetzt relevant, ist das relevant für unsere User?“

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