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SPÖ-Leidensgeschichte

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Diese Studie visiert die Politik der österreichischen Sozialdemokratie vor 1934 an, den Bruch in der Arbeiterbewegung, der den „Einheitsmythos der österreichischen Sozialdemokratie”, für den Otto Bauer bis zu seinem Lebensende kämpft, zertrümmert.

Aus dieser Leidens-Geschichte ging nach 1945 die Wandlung der Arbeiterbewegung zu einer Volkspartei hervor, wie Karl Stadler in seinem Vorwort schreibt, und dies bemerkt: „Jede neue Generation schreibt die Geschichte um”.

Der junge Peter Pelinka sieht also diesen innerparteilich wohl noch lange umstrittenen Prozeß, der in den Jahren 1934 bis 1938 die alte Sozialdemokratie auflöst, mit sehr anderen Augen als die Protagonisten von damals. Die Revolutionären Sozialisten versuchten damals — pendelnd zwischen KPÖ-Verbindung und dem „Schattenkomitee”, in dem sich die geflüchteten Führer in der Tschechoslowakei gesammelt hatten - einen eigenen Weg zu finden, sich als „Kaderpartei” zu konstituieren, gegen „Sektierertum” anzukämpfen.

Peter Pelinka erinnert, wie damals die KPÖ ein neues, erstmaliges Österreich-Bewußtsein sich schuf - als Parallelphänomen zu Ernst K. Winter im katholischen Raum — während die Revolutio-

Von FRIEDRICH HEER nären Sozialisten stur an Otto Bauers vertrackter Vision von der Deutschen Revolution festhielten und ein selbständiges Österreich als reaktionär-bourgeois-legiti-mistischen Unfug verdammten.

Auch an dies erinnert Peter Pelinka: die spontanen Verständigungen mit katholischen Gruppen in der Endzeit des Staates, vor dem 11. März 1938, und die Versuche in den Jahren zuvor von Männern wie Schärf, Danneberg, Renner, mit dem Regime Schu-schniggs zu einer Verständigung zu kommen.

Der Autor schildert die Fortsetzung der inneren Kämpfe in dieser österreichischen Sozialdemokratie in der Emigration ab 1938 gerade auch unter den Revolutionären Sozialisten und meint:

„Die lebendige Bewegung der Revolutionären Sozialisten hatte mit ihrer Selbstauflösung, ihrem bis zum Fatalismus und ihrem sich oft selbst isolierenden abstrakten Radikalismus in den letzten Monaten Österreichs die Chance verpaßt, eine Erneuerung der sozialistischen Bewegung Österreichs herbeizuführen...”

In der Zweiten Republik Österreich war, als einer Demokratie, kein Platz für die Reste der Revolutionären Sozialisten als einer eigenständigen Bewegung. KPÖ einerseits, zum anderen die neue SPÖ, nahmen die Uberlebenden auf.

Die sozialistische Revolution in Österreich, die in die Deutsche Revolution münden sollte, fand nicht statt. Sie hätte auch den meisten Revolutionären Sozialisten keine Erfüllung ihrer Hoffnungen gebracht.

ERBE UND NEUBEGINN. Zur Geschichte der Revolutionären Sozialisten Österreichs 1934 - 1938. Von Peter Pelinka. In der Reihe Materialen zur Arbeiterbewegung, Europa-Verlag. Wien 1981. 308 Seiten, kart.. öS 168,-.

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