"Parasite": Gerüche des Grauens
Die beunruhigenden Störsignale von „Parasite“: Der südkoreanische Oscar-, Cannes- und César-Gewinner bietet eine Fülle von auch religiös relevanten Motiven. Eine theologische Film-Sicht.
Die beunruhigenden Störsignale von „Parasite“: Der südkoreanische Oscar-, Cannes- und César-Gewinner bietet eine Fülle von auch religiös relevanten Motiven. Eine theologische Film-Sicht.
"Parasite“ hat Hollywood aufgemischt. Ein Oscarregen und jetzt auch noch der „César“ spülten den Film des südkoreanischen Regisseurs Bong Joon-ho zurück in die öffentliche Wahrnehmung. Der Film ist mehr als bloß eine „saulustige Unterhaltung“. Er zeigt, wo eine tödliche Gefahr lauert, die wir mehr oder weniger ahnen, und die im Film Arme und Reiche gleichermaßen ahnungslos trifft. Diese beklemmende Diagnose wirft Fragen nach Auswegen auf, auch an Religion, die in der Gesellschaft von „Parasite“ vollständig ausfällt. Darum geht es in der folgenden Analyse. Spoiler sind leider unvermeidlich.
„Parasite“ ist zwei Filme in einem: Im ersten Teil ist er eine unterhaltsame Komödie über eine Underclass-Familie, die einen märchenhaften Aufstieg schafft. Durch Glück und Gerissenheit gelingt es dem jungen Kim Ki-woo mühelos, sich zusammen mit Schwester und Eltern Anstellungen bei den superreichen Parks zu erschleichen. Für das Glück steht geradezu mythologisch ein koreanischer Sammelstein, den Ki-woo von einem reichen Freund zugleich mit einem fragwürdigen Stellenangebot erhält. Er soll Reichtum bringen. „Wie metaphorisch!“, ruft Ki-woo begeistert aus. Im Verlauf des Films wird er sich immer mehr an seinen Glücksstein klammern. Er kristallisiert für ihn die Reinheit, Vollkommenheit und Durchsetzungskraft der Reichen, von der er bislang geträumt hat und mit der er sich nun identifiziert.
Von der Komödie zum Thriller
Höhepunkt des ersten Teils ist ein Gelage, das die Kims bei Abwesenheit der Parks in deren Haus feiern, als gehörte es ihnen. Mitten hinein klingelt es an der Tür, und damit kippt die Komödie in einen Thriller. Höhepunkt des zweiten Teils ist wieder ein Fest, diesmal ausgerichtet von den reichen Parks. Die Kims sind als Angestellte und Gäste mit dabei. Es kommt zu einem Blutbad, das Reiche und Arme gleichermaßen unerwartet trifft.
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