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Politische und andere Probleme

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Kaum ist das „Weihnachtsgeschäft“ vorbei, schränkt die Filmindustrie wie alle anderen kommerziell geführten „Unternehmen“ ihre Tätigkeit ein und verfällt wieder in den gewohnten Alltagstrott. Denn zur Faschingszeit ist wenig Geschäft zu erwarten. Daher wird wieder ein durchschnittliches Angebot auf den Markt geworfen, die kurze Zeit der bemühten Werbung durch höhere Anspruphsbefriedi-gung ist vorbei.

Dennoch gibt es diese Woche wenigstens einen überdurchschnittlichen und sehenswerten Film in den Wiener Kinos, insofern sogar eine Überraschung, als er in der deutschen Bundesrepublik sogar nur vom Fernsehen ausgestrahlt wurde: „Das Attentat“ von Yves Bois-set, ein politischer „Schlüsselfilm“, der die Affäre Ben Barka (die Entführung und Ermordung eines marokkanischen Politikers in Paris 1965) also einen authentischen „Fall“, zum Thema hat. Daß hier 'natürlich filmisch-dramaturgische Effekte die Wirklichkeit überhöhen müssen (da die Angelegenheit niemals völlig geklärt wurde und auch ansonsten Freiheiten zur Verdichtung der Aussage legal sind), erscheint bei einer Tendenz-Parabel gerechtfertigt; daß die politische Linie nicht immer mit der des Beschauers übereinstimmen muß, schmälert nicht die Bedeutung der Absicht — und daß diese hochaktuell ist, auch uns in Österreich betrifft, wird wohl niemand leugnen können. Der hervorragend und erstaunlich dezent inszenierte Film, der zudem eine glanzvolle Schauspielerbesetaung aufweist (Gian-Maria Volonte, Michel Piccoli, Jean-Louis Trintignant, Michel Bouquet, Frangois Perier u. a. m.), sollte daher nicht nur von Filminteressierten besucht werden!

Als rein kommerziell-spekulatives „Industrieprodukt“ erweist sich hingegen der neueste Kriminalfilm von Michael Winner „Ein Mann geht über Leichen“, der so sichere Erfolgsgaranten wie den Brutal-Typ Charles Bronson mit aktuell-modischen Attributen wie „Paten“-Anklängen, Homosexualität, Auto-Verfolgungsjagden, Schwarze-Panther-Bewegung und blutiger Härte rechenexempelmäßig vermischt. Wie im Grunde leer und klischeehaft dieses Computerergebnis ist, wird dem derartige Spektakel goutierenden Publikum wohl kaum klar werden, leider...

Aus einem bestimmten Grund sei auf ein Hongkong-Großspektakel hingewiesen, der ansonsten keine Zeile im Rahmen dieses beschränkten Raumes verdienen würde: wie aber eine deutsche Synchronisationsfassung den im Original überlangen fernöstlichen Abenteuerfilm „Die Teufelspiraten von Kau-Lun“ auf einen 75 Minuten währenden, mit durch unfaßbare Handlungssprünge total unklar gewordenen Torso verstümmelt hat, verdient als richtiger Betrug angeprangert zu werden! Immerhin verlangt dies Restwerk vom Publikum quizhaftes Mitdenken und dramaturgische Fähigkeiten ...

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