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Ein Versäumnis

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Der Tod von Fritz Ilabeck hat nur spärliche Resonanz gefunden. Dennoch war der im täglichen Umgang wortkarge sperrige Mann mit seinen Romanen in der Nachkriegszeit eine der bekanntesten undfneistdiskutierten literarischen Figuren: „Der Tanz der sieben Teufel” (1950), „Das Boot kommt nach Mitternacht” (1951), „Das zerbrochene Dreieck” (1953) zeigten den Krieg („Der Tanz der sieben Teufel” im Milieu des 14. Jahrhunderts), die Nachkriegszeit und das Schicksal der jungen Generation, vor allem die Situation des Intellektuellen zwischen Verantwortung, Zwang und Tod.

Fritz Habeck war mit dem um sieben Jahre jüngeren Herbert Zand, den er außerordentlich schätzte („Letzte Ausfahrt”), der damals wichtigste österreichische Autor unter den von den Fronten Heimgekehrten.

Allerdings: Beide und so viele andere, wie etwa Gerhard Fritsch, hatten, wie sich zeigte, eigentlich nie wirklich ganz aus der sechs Jahre dauernden Hölle zurückgefunden. Herbert Zand starb 1970 an seiner Kriegsverletzung, Gerhard Fritsch beging ein Jahr früher Selbstmord. Fritz Ilabeck schien am besten gefestigt: Er erwarb den Dr. juris, wurde Leiter der Literaturabteilung des ORF-Hörfunks, für kurze Zeit Präsident des PEN-Clubs. Doch seine späteren Romane „Der Ritt auf dem Tiger” (1958), „Der Pi-ber” (1965), „Der schwarze Mantel meines Vaters” (1976), „Wind von Südost” (1979), „Der Gobelin” (1982), „Der General und die Distel” (1985) gerieten in den Hintergrund.

Während nach der Kulturrevolution der sechziger und siebziger Jahre sein Name kaum mehr genannt wurde, kritisierte die neue junge Generation die „fehlende Auseinandersetzung mit der Problematik der Kriegsjahre” - aus denen doch das Werk Habecks bestand. Schwere Krisen und Krankheiten in Fritz Habecks Leben waren die Folge.

Habeck war ein Autor von enormer Bildung, von schärfster Intelligenz und außerordentlicher Disziplin - aber er schrieb aus der Spannung von Gegensätzen. Zwischen Kant und Francois Villon, zwischen La Rochefoucauld und Transzendenz gab es Polaritäten, die seine mit dem Hier und Heute brennend beschäftigten Romane aufregend und kompetent machen. Kritik, Forschung und natürlich die Leser haben vieles nachzuholen.

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