Unbedingtes Gewissen
FOKUS80. Todestag von Franz Jägerstätter: Ein Lebenslauf
Am 9. August 2023 jährt sich die Hinrichtung von Franz Jägerstätter zum 80. Mal. Aus diesem Anlass bringt DIE FURCHE eine Timline seines Lebens.
Am 9. August 2023 jährt sich die Hinrichtung von Franz Jägerstätter zum 80. Mal. Aus diesem Anlass bringt DIE FURCHE eine Timline seines Lebens.
Gleichzeitig Katholik und Nationalsozialist zu sein, ging für Franz Jägerstätter nicht zusammen. Er weigerte sich, in Hitlers Krieg zu ziehen und wurde daraufhin am 9. August 1943 hingerichtet. Eine Chronologie seiner Lebensstationen.
20. Mai 1907: Geburt von Franz Jägerstätter
Er wird am 20. Mai in St. Radegund als Kind der ledigen Bauernmagd Rosalia Huber geboren. Die Mutter heiratet 1917 den Bauern Heinrich Jägerstätter, der bei der Hochzeit das Kind seiner Frau adoptiert. 1933 wird er Vater der unehelichen Tochter Hildegard.
9. April 1936: Franz heiratet Franziska Jägerstätter
1935 lernt er Franziska Schwaninger kennen, sie heiraten am Gründonnerstag 1936. Sie bewirtschaften den Leherbauernhof. Franz ist ab 1941 Mesner in St. Radegund. Aus der Ehe gehen drei Töchter hervor: Rosalia (*1937), Maria (*1938) und Aloisia (*1940).
1. März 1943: Verweigerung des Kriegsdienstes
Er erklärt bei seiner Einberufung in Enns, „dass er gegen sein religiöses Gewissen handeln würde, wenn er für den nationalsozialistischen Staat kämpfen würde, und er könne nicht gleichzeitig Nationalsozialist und Katholik sein“.
9. August 1943: Hinrichtung in Brandenburg
Am 6. Juli 1943 wird Franz Jägerstätter vom Reichskriegsgericht Berlin wegen „Wehrkraftzersetzung sowie zum Verlust der Wehrwürdigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte“ verurteilt. Am 9. August 1943 wird er in Brandenburg/Havel enthauptet.
Herbst 1964: Zweites Vatikanisches Konzil in Rom
Bei den Beratungen zu Gaudium et spes hebt Erzbischof Thomas Roberts SJ Jägerstätter als Beispiel hervor. 1964 erscheint in den USA die erste Jägerstätter-Biografie von Gordon Zahn. 1971 folgt in Österreich der TV-Film „Der Fall Jägerstätter“ von Axel Corti.
5. Juli 1997: Aufhebung des Todesurteils
Das Landgericht Berlin hebt 54 Jahre nach der Verkündigung des Todesurteils durch das Reichskriegsgericht in Berlin gegen Franz Jägerstätter dieses auf. Durch den Freispruch ist die Vollstreckung des Todesurteils eine vorsätzliche Tötung und somit Mord.
26. Oktober 2007: Seligsprechung im Linzer Dom
Ab 1989 werden erste Zeugen zu Jägerstätter befragt. Das Seligsprechungsverfahren wird 1997 eingeleitet und 2001 auf diözesaner Ebene abgeschlossen. Am 1. Juli 2007 bestätigt der Vatikan das Martyrium von Franz Jägerstätter.
16. März 2013 Tod von Franziska Jägerstätter
Wenige Tage nach ihrem 100. Geburtstag stirbt Jägerstätters Frau Franziska. Sie hat seine Entscheidung mitgetragen und seine Asche 1946 in den Heimatort St. Radegund zurückgeholt. Viele Jahre setzte sie sich für Andenken und Botschaft ihres Mannes ein.
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