Kasimir und Karoline - Burgtheater - © Foto: © Matthias Horn

Stimmungsvoller Horváth-Sound

19451960198020002020

Mit einer hervorragenden Ensembleleistung und stimmig inszeniert zeigt das Burgtheater in der Neuinszenierung von „Kasimir und Karoline“ den brutalen Kampf zwischen den Geschlechtern sowie den Konflikt von Gesellschaftsschichten.

19451960198020002020

Mit einer hervorragenden Ensembleleistung und stimmig inszeniert zeigt das Burgtheater in der Neuinszenierung von „Kasimir und Karoline“ den brutalen Kampf zwischen den Geschlechtern sowie den Konflikt von Gesellschaftsschichten.

Werbung
Werbung
Werbung

P arallelen zwischen den frühen 1930er-Jahren und heute sind schnell gezogen, wenn es um apokalyptische Prognosen zur Weltsituation geht. Schließlich sind sich die Hoffnung auf Aufbruch und die Angst vor dem Abgrund hier besonders nahegekommen. Einer, der das Zeitgeschehen mit seismografischer Beobachtungsgabe verfolgte, war zweifelsohne Ödön von Horváth, dessen Stücke momentan zu den Dauerbrennern auf Österreichs Bühnen zählen. Mit „Kasimir und Karoline“ feiert das Burgtheater unter der Regie von Mateja Koležnik eine bejubelte Premiere, die mühelos die Aktualität des Stücks offenlegt. Die tragisch-komische Geschichte über den Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung und sozialem Aufstieg in Zeiten von Inflation, Faschismus und Radikalisierung, die Horváth am Oktoberfest verortet, hat Koležnik gemeinsam mit Bühnenbildner Raimund Orfeo Voigt, mit dem sie 2017 auch die preisgekrönte Josefstadt-Produktion von Henrik Ibsens „Die Wildente“ realisierte, in ein geniales Raumkonzept überführt. Für die Inszenierung von Horváths Erfolgsstück teilen sie die Bühne des Burgtheaters in zwei Ebenen auf. Im oberen Stockwerk steht ein flotter Sportwagen, eine Zapfsäule ist zu sehen, ein Schild verweist auf die nahe Notfallambulanz. Gleich zu Beginn sind hier Einsatzkräfte dabei, Unglücksfälle zu versorgen. Ebenerdig sind Toiletten für die Festgäste aufgebaut, vor denen sich allerlei Menschen tummeln. Eine Blasmusikkapelle spielt immer wieder auf und eine Junggesellinnenparty gerät zusehends aus den Fugen. Original-Dialoge, Notruf-Durchsagen, Lieder, Kostüme und Sounds vermischen sich zu einer dichten Collage, die spielerisch zwischen Vergangenheit und Gegenwart changiert.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung