Buena Devisa Social Club
Die Kubaner können seit wenigen Tagen westliche Konsumwaren in Devisenshops gegen Dollar erstehen. Das soll die Kapitalflucht aus Kuba beenden, ist aber umstritten.
Die Kubaner können seit wenigen Tagen westliche Konsumwaren in Devisenshops gegen Dollar erstehen. Das soll die Kapitalflucht aus Kuba beenden, ist aber umstritten.
Kubaner sind Schlangestehen gewohnt – sei es wegen Speiseöl, Eiern oder Fleisch, für zuletzt knapp gewordenes Benzin oder beim Warten auf den Bus. An einigen Punkten in Havanna herrscht in diesen Tagen aber besonderes Gedränge.
Vor dem Panamericana-Shop im Erdgeschoss des Edificio Focsa, einem in den 1950ern erbauten Apartement-Gebäude im zentralen Stadtteil Vedado, bildet sich seit einer Woche täglich eine große Menschentraube. Ein Polizist in Uniform regelt den Einlass. Geduldig, oft mehrere Stunden, warten die Leute, um in den Laden zu kommen. Drinnen sind Kühlschränke, Klimaanlagen, Waschmaschinen, Flachbildfernseher und andere Produkte ausgestellt. Einige Passanten versuchen durch die Fensterfront, einen Blick auf die Preise zu erhaschen. Vor dem Gebäude werden derweil Klimaanlagen ausgeladen und ins Lager verfrachtet. Es herrscht viel Gewusel; das Ganze hat etwas von Sommerschlussverkauf.
Einer, der es in den Laden und wieder heraus geschafft hat, ist Adrián. Seinen Nachnamen will er nicht nennen. Er schiebt eine Gefriertruhe, verpackt in einem großen Pappkarton, über den Gang. „Ich hatte überlegt, eine Gefriertruhe zu importieren“, sagt er. „Aber mit Flug und Zoll wäre das teuer geworden. In den neuen Läden ist es günstiger als bei Revolico [kubanisches Ebay, Anm.] oder auf der ,Straße‘.“ Für die Gefriertruhe habe er etwas mehr als 450 US-Dollar bezahlt und damit 100 bis 150 US-Dollar gespart, wie er schätzt. „Endlich mal eine sinnvolle Maßnahme der Regierung.“ Es ist der Grundtenor.
Dreizehn Devisenläden – zwölf in Havanna, einer in Santiago de Cuba – haben in der vergangenen Woche (28. Oktober) eröffnet. Für US-Dollar und zehn andere ausländische Währungen, darunter Euro, verkauft die Regierung dort elektronische Haushaltsgeräte und Autozubehör. Insgesamt sind 77 Läden geplant – in jeder Provinz mindestens einer. Um in den neuen Shops einkaufen zu können, müssen Kubaner bei einer staatlichen Bank ein Konto in US-Dollar einrichten. Der Staat spricht von MLC (Moneda Libremente Convertible), frei konvertierbarer Währung. In der ersten Woche seien rund 10.000 Bankkonten eröffnet worden, hieß es.
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