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Schütze aus der Dunkelheit

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Prächtige Symbole der Herr schaft, zierlicher Schmuck schö ner Damen, Hort des Beich tums und Ansehens: Die Römer konnten sich der Faszination des Goldes genau so wenig entziehen wie vor ihnen die Etrusker. Nun zeigt die Ausstellung „Die Magie des Goldes - antike Schätze aus Italien” im Kunsthistorischen Museum Wien rund 250 Objekte erlesenster Goldschmiedekunst aus den Jahrhunderten bis zum Zusammenbruch des römi sehen Reiches und aus der Renaissance.

Vier Bereiche geben Einblick in die Funktion goldener Gegenstände: Schmuck aus etruski-schen Gräbern kündet vom raffinierten Geschmack und von der hohen Handwerkskunst jenes geheimnisvollen Volkes. Die typische Technik der Goldgranulation ist erst in jüngster Zeit enträtselt worden. Armreifen, Ohrgehänge, Ket ten und Fibeln sind von zeitloser Eleganz, der gegenüber die Objekte aus Süditalien gröber wirken. Eine Sensation sind die vergoldeten Bronzestatuen von Cartoceto Sie wurden 1946 in der

Provinz Pesaro bei landwirtschaftlichen Arbeiten gefunden. Die lebensgroßen Figuren zweier Frauen und zweier Reiter waren schon in der Antike in Teile zerlegt und offensichtlich zum Einschmelzen vorbereitet worden.

In Florenz wurden sie nach neuen Verfahren restauriert und rekonstruiert. In Wien werden nun eine fast vollständig erhaltene Frauenstatue, ein Pferdekopf und der Torso eines Reiters mit dem zugehörigen Pferdekopf gezeigt. Solche Statuen wurden zu Ehren bedeutender Familien auf öffentlichen Plätzen aufgestellt. Warum sie zerschlagen und vergraben wurden, bleibt wohl für immer ein Geheimnis.

Der vierte Teil der Ausstellung zeigt antike Goldmünzen, die für Handelsbeziehungen auch mit weit entfernten Völkern benützt wurden. Die fein gearbeiteten Por-träts der Kaiser sind in ihrem künstlerischen Wert niemals übertroffen worden.

Alle diese Schätze sind in einem verdunkelten Raum präsentiert. Die Vitrinen sind schwarz ausgeschlagen und von Punktlampen beleuchtet. Diese Gestaltung ist anfechtbar, denn sie zwingt das Auge zur ständig wechselnden Adaption. Das verunsichert und ermüdet, außerdem wird eine verfremdete Atmosphäre geschaffen, denn alle diese Goldschätze waren nie für die Dunkelheit gedacht. Warum also nicht helles Licht? Die Präsentation in Dunkelheit wird in führenden Museen seit etwa einem Vierteljahrhundert nicht mehr verwendet. (Bis 2. Februar 1997)

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