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Ökumene in der Ostkirche

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DIE RUSSISCHE KIRCHE UND DAS ABENDLÄNDISCHE CHRISTENTUM. Von Ems Benz. München (Nymphenburger Verlagsha ndlung) o. J. (1966) gr. 8 , 19 Seiten, kart., DM 12,80.

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DIE RUSSISCHE KIRCHE UND DAS ABENDLÄNDISCHE CHRISTENTUM. Von Ems Benz. München (Nymphenburger Verlagsha ndlung) o. J. (1966) gr. 8 , 19 Seiten, kart., DM 12,80.

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Einer der besten Kenner der Orthodoxie im heutigen Protestantismus vereinigt hier eine Reihe von Studien, die scheinbar thematisch nur lose Zusammenhängen, aber durch die Einheit des Anliegens eng verbunden sind. Auf eine Übersicht über die Geschichte des Verhältnisses zwischen Orthodoxie und Abendland, die zeigt, daß überall dort eine Annäherung und Verständigung zwischen Ost und West sich feststellen läßt, wo man auf gemeinsame Traditionen zurückgreift, gemeinsame Impulse wirken läßt, während überall dort Entfremdung, ja Feindschaft sich herausbildet, wo der Osten die spezifische Eigenart byzantinischen Wesens, byzantinischer Tradition geltend macht (14) — sehr aufschlußreiche Seiten über die russischen Böhme-Anhänger, Leibniz, und die Stellung Jung-Stillings zu Rußland —, folgt eine Darstellung der Haltung Rußlands gegenüber der ökumenischen Bewegung, die dem westlichen Leser diese Haltung aus der Geschichte und der Struktur der Orthodoxie zu erläutern versucht, die große Bedeutung der Begegnung von Papst -und ökumenischem Patriarchen in Jerusalem betont (70) und die Beurteilung dieser Begegnung aus russischer Sicht verständlich macht, eine Darlegung der Lehre der Orthodoxie von Freiheit und Würde des Menschen, die viele Fehlurteile und Vorurteile des Westens zu berichtigen geeignet ist, eine tiefschürfende Analyse des westlichen und des östlichen Nihilismus, die die beiden großen Diagnostiker des Nihilismus, Franz von Baader und Dostojewski, in ihrer großen Bedeutung erkennen läßt, und ein Schlußkapitel: „Sind die Sowjetrussen noch Christen?“, das auf die große Bedeutung der Sekten (Baptisten u. a.) für das Fortleben des Christlichen in Rußland hinweist, dabei aber, sowohl in Bezug auf das, was diese Sekten bewirken können, als auch in Bezug auf das Fortbestehen der russischen orthodoxen Kirche sehr eindringlich vor übertriebenem Optimismus warnt (154; eine treffende Bemerkung über Fehlurteile des Westens über die russische Literatur 161) und vor allem, so wie schon das vorige Kapitel (149) darauf hiinweist, daß die wichtigste Ursache für die Entchrist-

lichung Rußlands, wie überhaupt für das Umsichgreifen des Nihilismus, das Versagen — nicht des Christentums, sondern der Christen in ihrem Willen zur Verwirklichung der Gebote des Christentums ist. So wird der Ausklang des Ganzen (so wie schon das Ende des Nihilismuskapitels, 114) zu einem aufrüttelnden Appell an das Verantwortungsbewußtsein des heutigen Christen, im Abendland ebenso wie in der slavi- schen Welt.

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