Die finanzielle Sicherung der medizinischen und sozialen Versorgung von Kranken und Pflegebedürftigen ist nicht bloß in Wahlkampfzeiten ein Thema. Die Sozialleistungen des Staates und der Versicherungen, gespeist aus den Steuern und Beiträgen der Bürger und Bürgerinnen, werden sich – so die Experten – auf Dauer nicht halten können.
In den USA ist bekanntlich die Kranken- und Altenvorsorge eine höchst persönliche Angelegenheit, was freilich bedeutet, dass jene, die sich eine Privatversicherung nicht leisten können, auch im Notfall keinerlei organisierte Hilfe zu erwarten haben.
Ich bin froh, dass es in Österreich seit Jahrzehnten ein soziales Netz gibt, das gerade auch den sozial schwächer Gestellten ermöglicht, auf medizinische und pflegerische Einrichtungen zurückzugreifen.
Dies alles hat aber auch eine Kehrseite: Wohnungen und Häuser sind meist nicht so gebaut, dass ein pflegebedürftiger Mensch über längere Zeit darin leben könnte. Es braucht also Alten- und Pflegeheime. Dazu kommt, dass immer weniger Frauen bereit sind, um der Pflege eines alten Menschen willen den Beruf an den Nagel zu hängen; von den Männern ganz zu schweigen, die es kaum schaffen, um eines kleinen Kindes willen für einige Monate Karenzzeit aus der Vollbeschäftigung auszusteigen …
Also braucht es für den Beginn und das Ende des Lebens die „öffentliche Hand“.
Mich wundert dies alles nicht, denn allzu leicht werden jene für dumm gehalten, die Nächstenliebe schlicht leben und umsetzen wollen, nicht zuletzt auch von jenen, die die organisierte Nächstenliebe favorisieren. Es braucht beides: den Einzelnen, der hilft, wo Hilfe vonnöten, und das von der Gesellschaft gesponnene soziale Netz. Und dies in wechselseitiger Wertschätzung.
Die Autorin ist Oberkirchenrätin der Evangelischen Kirche A.B.
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