"Die Matura war für uns immer zentral"

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Anno 1933 hat Dr. Erich Roland in Wien eine Maturaschule gegründet, 1997 übernahm sein Enkel Matthias von seinem Vater Peter die Leitung der Institution. Ein Gespräch mit Junior und Senior über die Zentral-und Externistenmatura sowie die Reifeprüfung an sich.

DiE FurchE: Viele träumen noch nach Jahren von der Matura. Sie auch?

Matthias roland: Ich träume durchaus davon, vor allem von der Mathematikmatura. Ich hatte großes Lampenfieber - wie beim Theater.

Peter roland: Ich träume oft, dass ich vor der Mathematik-Matura sitze und genau weiß, wie das Beispiel geht - aber der Bleistift ist abgebrochen und ich kann das, was ich im Kopf habe, nicht zu Papier bringen.

DiE FurchE: Früher war die Reifeprüfung eine Art "Eintrittskarte" in die Berufswelt. Heute bieten Fachhochschulen und Unis ihre eigenen Aufnahmeprüfungen an. Hat die Matura an Bedeutung eingebüßt?

Matthias roland: Nein, sie hat sogar einen höheren Stellenwert, weil ohne sie nichts mehr im Berufsleben geht. AHS-Matura oder Berufsreifeprüfung sind Grundvoraussetzungen, um einen attraktiven Job zu bekommen. Außerdem ist die Matura nach wie vor das Symbol für die höchste Stufe schulischer Allgemeinbildung. Sie hat aus geistig-kultureller Sicht einen ähnlichen Stellenwert wie das Erreichen des Ziels beim Marathonlauf aus körperlicher Sicht und gilt daher auch als "Wert für sich". DiE FurchE: Welche Menschen kommen zum Maturieren zu Ihnen?

Matthias roland: Die meisten kommen von öffentlichen Schulen. Aber auch Kinder von Diplomaten oder Industriellen, die keine Chance haben, den klassischen, ersten Bildungsweg zu beschreiten, sind darunter. Auch Musikern oder Leistungssportlern bieten wir flexible Ausbildungsmodelle an.

DiE FurchE: In einem Interview mit der "Presse" haben Sie einmal gesagt, dass es Ihrer Maturaschule gut gehe, weil es dem öffentlichen Bildungssystem schlecht gehe. Wo liegt das Problem?

Matthias roland: Ich glaube, dass dem Regelschulsystem an allen Ecken und Enden das Geld fehlt. Auch jetzt ist wieder von Einsparungsmaßnahmen und von der Streichung von Teamlehrern die Rede. In Regelschulen, die mit einer Matura abschließen, herrscht unter den Lehrern oft auch Angst vor dem Misserfolg der Schüler. Sie werden Jahre davor ausgesiebt, um die Erfolgsstatistik der Schule nicht zu beeinträchtigen. Unsere Lehrkräfte hier sind hingegen Partner.

Die Furche: Wie hat sich die Zentralmatura auf Sie ausgewirkt?

Matthias roland: Kaum. Wir waren ja nie Prüfer. Die Matura war für uns quasi immer zentral. Insofern nahm die Externistenmatura die Zentralmatura vorweg. Für die Vorbereitung ist es angenehmer und transparenter geworden. Bildungspolitisch ist aber gerade die Deutschmatura ein Horror. Literatur wird kaum mehr geprüft. Wollen wir das wirklich?

Peter roland: Um den Stellenwert der Literatur bei der Deutschmatura zu erhöhen, sollten statt drei künftig nur noch zwei Themenstellungen zentral vorgegeben werden; die dritte sollte der eigenen Lehrkraft überlassen werden und sich auf einen in dieser Klasse behandelten literarischen Bereich beziehen.

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