Der "Writer in residence" als Chronist einer Stadt.Sie haben noch nie von Zweibrücken gehört? Ja, so ist das eben mit den Relativitäten: Hat eine Stadt in Deutschland 38.000 Einwohner, figuriert sie unter "ferner liefen". Im zehn Mal kleineren Österreich sieht die Sache anders aus: Steyr und Wiener Neustadt, beide in der gleichen Liga spielend, würden es sich vehement verbitten, als namenlose Provinznester abgetan zu werden.Natürlich hat es auch andere als nur quantitative Gründe, dass das dicht an der Grenze von Westpfalz und Saarland gelegene Städtchen Zweibrücken nur etwas für
Er diente Johann Wolfgang von Goethe und endete im Armenhaus: Wie
sich Carl Wilhelm Stadelmann ein letztes Mal im Glanz des
Dichterfürsten sonnen durfte.
Wien erwies sich, was meine Recherchen für's erste Buch betraf, als die ideale Bodenstation. Was in den österreichischen Bundesländern so gern als Wasserkopf abqualifiziert wird, war im Hinblick auf meine Vorarbeiten das perfekt funktionierende Zentralhirn. Hier hatte ich alles beisammen und alles in Reichweite: die Bibliotheken, die Archive, die Kulturinstitute, die diplomatischen Vertretungen, die Fluglinien. In Deutschland wäre der Arbeitsaufwand ein ungleich größerer gewesen: Da war manches in München, anderes in Hamburg, wieder anderes in Frankfurt, Bonn oder Berlin. Manches in
Lieber Piefke! Ritte entschuldige die rauhe Anrede - ich weiß, Du magst sie nicht. Sie ist in letzter Zeit wieder vermehrt in Mode gekommen bei uns. Ich schicke voraus: zu meinem aufrichtigen Redauern. Wieso ich sie dann dennoch verwende? Damit Du gleich weißt, worum es get?Übrigens wundere ich mich, daß Ihr Deutschen noch immer zu keinem verbalen Gegenschlag ausgeholt habt. Rei Eurer Sprachkraft! In früheren Jahren hattet Ihr wenigstens den „Kamerad Schnürschuh", mit dem Ihr Euch für den „Piefke" revanchieren konntet. Aber der ist mit dem Abtreten der Wehrmachtsgeneration
Die Tiroler gelten als besonders bodenständiger Menschenschlag, der seiner Heimat nur den Rücken kehrt, wenn ihm Not und Armut keine andere Wahl lassen. Selbst heute, wo derlei Gründe wegfallen, eignet Leuten wie dem Bozener Schriftsteller Herbert Rosendorfer, der jetzt im ostdeutschen Naumburg seinem Beruf als Richter nachgeht, Exotisches. Ein Welt-Tiroler der Sonderklasse war der Historiker Jakob Philipp Fallmerayer aus der Gegend um Brixen, der im wenig mobilen 19. Jahrhundert den gesamten Orient bereiste und erforschte. Eine andere Spezies bilden die Technik-Koryphäen, die in der
Für die im September bei Amalthea erscheinende Neuauflage seiner Literatur-Reisebilder „Stifters Rosenhaus und Kafkas Schloß” schrieb Dietmar Grieser mehrere neue Kapitel, darunter eines über Hugo Bettauer. Wir bringen eine stark gekürzte Leseprobe.
Oft fragen seine zahlreichen Leser Dietmar Grieser: Woher haben Sie all die biographischen Details? Hier gewährt der literarische Spurensucher Einblick in seine „Werkstatt“.
Carl Zuckmayer ist ein Mann von geselligem Naturell: Er freundet sich nicht nur mit den Leuten vom Ort an, trinkt mit den Henndorfer Bauern sein Bier und läßt Notleidenden zu Weihnachten und Ostern Geschenkpakete zustellen, sondern zieht vor allem auch eine Menge Künstlervolk an: Franz Theodor Csokor schreibt im „Blockhaus" - Kammersänger Richard Mayr, eine weitere Henndorfer Berühmtheit, hat seine ehemalige Jagdhütte von der Zifanken ins Tal transferieren lassen und der Wiesmühl als „Depen-dance" zur Verfügung gestellt - sein Drama „3. November 1918". Die
In den Nachrufen auf Marlene Dietrich kam es nur am Rande zur Sprache: daß unter den vielen Songs, denen sie ihre Stimme geliehen hat, auch die gute alte „Lili Marleen" gewesen ist - in englischer Fassung, für die amerikanischen GIs. Im kriegführenden „Großdeutschland" längst als „weiche Welle" verpönt, hatte das Lied vom jungen Mädchen, das vorm Kasernentor vergebens auf „seinen" Wachesoldaten wartet, unversehens auch das „feindliche" Lager, auch die Herzen der Alliierten erobert. John Steinbeck pries es nach 1945 als das schönste Liebeslied aller Zeiten - „nur schade, daß ein Deutscher es geschrieben hat". Dieser Deutsche ist Hans Leip, der heute vergessene Barde von der Waterkant, dem es mit bewundernswertem Mut gelungen war, sich der Vereinnahmung durch die Nazis zu widersetzen. 1983 ist Leip knapp neunzigjährig an seinem Alterssitz Fruthwilen im Schweizer Kanton Thurgau gestorben. Dietmar Grieser hat vor kurzem die Witwe besucht.
Graz, Sommer 1876. So etwas haben die Straßenpassanten noch nicht zu sehen bekommen: ein korpulenter Mann mit Gehrock und Gamaschen. Anfang 30, der mitten in der Stadt eine Kuh vor sich her treibt. Seiner streng korrekten Kleidung nach könnte er ein Gelehrter sein. Fasching ist lange vorbei - was also soll das Spektakel?Auf einem kleinen Bauemhof am Stadtrand, im Ortsteil Oberkroisbach auf der „Platte", ist Endstation: Um täglich mit Frischmilch versorgt zu sein, hat sich der Herr Professor eine Kuh zugelegt. Jetzt muß er nur noch seinen Kollegen von der Zoologie konsultieren, um
Also gut: Bauschan aus dem Thomas-Mann-Idyll "Herr und Hund" hieß auch in Wirklichkeit Bauschan und war des Dichters Lieblingshund. Murr hieß Murr, und E. T. A. Hoffmann hat ihm einen Nachruf gewidmet, als wäre nicht ein Kater gestorben, sondern sein bester Freund. Und Platero -so nannte Juan Ramön Jimenez der Reihe nach alle seine Esel, die ihm, dem Menschenscheuen, in jungen Jahren Gefährte gewesen sind.Aber nicht immer war es dieser direkte Weg, auf dem das Tier zum Sprung in die Literatur angesetzt hat. Als Felix Saiten die Gestalt des Rehs Bambi schuf, zog er die Summe ungezählter
Es war in den ersten Nachkriegsjahren, ich muß zwölf oder dreizehn gewesen sein; die „Katholische Jugend" hatte mich zu einem Ferienlager im Pfälzerwald abkommandiert. Meine Familie lebte damals in einer elend zerbombten Kleinstadt an der Grenze zum Saarland, wo sich an der Wende des 17. zum 18. Jahrhundert die aus dem Tiroler Oberland stammenden väterlichen Vorfahren angesiedelt hatten. Nun also drei Wochen Tapetenwechsel - eine Sensation sondergleichen zu einer Zeit, da das Wort Urlaubsreise noch ein Fremdwort war.Schon als Kind war ich ein Eigenbrötler, zog das Alleinsein
Bonn in den späten sechziger Jahren, Österreich-Abend bei „Inter Nationes", Ingeborg Bachmann ist zu einer Lesung angesagt. Der Saal ist brechend voll, das Publikum beginnt unruhig zu werden, um 20 Uhr wollte man beginnen, jetzt ist es halb neun - und von der Autorin keine Spur. Die Zuhörer können nicht ahnen, was sich hinter den Kulissen abspielt: Ingeborg Bachmann und die Organisatorin der Veranstaltung klappern in panikartiger Hetzfahrt per Taxi die nachtdienstbereiten Apotheken der Bundeshauptstadt ab. Überall werden sie abgewiesen - schließlich findet sich doch noch eine
O uzanne Clauser ist von Geburt Wienerin. Zweisprachig aufgewachsen, lebt sie zeitweise in Paris. Jetzt, im Herbst 1928, ist sie wieder in der Heimat. Die Tochter des Bankiers Wilhelm Ritter von Adler ist gerade dreißig geworden, lebt in gutbürgerlicher Ehe, Sohn Hubert, das ältere der beiden Kinder, kommt in die Schule, da hat sie endlich auch wieder mehr Zeit für sich selbst.• Seit dem französischen Staatsexamen, bei dem unter anderem Arthur Schnitzlers “Liebelei“ zum Prüfungsstoff zählte, hat sie nicht aufgehört, sich für diesen Autor zu interessieren. So leidenschaftlich
Sie kaufen kein einziges unserer Bücher, sie lesen keine einzige Rezension dieser Bücher, und sie kommen in keine einzige unserer Lesungen. Im Gegenteil — sie kosten uns eine Menge Geld, sie machen uns nichts als Scherereien, sie stehlen uns unsere Zeit, indem sie auf ellenlange Briefe ebenso ellenlange Gegenbriefe erwarten, und ihre Zahl nimmt von Mal zu Mal zu, weil sie, jedweden Datenschutz dreist unterlaufend, unsere einmal eruierte Anschrift unbekümmert an ihresgleichen weitergeben.Das sollen meine liebsten Leser sein?Ich meine jene Leser unserer Bücher, die es, streng nach dem
Else Ury, die große Unbekannte. Es gibt Erfolgsbücher, deren Titel solche Popularität erlangen, daß darüber der Name des Autors ins Hintertreffen gerät, kaum je Eigenwert erhält: „Nesthäkchen“ ist so ein Fall. Den Begriff hat’s auch schon vor Else Ury gegeben, aber erst sie — durch die millionenfache Verbreitung ihrer Bücher — hat ihn zum Gebrauchswort gemacht. Und das auf Kosten ihres eigenen Namens. Wer in der Buchhandlung nach dem neuesten Nesthäkchen-Band fragte, konnte sich jedes weitere Wort ersparen. Vielleicht könnte man es dabei auch bewenden las-sen, hätte die
Madrid, Avenida de Alfonso XIII. Die Nr. 75 ist ein mittelgroßes Apartmenthaus aus neuerer Zeit. Im Gartentrakt, erster Stock, wohnt Dona Isabel Garcia Lorca, die letzte noch lebende Schwester des vor genau fünfzig Jahren ermordeten Dichters.Am Klingelbrett kein Name -um Einlaß zu finden, muß man die Türnummer wissen. Ein Mann um die fünfzig kommt mir ins Stiegenhaus entgegen: Es ist Neffe Manuel, der der inzwischen achtzig gewordenen „Hauptaktionä-rin“ unter den Lorca-Erben einen Teil der Arbeit abnimmt. Wir unterhalten uns auf deutsch: Manuel Fernändez Montesinos hat in Frankfurt
Heute verkriecht sich alles in den eigenen vier Wänden, auch die Künstler kapseln sich ab, jeder geht seiner Wege — vorbei sind die Zeiten der Stammtische, der Kaffeehausrunden, der „Salons“. Das war in den unmittelbaren Nachkriegsjahren anders: Uberall tat man sich zusammen, um gemeinsam Wege aus dem Chaos zu suchen, einander über die allgemeine Not hinwegzuhelfen. Eine der berühmtesten Adressen im Wien jener Zeit lautete Seilergasse 4, Telefon: R 27-119. Die Wotrubas.Der schon damals international renommierte Bildhauer Fritz Wotruba und seine Frau Marian wa-ren aus der Schweizer
Hundert Jahre nach der Geburt des großen deutschen Lyrikers am 2. Mai 1886 pilgern seine Verehrer in das württembergische Dorf Wolfschlugen, in dem Ilse Benn jetzt lebt.
Menschen, wenn sie sterben, er-' halten einen Grabstein, Wörter nicht. Kein Friedhof, auf dem sie beigesetzt, kein Steinmetz, von dem sie in den Granit gemeißelt, keine Trauergemeinde, von der sie verabschiedet werden. „Der Worttod“, sagt der Kulturhistoriker Werner Ross, „vollzieht sich abseits, undramatisch. Neue Modewörter überschwemmen unsere Redeweise, und die von gestern gehen klaglos zum Orkus hinab.“In den fortschrittlichen Gazetten unserer Zeit, die sich sovieldarauf zugutehalten, wortschöpferisch zu wirken, kann man immer wieder Siegesmeldungen lesen—des Inhalts,
Künstlerwitwe Gertrud Pabst verfolgt noch heute das TV-Programm mit seinen Augen. Dreiundvierzig Jahre war sie mit dem Schöpfer der „Freudlosen Gasse”, des „Letzten Aktes” verheiratetDer Humanist Georg Wilhelm Pabst, der nicht nur mit seinen Filmen für eine bessere Welt kämpfte, sondern auch als Privatmensch half, wo er konnte (etwa mit Affidavits, also Bürgschaften für jüdische Emigranten), fiel schon in jungen Jahren durch sein soziales Engagement, durch seinen Ernst, durch seinen Blick fürs Wesentliche auf.Oberflächliches Urteilen war seine Sache nicht, erst recht nicht,
Am 13. Dezember 1946 berichtet Dr. med. Gottfried Benn, Bozener Straße 20, Berlin-Schöneberg, seinem „Gentleman-Freund“ und „erlauchten Protektor“, dem Bremer Großkaufmann Friedrich Wilhelm Oelze, mit dem er seit 1932 in stetem Briefwechsel steht, von einer aufwühlenden Begegnung, die seinem Leben eine entscheidende Wendung gegeben hat.Der zweifache Witwer, eben sechzig geworden, hat noch einmal geheiratet: „Ein Wesen von großem Reiz nach der menschlichen Seite hin.“ Dr. Ilse Kaul, 27 Jahre jünger als er, „hat eine groß? eigene zahnärztliche Praxis hier ganz in meiner
Ich war schon einmal hiergewesen, sechs Jahre mag es her sein. Es war gerade die Ubergangszeit: Aus Utters war kurz zuvor Illiers-Combray geworden. Ein unglaublicher Vorgang, vielleicht gibt's so was wirklich nur in Frankreich: Eine Stadt nimmt offiziell den Namen an, den ihr ein Dichter in seinem Werk gegeben hat.Hier hat Marcel Proust in Kindheitstagen seine Ferien zugebracht, und als er Jahrzehnte später, sein Hauptwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" entwerfend, die Erinnerung an jene frühen Sommer herbeibeschwört, nennt er den Schauplatz des Geschehens Com-bray.
„Mit dem ,Tod in Venedig” ist es eine ganz komische Geschichte, insofern als sämtliche Einzelheiten der Erzählung passiert und erlebt sind”, teilt Ka- tia Mann ohne viele Umschweife in ihren „Ungeschriebenen Memoiren” mit. Gott segne sie - endlich einmal eine ehrliche Zeugin, die sich nicht spreizt und nicht ziert, die nicht für jeden Beistrich im Werk eines Dichters, dem sie über die Schulter hat schauen können, das Walten einer höheren Vorsehung in Anspruch nimmt, die über das Phänomen des literarischen Rohstoffs nicht anders spricht als über eine gute Mahlzeit oder über
Er nahm ein Musterbuch vom Schreibtisch und blätterte; es zeigte bescheidene Grabmale aus Georgia-Marmor und Vermont-Granit. „Nein“, sagte sie ungeduldig, „an so was dachte ich nicht. Ich weiß, was ich will.“Er sah erstaunt auf. „Und das wäre?“„Den Engel draußen am Eingang.“ Er war betroffen. Er wollte nicht. Er biß sich die Lippen. Kein Mensch wußte, wie er an dem Engel hing. Vor den Leuten nannte er ihn seinen „Weißen Elefanten“ und verwünschte den Tag, an dem er ihn gekauft hatte. Sechs Jahre nun stand der Engel auf der Veranda, Wind und Wetter hatten ihm
Jeden Morgen zwischen vier und fünf sei das alte Männlein die schmale Stiege des Wertheimerhauses htnaufgekraxelt und habe sich, die Pawla’tschen entlang, zur Tempelpforte vorgetastet; an dem hölzernen Gitter, das die Frauenabteilung vom Hauptraum abtrennt, hängt noch immer seine Jarmulka. Leute mit schlechtem Schlaf konnten ihn dann hören, wie er seine Gebete sprach — stundenlang mitunter. Ja, es mochte Vorkommen, daß der eine und andere Nachbar davon aufwachte und sich beschwerte, so wenig er sonst gegen diesen Moritz Gabriel vorzubringen hatte. Die rührende Erscheinung, stets in
An Frau Muskat c/o Kis Viddm-park BudapestXIV Värosliget Straße des 1. MaiLiebe Genossin Muskat,ich habe lange gezögert, Ihnen diesen Brief zu schreiben. So vieles sprach dagegen. Es fing schon damit an, daß Sie ho^fetwahrschetalich — nein: mit Sicherheit — gar nicht Muskat heißen. Wie aber heißen Sie wirklich? Ist es nicht sträfliche Vermessenheit von mir, darauf zu bauen, daß der Postbote, der im Budapester Stadtwäldchen die Briefe austrägt, über soviel literarische Bildung verfügt, um zu wissen, daß seit Lilioms Tagen der Name Muskat untrennbar mit dem Metier der
Gibt es Stifters „Rosenhaus“ und Thomas Bernhards „Kalkwerk“, Kafkas „Schloß“ und Barbara Frischmuths „Klosterschulc“ in der Wirklichkeit? Sind Joseph Roths „Hotel Savoy“ und ödön von Horväths „Pension zur Schönen Aussicht“ Phantasiegebilde oder haben die Dichter sie realen Modellen nachgestaltet? Wo spielt Handkes Roman „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“, was ist aus Roseggers ..Wahlheimat“ und Doderers Strudlhofstiege geworden, wie hat sich Molnärs Liliom-Welt verändert? Hat es einen Sinn, die Suche nach Georg Trakts „Grodek“ aufzunehmen, nach Musils „Grigia“-Landschaft und nach Wildgans' „Übelbach“? Dietmar Grieser, Wahlösterreicher seit vielen Jahren und Literaturtourist aus Leidenschaft, hat sein Gastland und die angrenzenden Gebiete — vom heute sowjetisch verwalteten ehemaligen Galizien bis zur deutschen Sprachinsel in der Bergbauerneinöde der italienischen Dolomiten — nach jenen Plätzen durchforscht, die die Schriftsteller in ihren Werken zum „Ort der Handlung“ bestimmt haben, und er ist dabei — mit journalistischem Spürsinn und dichterischem Einfühlungsvermögen — zu den erstaunlichsten Ergebnissen gelangt. Seine Reisebilder sind nicht nur eine fesselnde Lektüre für jeden Literaturfreund, sondern zugleich Modell für einen neuen, anspruchsvollen Typ von Hobbytourismus — etwa von der Art: Südtirol — Hofmannsthal inbegriffen, Burgenland ä la Werfel, mit Altenberg nach Altenberg. Eine faszinierende Welt jenseits der ausgetretenen Fremdenverkehrspfade tut sich auf, und Dietmar Grieser lädt seine Leser dazu ein, auf eigene Faust und je nach Neigung weitere Teile dieser Welt zu erschließen. Sein Buch mit dem Titel „Schauplätze österreichischer Dichtung“ wird im Herbst 1974 im Langen-Müller-Verlag, München, erscheinen.
Deutsch-tschechischer Schlagbaum bei Waidhaus-Rosvadov. Fünfzehn Minuten Grenzformalitäten bei den Tschechen, gut das Zweifache bei den besorgten Landsleuten. Die Fahrt verläuft ohne das kleinste Hindernis: von Pilsen immer südöstlich in Richtung Strakonice. Gute, aber leere Straßen, erstaunlicherweise noch immer von frommen Marterln, Brücken, erstaunlicherweise noch immer von den alten Nepomuk-Fi-guren bewacht.Eine Klasse Zwölfjähriger wäscht im Kollektiv ihren am Dorfteich geparkten Schulbus; der Lehrer teilt die Schwämme dazu aus. Ein Acker: Soldaten helfen bei der
Der „Grillparzergeist“ ist giftgelb, hat ein zartbitteres Aroma und bereitet mir leichte Kopfschmerzen. Ich prüfe seine Wirkung an Ort und Stelle: Ist es Anis, was ich herausschmecke? Ein Kräuterlikör demnach— für alte Damen? Gut, daß ich nur die Probegröße genommen habe, um fünf Schilling. Es gibt auch eine aufwendigere, die Vorratsflasche, beide— wie das auf Neogotisch getrimmte Etikett ausdrücklich hervorhebt — „auf Grund langjähriger Erfahrung hergestellt“.Welche Art von Erfahrung das wohl sein mag? Erfahrung mit Dichtern? Oder vielleicht doch nur Erfahrung mit
„Hier ein Zimmer haben, ganz einsam ... und ein Tagebuch führen ...“ Wie gut kann ich den Dichter verstehen! Und wie sehr ist dieser Wunsch in diesen Tagen auch der meine geworden! Ich treffe also alle Anstalten, ihn mir wenigstens für ein paar Tage zu verwirklichen, und mobilisiere Freunde und Bekannte, Hausmeisterinnen und Makler; zuletzt erwäge ich sogar die Einrückung eines Inserats. So schön stelle ich mir das vor: Schon sehe ich mich an einem der Fenster der vornehmen Strudlhofgasse oder der ihr benachbarten Pasteurgasse Posten beziehen, bei Schönwetter mich über die Brüstung