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Der unbeschwerten Heiterkeit der Pfingstfeiertage, die in der knapp halbstündigen Wiedergabe der Opera buffa „Das Telefon“ von Gian Carlo Menotti in prominenter Besetzung mit Anja Silja und Eberhard Wächter unter der Regie von Otto Schenk nicht in allen Phasen überzeugend ausklang, folgte eine Welle des Ernstes und der Tragik auf dem Bildschirm. Nicht nur Künstler führten dabei Regie, sondern die harte, unbarmherzige Wirklichkeit — diktierte das Geschehen. Waren doch nach dem Mordanschlag auf Robert F. Kennedy bis zu dessen Beisetzung letztlich alle Darbietungen immer wieder von diesem einschneidenden Ereignis überschattet.

Bei dieser traurigen Gelegenheit erwies sich aufs neue die von keinem anderen Massenmedium zu übertreffende Aktualität und Attraktivität des , Fernsehens, die einen nahezu als Mitbetroffene, gewollt oder ungewollt, in ihren Bann ziehen. Zudem war die Berichterstattung, die schon wenige Stunden nach dem Attentat einsetzte, fundiert und vielseitig, da sie einem nicht nur die erschütternden Tatsachen vor Augen führe, sondern auch nach den Hintergründen mit Hilfe von Kommentaren und Interviews forschte. Man erlebte zuerst den Triumph des aus den Vorwahlen in Kalifornien siegreich hervorgegangenen Senators, der dann wenige Minuten später schwer verletzt und bewußtlos aus dem Saal getragen wird, die Verwirrung der Menge mischt sich mit den Bemühungen der Polizei um die Ergreifung des Täters und die Wiederherstellung der Ordnung. Diese Aufnahmen der Begleitumstände des Attentats waren aufregender und plastischer als der über den Satelliten gesendete Bericht eines Augenzeugen.

Gleich am folgenden Tag setzte ein in allen Einzelheiten festgehaltener Filmbericht vom tödlichen Absturz der drei Ballonfahrer beim Donauturm die Serie der Katastrophen erschütternd fort.

Beide Male aber zeigte es sich erfreulich klar, daß die verantwortlichen Programmgestalter im Interesse ihrer Zuschauer schnell und präzise zu schalten verstehen und so unvorhergesehenen weltweiten oder lokalen Ereignissen keineswegs unvorbereitet begegnen.

Daß gerade einen Tag vor dem Kennedy-Mord die philosophischdramatische Durchleuchtung menschlichen Machtstrebens in dem Schauspiel „C al i gula“ von Albert C amus in der optisch besonders betonten Inszenierung von Ludwig Cremer gezeigt wurde, mutet einen rückblickend beinahe beklemmend beziehungsvoll an. Ebenfalls aus Deutschland importiert, aber doch durch und durch österreichisch war das Fernsehspiel „Die Unbekannte aus der Seine“ von Ödön von Horvath, bei dem die Regie Michael Kehlmanns die dramatischen Akzente dieser bitteren Komödie theatralisch klug verteilte.

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