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Durchbruch der VW-Automatik

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Daß sich die Automatik auch in Europa, selbst bei mittleren und sogar kleinen Fahrzeugen durchsetzen wird, steht zwar fest, es fragt sich nur, wie lange dieser Prozeß dauern wird. Wenn es einen Wagen gibt, der das automatische Getriebe in breite Schichten tragen kann, dann ist es der Volkswagen. Von diesem Gedanken ausgehend, fuhren wir eine Zeitlang dien 1500 Automatik in Stadt und Land um zu sehen, ob auch bei diesem Fahrzeug alle jene Vorteile sichtbar werden, die man der Automatik nachsagt. Bekanntlich hat das Volkswagenwerk vor nicht allzulanger Zeit sowohl beim 1500er als auch bei den größeren Typen automatische Getriebe eingeführt mit dem Unterschied, daß es sich 'beim kleineren Modell um einen hydraulischen Drehmomentwandler handelt, der kombiniert ist mit einer mechanischen Trennkupplung und einem vollsynchronisierten Dreigang-

getriefoe, während es beim größeren Modell eine Vollautomatik ist. Bei letzterem werden die Gänge ohne Zutun des Fahrers gewählt, bei ersterem muß der Lenker einiges unternehmen (und unterlassen!).

Dieses halbautomatische Getriebe des Modells 1500 ist sehr einfach zu bedienen: Der auf den ersten Bilick vollkommen normal aussehende Miittelschalthebel zeigt das bekannte Viergangschiema in Form eines „H“, aber man muß wissen, daß sich dort, wo sonst der erste Gang liegt, jetzt der Rückwärtsgang befindet, den man allerdings nur einschalten kann, wenn man den Schalthebel durch Niederdrücken entriegelt. Beim Starten empfiehlt es sich, dass etwas breite Bremspedal leicht zu betätigen, weil die Startautomatik bei kaltem Motor eine etwas erhöhte Leerlaufdreh- zahl annimmt. Auf der Ebene beginnt man zweckmäßig mit dem zweitem Gang (hier „Fahrbereich“ genannt), der zuerst eingelegt wird, worauf die Hand- oder Fußbremse gelöst wird, dann gibt man etwas Gas und fährt sanft an. In .dieser Steilung, die etwa dem dritten Gang beim Vierganggetriebe entspricht, kann man bis zirka 90 km pro Stunde erzielen, dann ist es allerdings Zeit zum Umschatten, man nimmt Gas weg, ergreift den Schalthebel und führt ihn geradewegs zum 3 Fahrbereich und bei Vollgas erreicht man rasch die Spitze von etwas über 125 km h. Beim Zurückschälten vom dritten zum zweiten und ersten Bereich muß man darauf achten, daß das Tempo für den nächsten Fahrbereich nicht zu hoch ist, sonst kann der Motor beim Loslassen des Schalthebels überdreht werden. Man darf den Schalthebel nicht unnötig berühren, damit die in ihm eingebauten elektrischen Kontakte nicht zu spielen 'beginnen, Außerordentlich geschmeidig beim Manövrieren und fan Stadtverkehr ist dieser „Käfer“, mag auch der hydraulische Drehmomentwandler schuld daran sein, daß dieser Wagen etwas träger erscheint. Geräusche sind bloß beim Anfahren höribar, klingen später mit zunehmender Geschwindigkeit ab. Das Einkuppeln nach dem Fahrbereichswechsel ist weich und progressiv.

Bekanntlich sind die mit Automaten ausgerüsteten VW-Modelle auch mit der neuen Hinrterradaufhängung mit unterem Dreieckschräglenker ausgerüstet. Damit ist gegenüber der Pendelachse die Sturz- und Spurveränderung beim Durchfedem wesentlich verringert, die Folge ist eine viel bessere Kurvenstabilität. Das bei Heckmotoren an sich unvermeidliche Übersteuern ist nunmehr vollständig kontrollierbar und auch auf nasser Fahr-

bahn gibt es diesbezüglich keine Überraschungen. Dieser VW ist in seinem Lenkverhalten beinahe als neutral zu bezeichnen. Die neue Achse hat eine ganz wesentliche Verbesserung der Sicherheit des VW, die selbst von Fachleuten sogar als wichtiger hingestellt wird als die ebenfalls nicht zu verachtende Entlastung von der Schaltarbeit.

Wir haben den VW 1500 Automatik, dessen Ausstattung uns angenehm überraschte (versenkte Türinniengriffe, Lehnenverriegetung, Scheibenwischer mit zwei Geschwindigkeitsstufen u. v. a. m.), sowohl auf er Autobahn als auch in der Stadt hart hergenommen. Der Verbrauch blieb im Durchschnitt unter 10 1 pro 100 km. Wir sind zur Überzeugung gekommen, daß der VW. 1500 Automatik der attraktivste Käfer ist, den wir bis jetzt gefahren sind. Anfänger, Sonntagsfahrer und Damen, die nicht gern schalten, werden den Motor des VW 1500 Automatik nie abwürgen, aber auch der routinierte Fahrer empfindet dieses Fahrzeug als große Annehmlichkeit, da er seine ganze Aufmerksamkeit dem immer stärker werdenden Verkehr widmen kann. Sogar das Kolonnenfahren wird unproblematisch, wenn man nicht mehr dauernd schalten und die Kupplung schleifen lassen muß.

Beim Parken ist zu beachten, daß der stehende Wagen nicht durch einen eingelegten Fahrbereich gegen das Wegrollen gesichert werden kann. Man wird also grundsätzlich die Handbremse anziehen. Sollte der Motor des VW Automatik einmal nicht anspringen, dann kann man den Wagen mit einer Geschwindigkeit von etwa 25 km h anschleppen lassen, dann ist allerdings der erste Fahrbereich ein- zuschalten. Ein Anschieben ist nicht möglich.

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