6891121-1979_46_08.jpg
Digital In Arbeit

Weiter auf scharfem Kurs?

19451960198020002020

Am Abend des 26. Oktober fand die 18jährige Diktatur des starken Mannes Südkoreas, des Präsidenten Park Tschung Hi ein blutiges Ende, als er mit fünf Leibwächtern von einem seiner engsten Vertrauten, dem Geheimdienstchef Kim Jae Kyu nieder geschossen wurde. Die Einzelheiten dieses erstaunlichen Vorganges bleiben immer noch in Dunkel gehüllt. Unklar ist auch, wie sich der Präsidentenmord auf die zukünftige politische Entwicklung des Landes auswirken wird, das auch von außen her ständig bedroht ist.

19451960198020002020

Am Abend des 26. Oktober fand die 18jährige Diktatur des starken Mannes Südkoreas, des Präsidenten Park Tschung Hi ein blutiges Ende, als er mit fünf Leibwächtern von einem seiner engsten Vertrauten, dem Geheimdienstchef Kim Jae Kyu nieder geschossen wurde. Die Einzelheiten dieses erstaunlichen Vorganges bleiben immer noch in Dunkel gehüllt. Unklar ist auch, wie sich der Präsidentenmord auf die zukünftige politische Entwicklung des Landes auswirken wird, das auch von außen her ständig bedroht ist.

Werbung
Werbung
Werbung

Wie bekannt, ereignete sich der Zwischenfall während eines Abendessens, zu dem Kim eingeladen hatte und an dem neben ihm und Präsident Park auch der Chef der Präsidialleibwache Cha Jil Chui und Parks Sekretär Kim Ke Won teilnahmen. Außer dem Präsidenten und Cha fielen den Kugeln auch drei Leibwächter Parks und dessen Fahrer zum Opfer, während Kim Ke Won bei dem Mordanschlag als einziger unbehelligt geblieben war. Dadurch geriet auch er in Verdacht, an dem Komplott beteiligt gewesen zu sein.

Zwischen der Schießerei und der offiziellen Bekanntgabe des Präsidentenmordes vergingen zehn Stunden. Was in dieser Zeit vorging, ist noch immer ein Geheimnis. Zugleich mit dem Tode Parks wurde die provisorische Übernahme der Präsidentschaft durch den Premier Choi Kyu Ha im Rahmen der Verfassungsvorkehrungen mitgeteilt.

Gegen die den offiziellen Berichten folgenden Darstellungen der rätselhaften Ereignisse erheben sich verschiedene Bedenken. Nach der in Tokio umlaufenden Version, war die Ermordung Parks keineswegs durch Zufall am Ende eines allzufeuchten Herrenabends erfolgt, sondern sei sorgfältig geplant gewesen. Demnach hätte Kim, besorgt über die Verschlechterung der wirtschaftlichen und politischen Lage,/diese extremistische Tat begangen, weil dem Diktator anders nicht beizukommen gewesen sei.

Von hier aus ist es nur noch ein Schritt zu der Behauptung, die durch japanische Blätter geistert, wonach die USA aktiv am Coup beteiligt gewesen wären oder davon wenigstens im voraus Kunde gehabt hätten. Der

Fall des ermordeten südvietnamesischen Präsidenten Diem, der Anfang der sechziger Jahre mit Einverständnis des amerikanischen Geheimdienstes CIA beseitigt worden war, wurde wieder aufgewärmt.

Der amerikanische Verteidigungsminister Brown hatte wenige Tage vor der Ermordung Präsident Parks die südkoreanische Hauptstadt Seoul besucht und wie in Tokio gemunkelt wurde, seien dabei weniger militärische als politische Fragen im Vordergrund gestanden. Im Klartext war damit wohl gemeint, daß Brown den Koreanern das Mißvergnügen Präsident Carters über die mißliche Menschenrechtspolitik Parks mitzuteilen hatte.

Daß er aber direkte Schritte zur Beseitigung Parks eingeleitet hätte, scheint höchst unwahrscheinlich, denn der Chef des berüchtigten Geheimdienstes von Südkorea wäre wohl der letzte gewesen, dem man einen Demokratisierungsprozeß zugetraut hätte. Kim* war vielmehr einer der engsten Vertrauten Parks, stammte aus der gleichen Provinz und gehörte zum gleichen Jahrgang in der Militärakademie. Der Geheimdienst war neben der Armee die stärkste Stütze des Regimes Park.

So bleibt nur die Annahme, daß die Krisensituation des Landes heftige Differenzen in der obersten Führung ausbrechen ließ, die letztlich auf einen Machtkampf zwischen Geheimdienst und Armee hinausliefen. Park war das Opfer, aber die Armee schwang sich zuletzt obenauf. Was in jenen zehn Stunden geschah, war wohl das Ausfechfen dieses Machtkampfes.

Das Resultat, soweit es im Augenblick feststellbar ist, lautet: Fortsetzung des Kurses in Richtung zum Industriestaat, Verteidigung gegen die Agression aus Nordkorea und Erhaltung einer scharfen Linie in der Innenpolitik, solange die kommunistische Bedrohung anhält.

Freilich wird den autoritären Kurs auch der Nachfolger'Parks nur unter Schwierigkeiten durchführen können. Der Vorsitzende der oppositionellen „Neuen Demokratischen Partei“, Kim Young Sam, hat jedenfalls schon eine Verfassungsreform sowie die Bestimmung eines neuen Staatspräsidenten durch allgemeine Wahlen gefordert und dem Regierungslager entsprechende Verhandlungen angeboten. Aus dem Tode Parks solle das Land „die Lehre ziehen, daß die Macht nicht zu lange Zeit in den Händen eines Mannes liegen und niemals diktatorisch werden darf“.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung