Kosovo: Kirche muß für Demokratisierung eintreten

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Die Waffen schweigen endlich in Jugoslawien, vorläufig. Wie es wirklich weitergehen wird, weiß vorläufig noch niemand: Weder, ob die Zusammenarbeit in der KFOR gelingt, noch, ob die Rückführung der Flüchtlinge vor dem Winter soweit möglich ist, daß die Betroffenen einigermaßen überleben können, noch, ob Europa bereit sein wird, die notwendige, aber enorme Wiederaufbauhilfe zu leisten.

Auch ist noch völlig offen, ob Jugoslawien in der Lage und bereit sein wird, sich von dem System der autoritären, zynischen Machterhaltung zu befreien.

Auch die Diskussionen werden nicht verstummen, nicht verstummen dürfen. Auch nicht über die Rolle der orthodoxen Kirche in Serbien in der Vergangenheit und über ihre Aufgabe in der Zukunft.

Es ist sicher so, daß diese Kirche sich in den nationalistischen Strudel hereinreißen hat lassen, wobei allerdings nachdrücklich betont werden muß, daß die serbische Kirche im Kosovo immer für ein friedliches Zusammenleben der Ethnien eingetreten ist.

Aber es ist auch zu betonen, daß der Patriarch von Konstantinopel schon vor Jahren sehr deutlich die Serben vor einer überspitzten Nationverbundenheit, dem Phyletismus gewarnt hat.

Es ist aber auch so, daß eine nicht unbeträchtliche Negativeinstellung zur Orthodoxie im Westen eine verheerende Rolle gespielt hat. Es ist zwar sicher, daß es kulturelle und religiöse, daher auch politische Differenzen zwischen West und Ost gibt, wie es solche auch zwischen dem protestantischen Norden und dem katholischen Süden gibt. Aber dann den "Kampf der Kulturen" zwischen West- und Ost-Rom auszurufen, oder darauf zu beharren, daß Europa dort aufhört, wo die Orthodoxie anfängt, ist nicht nur dumme Vereinfachung, sondern offene Diskriminierung und letztlich Spielen mit dem Feuer.

Es wird aber darauf ankommen, ob die Orthodoxie in Jugoslawien in der Lage und bereit ist, sich am Aufbau einer zivilen und demokratischen Gesellschaft und des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Kulturen zu beteiligen.

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